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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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oder drei Sekunden war es ruhig in der Leitung, dann fragte Bray :
    »Sie meinen also, daß er nicht nur an einer Art Verfolgungswahn leidet?«
    »Nein. Ich glaube sogar, daß er Dreck am Stecken hat. Er hat sich diesen Preisboxer Mike Johnson gechartert, der ihn auf Schritt und Tritt bewachen muß. Ich glaube, daß er in einer schrecklichen Angst lebt, aber daß er mindestens genausoviel Angst hat, zu sagen, weshalb.«
    »Halten Sie die Augen offen«, sagte er. »Sie können mich jederzeit anrufen. Und, Tonio, seien Sie vorsichtig.«
    Ich versprach, auf mich aufzupassen, und hängte ein. Dann kehrte ich zum Tisch zurück und bestellte mir ein Full Course Dinner für zwölf Dollar fünfzig, das mir besonders gut schmeckte, weil Murchison es bezahlte.
    Nach dem Essen, etwa um neunzehn Uhr dreißig, verabschiedete ich mich. Ich versprach, pünktlich zum letzten Akt im Theater zu sein, kaufte mir noch Zigaretten und entdeckte dabei Fotopostkarten von berühmten Schauspielern. Nachdem ich eine von Murchison und eine von Mary Spencer gefunden hatte, kehrte ich wieder zu Murchisons Tisch zurück.
    Murchison und Mary Spencer tuschelten eifrig miteinander und fuhren auf, als ich neben ihnen stand.
    »Was ist los?« fragte Murchison . In seiner Stimme klang echte Angst.
    »Nichts Besonderes«, sagte ich und legte die Fotokarten auf den Tisch. »Ich möchte Sie beide nur um ein Autogramm bitten.«
    Murchison atmete erleichtert auf, zog seinen goldenen Füllhalter aus der Tasche und unterschrieb. Auch Mary Spencer setzte ihren Namen unter das Foto, worauf ich mich endgültig verzog. Beim Portier ließ ich mir noch Datum und Zeit auf die Karten stempeln, dann fuhr ich nach Hause.
    Tante Elena empfing mich mit einem Schwall von Vorwürfen.
    Ich gab ihr die beiden Postkarten.
    »Hier, bitte. Mein Alibi. Ich komme gerade von Perino’s , wo ich mit den beiden gespeist habe. Ich nehme an, daß du dir den Weg zum Notar wieder mal sparen kannst.«
    Sie blickte kopfschüttelnd erst die Karten, dann mich an und schrie :
    »Das ist eine Frechheit, Tonio, mich so hereinzulegen. Wie soll ich denn künftig noch wissen, ob du lügst oder nicht, wenn du nun plötzlich anfängst, die Wahrheit zu sagen?«
    Als ich mein Zimmer betrat, schreckte Miss Simpson aus dem Schlaf auf. Sie sträubte ihre Federn, schaute mich böse an und schnarrte :
    »Nichts als Schererei! Nichts als Schererei! Verdammtes Lumpenpack!«
    Auch diese Redewendung stammte aus dem Wortschatz meiner Tante und wurde meistens angewandt, wenn Handwerker im Hause waren.
    Ich zog meinen dunklen Anzug an, lud meine Kleinbildkamera mit einem hochempfindlichen Film, genehmigte Miss Simpson und mir noch ein kleines Schlückchen Whisky, und dann machte ich mich auf nach Pasadena.
    Ich zuckelte gemütlich die Figueroa Street hinauf bis zum Colorado Boulevard, in den ich rechts einbog. An der Kreuzung El Molino Avenue fuhr ich südlich, und zwanzig Minuten später parkte ich in der Nähe des Theaters.
    Murchison hatte mir gesagt, er würde mich in der Pause in der Theaterkantine treffen. Bis dahin hatte ich noch fast eine halbe Stunde Zeit.
    Ich ging durch einen Seiteneingang über den Hof direkt zur Kantine, wo ich mir Kaffee bestellte.
    Ein paar junge Leute saßen herum, die ich für Statisten hielt. Wahrscheinlich kamen sie erst ganz zum Schluß als Publikum in der Gerichtsszene dran. In einer Ecke hockten vier Bühnenarbeiter beisammen, tranken Bier und schimpften auf die Gewerkschaft.
    Als mir der Kellner die zweite Tasse Kaffee quer über den Tisch zuschob, betraten zwei junge Männer den kahlen Raum. Sie setzten sich an den Nebentisch, bestellten Gin Fizz , und dann vertiefte sich der eine in eine Zeitung. Der andere wühlte in seinen Taschen, stand auf und ging zum Büfett. Ich sah, wie er Zigaretten kaufte und dann zur Toilette ging.
    Ich kannte die beiden vom Sehen. Es waren die jungen Schauspieler, die im letzten Akt als Freunde von Mabels Bruder auftraten.
    Der Mann, der hinausgegangen war, hieß Frank Hays, der andere war Glen Morgan. Ich stand auf und ging ebenfalls auf die Toilette. Frank Hays stand im Waschraum und trocknete sich gerade die Hände unter dem Heißluftföhn.
    Ich tat, als wäre ich überrascht, ihn hier zu treffen.
    »Hallo!« sagte ich. »Sie sind doch Mister Hays?«
    Er warf mir einen raschen Blick zu.
    »Ja — und?«
    »Ich brauche eine kleine Story für das Hollywood-Magazin«, sagte ich.
    Er ließ den Fußschalter los, und das Heißluftgerät hörte

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