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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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zurückkehrten.
    Rorig selbst war in einem anderen Auftrag unterwegs: Er und Dhela geleiteten Gatabaid an die andere Seite des Dorfes, heim zu ihren Eltern. Nach nicht enden wollenden Umarmungen und vielen Tränen der Eltern wie der Kinder brachte Rorig den Holzfäller und seine Frau endlich dazu, ihm zuzuhören, und er berichtete der erleichterten Familie in aller Kürze von Mellows und Finns Heldentaten, wie er es nannte.
    Circendil saß derweil allein in der Gaststube an einem Tisch beim Fenster und säuberte sein Schwert, als die solcherart zu Helden Ernannten die Stiege herunterpolterten, mehr müde als ausgeschlafen und hungrig wie die Fuílferran. Sie hatten sich noch nicht ganz zu ihm an den Tisch gesetzt, als Rorig von draußen die Tür öffnete und einen gedrungenen Vahit hereinschob, der seine Mütze in der Hand knetete und verlegen zu Boden blickte, ohne den Stuhl zu nehmen, den Rorig ihm anbot.
    »Das ist Gandh Blässner«, stellte der Wirt den Vahit vor. »Der Vater von Ianam und Gatabaid. Und das ist Guinda, seine Frau.« Jetzt schob Dhela eine dünne Frau durch die Tür, an deren Rockzipfel Ianam und Gatabaid hingen, und sie stellte sich neben ihren Mann, ein feuchtes Tuch in den Händen, mit dem sie immer noch Tränen auffing, die einfach nicht aufhören wollten zu fließen.
    »Ich möchte euch danken«, sagte Gandh mit rauer Stimme. »Wir wollen dir danken, meine ich, Herr Mellow. Und auch dir, wenn du Herr Finn bist, wie ich annehme. Obwohl ich nicht weiß, wie.« Er warf einen unsicheren Blick zu dem schweigsamen Menschen am Tisch, der in einer Nische im Halbdunkel saß und eben sein Schwert neben sich lehnte. Gandh war schon unbehaglich genug zumute, das konnten sie sehen; aber der Anblick eines Fremden, noch dazu der eines baumlangen Menschen, der ein Schwert mit sich führte, das war fast zu viel für ihn.
    »Ihr   … ihr habt uns unsere beiden Kinder wiedergegeben, Herr Mellow. Erst den Sohn und nun die Tochter, die wir alle beide verloren glaubten. Ihr habt das Unmögliche vollbracht und uns unser Leben zurückgegeben, und wenn ich euch irgendeinen Gefallen tun …«
    »Oh, das kannst du«, fiel Mellow ihm in die Rede. »Zunächst einmal könnt ihr euch alle hinsetzen, es sind genug Plätze da.«
    Endlich sanken sie auf Stühle nieder. »Sodann«, fuhr Mellow fort, »bin nicht ich allein dafür verantwortlich. Es ist ein gehöriger Teil Glück im Spiel gewesen, schon vor Tagen beim Finden des Jungen. Dankt dem Himmel, dass es so war, und nicht mir. Ehre, wem Ehre gebührt. Meinem Freund Finn hier ist es wiederum zu verdanken, dass wir überhaupt Gatabaid befreien konnten. Ernahm sich ihrer an, als es zuvorderst um sein Leben ging. Und ich kenne nicht viele, die getan hätten, was er ganz selbstverständlich tat. Aber damit nicht genug!«, betonte er und deutete auf den Dir. »Ohne Herrn Circendil hier wären wir indes alle niemals mehr in einem Stück ins Hüggelland zurückgekehrt, und ohne seine Heilkunst wäre Eure Tochter längst am Wundfieber erkrankt oder an noch Schlimmerem. Ihm gebührt euer Dank wenigstens ebenso oder mehr, wenn ihr schon wem danken wollt. Er hat große Hände, wie du siehst, Herr Gandh, und wenn ihr alle sie schütteln wollt, dann immerzu. Er beißt nicht, wie ich euch versichern darf; wenn er auch eigenartige Vorstellungen davon hat, wann genau wer sein Schwert wie weit zu tragen hat.«
    Zögernd streckte da der Holzfäller Circendil die Hand entgegen. »Dann nehmt meinen Dank, Herr«, sagte er. »Da ich Eure Sitten nicht kenne, sage ich vielleicht das Falsche, aber ohne Absicht, Herr. Wir   – meine ganze Familie und ich   – sind ewig in Eurer Schuld, und wir …«
    »… sollten an dieser Stelle aufhören, sonst verschuldet Ihr Euch noch«, sagte der Mensch freundlich und blinzelte Gatabaid zu. »Euer Dank ist wohlgemeint, und ich nehme ihn gern an, aber er ist nicht vonnöten. Ich bin ein Medhir des Ordens zu Daven, und anderen in ihrer Not zu helfen ist ein Teil des Eides, den wir Aman schworen. Hier, nehmt meine Hand, und damit solltet Ihr Euch den wahren Erfordernissen dieses Tages widmen.«
    Sie schüttelten einander inniglich die Hände, ohne dass Gandh wirklich verstand, wovon der Mensch gesprochen hatte; sein fragendes Gesicht sprach Bände.
    Dann war es an Finn, die Hände der Blässners zu drücken. Obwohl er ein Vahit war, machte der bekannte Name Fokklin die Holzfällerfamilie nicht weniger verlegen, als zu dem unheimlichen Menschen zu

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