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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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natürlich keine Ahnung hat, daß der Whisky vergiftet ist, will mich nun vom Trinken abhalten, indem sie behauptet, sie habe den Whisky vergiftet. Ich halte das selbstverständlich nur für einen Trick, mir das Trinken zu verleiden, lache sie aus und trinke. Kurze Zeit darauf breche ich vergiftet zusammen: Sie müssen sich das einmal anschauen, Mister... äh...«
    » Veramonte .«
    »Ja, richtig, Veramonte . Italiener?«
    »Mein Vater ist eingewandert.«
    Er zwinkerte mit den Augen.
    »Tüchtige Leute, diese Italiener. Al Capone, Costello und noch ein paar. Lauter prächtige Gangster.«
    »Nehmen Sie ruhig an, ich sei auch einer, Mister Murchison «, sagte ich.
    »Ich wollte Sie nicht kränken, Veramonte . Aber... was sagte ich gerade? Ach ja — Sie müssen sich mein Stück wirklich mal anschauen. Diese Vergiftungsszene ist einfach großartig. Ganz echt, wissen Sie, mit Schaum vor dem Mund — ein Stückchen Seife, alter Trick —, und an dieser Stelle kreischen immer ein paar Weiber im Zuschauerraum, dann weiß ich, daß ich gut war. Bei der Szene geht nun draußen ein Polizist vorbei, blickt durchs Fenster, weil er mein Gebrüll gehört hat, stürmt herein, und ich kann ihm gerade noch sagen, daß meine Frau zugegeben hat, mich vergiftet zu haben. Dann bin ich tot. Sie wird daraufhin wegen Mordes angeklagt. Ihr Bruder erklärt jedoch dem Gericht, daß er das Gift in den Whisky getan habe. Hierauf gestehen die beiden Freunde, ebenfalls Gift in mein Glas geschüttet zu haben. Das Gericht aber hält das für ein durchsichtiges Manöver, um Mabel freizubekommen, und verurteilt sie zum Tode. Wie finden Sie das?«
    »Nun — hart«, sagte ich. »Soviel ich gehört habe, ist das Stück ein Bombenerfolg.«
    »Und ob«, nickte Murchison . »Natürlich weil ich diesen Säufer so toll hinkriege.«
    »Und nun glauben Sie, man wolle Sie abmurksen?«
    Er verzog sein Gesicht.
    »Ihre Ausdrucksweise gefällt mir nicht, Veramonte .«
    »Sie wollten ja auch von mir keinen Sprachunterricht, wenn ich mich nicht irre. Was also hat das Stück mit Ihnen zu tun?«
    »Verstehen Sie doch!« rief er. »Verstehen Sie doch, was das für mich bedeutet! Wenn nun einer von den drei Burschen eines Abends wirklich Gift in den Whisky tut! Ich trinke das Zeug ahnungslos, krepiere, und dann? Es hat noch niemals für einen Mörder eine so günstige Gelegenheit gegeben, ungestraft zu morden, begreifen Sie das? Nur einer von den dreien braucht mir tatsächlich Gift ins Glas zu schütten, auf offener Bühne, vor allen Leuten — wie will die Polizei hinterher feststellen, wer es getan hat? Das ist doch sozusagen die Möglichkeit zu einem perfekten Mord! Diese Frage konnte mir auch Mister Bray nicht beantworten.«
    Ich grinste Murchison an.
    »Wirklich«, sagte ich, »diese Idee ist faszinierend! Mich wundert, daß Sie überhaupt noch leben. Sie halten also Ihre drei Kollegen ohne Bedenken für Mörder, was? Haben Sie denn Anhaltspunkte dafür, daß einer davon Sie wirklich aus der Welt schaffen möchte?«
    Er zuckte mit seinen runden, fetten Schultern.
    »N-nein«, sagte er zögernd.
    »Also bitte«, sagte ich. »Dann läßt sich da doch nichts tun. An Ihrer Stelle würde ich statt Whisky Wasser in das Glas füllen lassen; dann würden Sie es ja gleich merken, wenn Gift drin wäre.«
    Seine Augen leuchteten auf.
    »Teufel, ja!« rief er. »Das ist die einfachste Lösung!«
    Ich war mir klar darüber, daß er ein hochgradiger Hysteriker war. Oder er verschwieg mir etwas.
    »Allerdings müssen Sie sich vorher schon überlegen, was Sie tun werden, wenn Ihnen jemand zum Spaß ein wenig Chinin ins Wasser gibt. Das schmeckt dann nämlich grauenhaft bitter, und Sie könnten Ihre Szene womöglich nicht richtig spielen.«
    Es machte mir großen Spaß, ihn ein wenig auf den Arm zu nehmen, aber das schien er gar nicht zu bemerken. Er nahm die Bemerkung völlig ernst und sagte:
    »Tja — da haben Sie auch wieder recht. Aber vielleicht kommen wir noch dahinter, was zu tun ist.«
    »Wie wäre es denn«, schlug ich vor, »wenn Sie überhaupt nicht trinken. Sie tun einfach nur so.«
    Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Das geht nicht. Sie glauben gar nicht, wie die Leute mich beobachten. Nein, das würde unecht wirken...«
    Er blickte mich aus halb geschlossenen Augen an. »Wissen Sie—hm—ich habe natürlich einen Grund für meine Besorgnis.«
    »Also doch!« sagte ich. »Erpressung?«
    Er zuckte zusammen und sog hastig an seiner Zigarre, bis sie wieder richtig

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