Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
Vom Netzwerk:
Mensch endlich.
    Banavred zuckte zusammen, straffte sich aber sofort.
    »Sie haben dir so wenig getan wie ich«, sagte er. In seiner Stimme lag Erschöpfung, und in seinem Blick mehr Sorge um seine Frau, als er verbergen konnte. »Es ist Unrecht, was du tust. Gib uns endlich frei!«
    »Unrecht, ja?«, lachte der Schwarze. »Und die Freiheit verlangst du? Nach welchem Recht, frage ich mich? Oh, ich weiß, ihr habt Gesetze   – und schreibt sie auf in euren törichten Büchern. Nun, ich fürchte, es wird dir nur nichts nützen, sie mir aufzusagen. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Wir haben Schwerter, kleiner Mann.«
    Ein eisiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Genug davon. Kommen wir zu deinen Freunden. Ihr wisst inzwischen, wer ich bin, nehme ich an.« Er richtete seinen Blick erst auf Mellow, schwenkte dann herum und fragte: »Wer von euch beiden lästigen Kröten hat den Pfeil abgeschossen?«
    Finn hatte mit allem möglichen gerechnet, aber nicht mit einer solchen Frage.
    »Was für einen Pfeil denn?«, platzte er heraus. Er wechselte einen hilflosen Blick mit Mellow.
    Der Schwarze beugte sich zur Seite und nahm einen Pfeil auf, der, von den Vahits unbemerkt, auf der Armlehne des Thronsitzesgelegen hatte. Der Schaft war sehr lang und aus grauem Holz geschnitzt, welches Finn auf Anhieb keiner ihm bekannten Baumart zuordnen konnte. Zwei gleichfalls graue und eine rötliche Feder steckten am hinteren Ende; die dreiblättrige Spitze bestand aus einem Finn völlig fremden Metall. Flecken wie von angetrocknetem Blut verunzierten das vordere Drittel seiner Länge. »Diesen hier. Erkennst du ihn wieder?«
    »Nein, ich   – ich habe ihn noch nie gesehen.«
    »Nein, du hast ihn noch nie gesehen.« Saisárasar nickte, als habe er nichts anderes erwartet. »Wie schade. Ihr leugnet also auch. Schade für euch. Ich wollte es im Guten versuchen. Aber meine Geduld ist knapp bemessen, meine Zeit äußerst begrenzt, und ich bin eure Ausflüchte leid.« Der Schwarze deutete hinüber zu den gewaltigen Vögeln und fuhr fort. »Es dauert lange, einen Criarg abzurichten, und noch länger, bis er das Fliegen mit einem Reiter gewöhnt ist und freiwillig duldet. Umso ärgerlicher ist es, mit anzusehen, wie ein gutes Reittier sinnlos stirbt. Tödlich verwundet von einem Pfeil, wie ihr natürlich wisst   – gestern, drüben, in den nördlichen Bergen. Mit letzter Kraft trug es mich hierher zurück, und verendete, kaum dass es gelandet war. Sie stinken, wenn sie tot sind; darum haben wir es verbrannt. Gleichwohl fehlt es uns. Ich weiß nicht, wie ihr es vollbracht habt, und das Wie ist mir auch gleich. Entweder war es ein Meisterschuss oder ein tödliches Geschick. Auf Meilen gibt es niemanden hier, außer uns und euch; und wir waren es nicht. Nur wer es getan hat, will ich wissen. Wer von euch kleinen Kröten also war es?«
    Saisárasars Blick durchbohrte Finn.
    »Keiner von uns war es!« Finn starrte trotzig zurück. »Ich wollte allerdings, es wäre wahr, und wir …«
    »Wir kommen nicht von den Bergen«, mischte sich Mellow ein. »Wir haben keine Bögen, wie du genau weißt, und erst recht keine Pfeile. Und unsere Arme haben schon überhaupt nicht die Kraft, einen solch langen Pfeil zu verschießen! Wir können es gar nicht getan haben!«
    Der Schwarzgewandete wandte seinen Blick erst zu Mellow und blickte dann über ihn hinweg. »Sollte es diese quakende Kröte wagen, noch einmal ungefragt zu quatschen, so quetschst du ihr die Schulter ein!«, zischte er den Gidrog an, der hinter Mellow stand. Mellow schrie auf, als der so Angefahrene seiner Wut Ausdruck verlieh, indem er dem Vahit mit eisernem Griff um die Schulter einen Vorgeschmack gab.
    »Ausflüchte!«, zischte Saisárasar. Er zeigte auf den Gidrog hinter Finn. »Also denn! Hol die Frau herbei! Sie wollen es nicht anders!«
    Eine andere Hand grub sich in Finns Oberarm; es war die desjenigen, der auch Mellows Schulter umklammert hielt. Der Angesprochene lief von der Anhöhe hinüber zum ersten Haus, in dem er verschwand. Nur wenig später erschien er wieder in der Tür. In seinen Armen hing eine Vahitfrau; sie war ohnmächtig, wie es schien, denn Arme und Beine schlenkerten schlaff herab.
    »Anselma!«, rief Banavred erschrocken. Er wand sich vergebens unter den Fäusten des Gidrogs, der ihn so sicher hielt, wie es eine Kette nicht besser vermocht hätte.
    »Schmeiß sie dort vor die Stufen!«, befahl der Mensch dem Zottelhaarigen mit lauter Stimme. Der Gidrog warf

Weitere Kostenlose Bücher