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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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alle Mühe gegeben hat.«
    »So hat er auch mit Dir gesprochen? Er ist persönlich mit Dir verkehrt?«
    »Ja. Er ist sogar zuweilen in meine Wohnung gekommen.«
    »In Gegenwart Deiner Frau?«
    »Nicht nur das, sondern auch in Gegenwart meiner Schwiegermutter.«
    »Welch eine Unvorsichtigkeit von ihm!«
    »Unvorsichtigkeit? Ah, Du kennst ihn schlecht. Er ist ein schlauer Patron und versteht es, zu berechnen.«
    »In einer solchen Unvorsichtigkeit kann doch unmöglich eine Berechnung liegen!«
    »Es ist eben keine Unvorsichtigkeit. Er wußte, daß ich arm bin und mich in Noth befand. Noth bricht Eisen und bethört das Gewissen. Wenn man im Elende steckt und eine Mutter ihre Kinder hungern sieht, sehnt sie sich nach Hilfe, ohne zu prüfen, ob dieselbe auf einem gesetzlichen Wege erlangt wird. Darum hat der Pascherkönig mich in Gegenwart meiner Frau und Schwiegermutter aufgesucht. Er bot einen hübschen Lohn; wir brauchten Geld; was er von mir verlangte, war nicht direct etwas Unrechtes; meine Frau jammerte; das Geld stach ihr in die Augen – na, ich wurde schwach, und da er mich bedrohte, falls ich ihm nicht gehorsam sei, ging ich darauf ein. Das ist die Sache.«
    »Was hast Du denn für ihn zu thun gehabt?«
    »Hm! Es ist nicht nothwendig, davon zu reden. Du hast vielleicht gehört, wie er die Ausplauderei bestraft.«
    »Ja. Aber ich habe Dir doch auch verrathen, welches Geschäft ich mit ihm gemacht habe.«
    »Das kannst Du. Ich bin Dein Bruder.«
    »Und ich bin der Deinige!«
    »Das ist richtig. Na, Du wirst es ja nicht weiter reden. Ich habe zuweilen einen Brief besorgt.«
    »An wen?«
    »Das darf ich ganz gewiß nicht sagen.«
    »Hast Du nicht gewußt, was darin steht?«
    »Nein. Denkst Du, der Waldkönig weiht seine Boten in seine Geheimnisse ein? Das darfst Du ihm nicht zutrauen.«
    »Aber die Sache ist gefährlich für Dich!«
    »Das sehe ich auch ein. Ich werde mich nicht lange mehr mit ihm abgeben.«
    »Pah! Er hat Dich fest und wird Dich zwingen. Wer dem Teufel einmal einen Finger giebt, dem zwingt er auch nach und nach die ganze Hand ab!«
    »Das ist eine Redensart. Ich bin schwach gewesen und habe ihm den Finger gegeben; mehr aber bekommt er nicht, darauf kannst Du Dich verlassen. Und wenn er mir droht, so weiß ich, was ich thue.«
    »Nun, was?«
    »Ich stelle mich so, als ob ich ihm gehorche, thue aber trotzdem, was ich will.«
    »Bruder, wage Alles, nur dieses nicht!«
    Der Musterzeichner zog die Brauen zusammen und antwortete:
    »Vergiß nicht, daß ich kein Kind bin! Ich habe die Armuth und das Elend kennen gelernt, aber mit den Gerichten habe ich noch nichts zu schaffen gehabt, und davor werde ich mich auch in Zukunft hüten. Der Waldkönig mag bestehen, so lange er will; einmal aber kommt doch seine Zeit, einmal bricht seine ganze Sache zusammen, und dann sind auch alle Diejenigen verloren, die es mit ihm gehalten haben. Ich mag nicht dabei sein!«
    »Das ist Alles recht gut; aber er hat Dich einmal fest, und ich glaube nicht, daß er Dich wieder aus dem Garne läßt.«
    »Er wird mich schon herauslassen müssen. Will er mich zwingen, so kehre ich den Spieß um. Wenn nur – hm!«
    Er hielt inne und blickte nachdenklich vor sich nieder.
    »Was meinst Du?« fragte sein Bruder.
    »Wenn ich nur einmal Einen, nur diesen Einen treffen und mit ihm sprechen könnte!«
    »Mit wem?«
    »Mit dem Fürsten des Elendes.«
    »Sakkerment! Ja, da hast Du Recht. Der ist ganz gewiß dem Waldkönige gewachsen.«
    »Und – was nämlich die Hauptsache ist – er hat die Absicht, ihn zu fangen. Das merkt man aus Allem, was man von ihm hört.«
    »Ja, aber wie und wo ihn treffen!«
    »Das habe ich mich auch gefragt, und da bin ich auf einen recht guten Gedanken gekommen. Du weißt doch, daß er bei dem Pfarrer gewesen ist?«
    »Ja, am Sonntage. Er hat für die Kinder Beyers gesorgt.«
    »Nun, es läßt sich erwarten, daß er sich einmal nach ihnen erkundigt. Und wo wird er das thun?«
    »Jedenfalls beim Pfarrer.«
    »Entweder bei diesem oder bei Hausers, wo die Kinder untergebracht worden sind. Ich werde also zum Pastor und zum alten Hauser gehen. Kommt der Fürst des Elendes zu ihnen, so mögen sie es ihm sagen, daß ich mit ihm zu sprechen habe.«
    »Ganz gescheidt! Und gerade von diesen Beiden hast Du nicht zu befürchten, daß sie Dich verrathen werden.«
    »O nein. Das sind zwei sichere Männer. Und wenn er dann zu mir kommt, soll ich auch von Dir mit ihm reden?«
    »Wegen meines Kellers?«
    »Ja.«
    »Hm! Das will

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