Commander Perkins 05 - Verloren in der Unendlichkeit
Die Falle
Marces blickte dösend in die blaue Sonne, die den Zenit bereits überschritten hatte. Er wartete auf den Augenblick, an dem die Sonne von Ulehne zwischen den Ästen des Man-HannaBaums stand und sich ihr violettes Licht im See spiegelte. Das waren für ihn die schönsten Minuten des Tages.
Der Copaner Marces hatte die Aufgabe, den Baum zu bewachen. Solange er Baumwächter war, hatte sich noch nie etwas ereignet, was wert gewesen wäre, dem Bewahrungsorden zu melden. Marces erwartete auch nicht, daß sich das irgendwann ändern würde.
Doch er irrte sich.
Als er die Augen für einige Minuten schloß und danach wieder öffnete, um zu prüfen, wie weit die Sonne gewandert war, bemerkte er ein kastenförmiges Gerät, das auf drei Metallbeinen neben dem grauen Stamm stand.
Marces schloß die Augen wieder und überlegte. Er wußte, daß er hier draußen allein war. Die nächste Siedlung lag mehr als eine Flugstunde von ihm entfernt. Also konnte hier auch nichts erscheinen.
Oder doch? Er blickte erneut zu dem etwa zweitausend Jahre alten Baum hinüber und stellte fest, daß der Kasten mit den drei Beinen nicht verschwunden war. Keine optische Täuschung also. Das Ding war wirklich vorhanden.
Marces beobachtete, wie sich der Kasten langsam drehte, und plötzlich begriff er.
Gedankenschnell ließ er sich rücklings von dem Baumstumpf fallen, auf dem er gesessen hatte. Er landete im weichen Gras, wo er ausgestreckt liegen blieb.
Dabei erinnerte er sich an eine Nachricht, die über Zwischenraumfunk gekommen war.
Es waren Informationen über einen bislang unbekannten Feind des copanischen Staatswesens MITTLERES AUGE, der über eine neuartige Waffe verfügte. Diese Waffe war ein Transportmittel. Ein Transportmittel, mit dem Zeit und Raum in Sekundenschnelle überwunden werden konnte. Dazu waren keine Raumschiffr nötig. Der Feind vermochte ohne Zeitverlust Lebewesen oder Gegenstände von einem Planeten zum anderen zu befördern, indem er auf dem einen Planeten eine Maschine betrat oder Dinge in die Maschine legte, und auf dem anderen wie aus dem Nichts heraus erschien. Auch wenn der andere Planet Hunderte von Lichtjahren entfernt war.
Marces hatte diese Behauptung als puren Unsinn abgetan. Er war ein Angehöriger des mächtigsten Volks in der Milchstraße.
Er wußte, daß kein Volk über eine höherstehende Technik verfügte als die Copaner, also konnte auch keines eine solche Waffe haben.
Bis vor wenigen Sekunden war er davon auch überzeugt gewesen.
Jetzt begriff er, daß er sich geirrt hatte.
Du bist allzu hochmütig gewesen, Marces, schoß es ihm durch den Kopf. Du hättest die Warnung ernst nehmen müssen! Vorsichtig richtete er sich auf und spähte durch eine winzige Lücke im Gebüsch zum ewigen Baum hinüber. Daß die Sonne nun tief stand und eine violette Färbung angenommen hatte, nahm er gar nicht wahr. Dafür sah er, daß nun eine Metallkiste neben dem Ding mit den drei Beinen, das er für eine Kamera hielt, erschienen war.
Geduckt lief er davon.
Er kannte sich im Wald aus wie niemand sonst. Obwohl er noch niemals zuvor hatte darauf achten müssen, daß man ihn nicht sehen konnte, schaffte er es, stets in Deckung zu bleiben und sein Haus zu erreichen, das auf einer Lichtung stand.
Aufatmend schloß er die Tür hinter sich. Er lehnte sich dagegen, um abzuwarten, bis sich sein Herzschlag etwas beruhigt hatte. Er wollte nicht gar zu aufgeregt erscheinen, wenn er mit den Männern vom Bewahrungsorden sprach. Oft genug hatten sie ihn ihre Überlegenheit und Mißachtung fühlen lassen. Daher wollte er nun so lässig und ausgeglichen wie möglich erscheinen und sich daran weiden, daß sie nervös wurden.
Die Sonne stand tief und strahlte durch das Fenster herein.
Daher riskierte Marces einen Blick nach draußen. Er wußte, daß die Scheiben nur von innen heraus durchsichtig waren, so daß die Kamera ihn nicht erfassen konnte.
Die Kiste klappte auf und ein vierbeiniger Roboter mit einem kugelförmigen Rumpf kroch heraus. Die Maschine eilte zum ewigen Baum und brachte dort verschiedene Gegenstände an.
Der Wächter erschrak.
Seine Aufgabe war, dafür zu sorgen, daß niemand den Baum beschädigte. Unter diesem Baum war vor mehr als tausend Jahren das Kind einer copanischen Herrscherfamilie geboren worden, und er war zum Symbol der Macht dieses Herrscherhauses geworden. Noch heute gehörten die
Weitere Kostenlose Bücher