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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Bluse mit grünen und weißen Blumen getragen und fantastisch ausgesehen. Als Dad sie vorgestellt hatte, hatte sie Bennys Hand geschüttelt und gesagt: »Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Benny.«
    Am Unterarm hatte sie eine blasse Narbe in der Form eines Hufeisens. Er wollte sie danach fragen, traute sich aber nicht.
    Der Tag war bewölkt, weshalb niemand in den Pool stieg und er sie nicht im Badeanzug zu sehen bekam. Beim Abendessen saß sie ihm gegenüber. Obwohl es noch nicht dunkel war, hatte sein Vater Kerzen angezündet. In dem flackernden Licht glänzte ihr Haar golden. Er fand sie sehr nett. Trotzdem benahm sich Julie fürchterlich. Nach dem Essen nahm Tanya ihn und Julie mit ins Kino. Als sie wieder nach Hause kamen, war Karen weg. Als Dad sagte, sie werde bei ihrem Campingausflug mitkommen, drehte Julie durch. »Warum müssen wir sie mitnehmen? Ich kann sie nicht mal leiden! Ich will nicht fahren, wenn sie dabei ist.« Dad wirkte niedergeschlagen und fragte, warum sie Karen nicht möge. »Ach, vergiss es!«
    »Ich finde sie nett«, sagte Benny.
    »Ich auch«, erklärte Dad.
    Manchmal konnte Julie richtig blöd sein.
    »Hat jemand Hunger?«, riss ihn Dad aus seinen Gedanken.
    »Ich!«, sagte Benny.
    Julie zuckte die Achseln und las weiter in ihrem Buch.
    »Julie?«
    »Mir egal.«
    »Ich könnte einen Happen vertragen«, meinte Karen und blickte dabei Dad an. Benny sah kurz ihr Profil, ehe sie sich wieder nach vorn wandte. Er seufzte. Mann, sie war echt eine Schönheit.
    »Gut«, sagte Dad. »In ein paar Minuten sind wir in Gorman. Wir halten an und frühstücken eine Kleinigkeit.«
    »Pass auf«, sagte Flash. Seine Stimme blieb ruhig, aber er stützte sich mit einer Hand am Armaturenbrett ab, als ein Sattelzug auf ihre Spur zog. Der Laster fuhr auf der steilen Steigung zum Tejon Pass nur halb so schnell wie sie. Sie schlossen rasch auf.
    Nick steuerte den Wagen eine Spur nach links und schoss an dem Truck vorbei.
    »Dämliches Arschloch«, murmelte Flash. Er nahm seine Hand vom Armaturenbrett. Nick sah nervös aus. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Der Junge nickte und leckte sich über die Lippen.
    »Dieser … Er hatte überhaupt keinen Grund rüberzufahren.« Flash atmete zweimal tief durch und zog eine White Owl aus seiner Hemdtasche. Mit zitternden Fingern riss er die Zellophanverpackung auf. Er steckte die Zigarre in den Mund und zündete sie an, dann kurbelte er die Scheibe herunter, um den Rauch abziehen zu lassen.
    »Ich sag dir was, Nick. Vietnam war nicht so gefährlich wie diese verfluchten Schnellstraßen. Verdammte Lastwagenfahrer. Versuchen, einen bei jeder Gelegenheit über den Haufen zu fahren. Man geht und fährt ihnen am besten aus dem Weg.«
    Nick warf ihm einen Blick zu. Er wirkte immer noch verunsichert. »Schade, dass das hier keine F-8 ist«, sagte er. »Sonst könnten wir sie von der Straße pusten.«
    »Guter Junge. Glaub mir, wir hatten unseren Anteil daran, Scott und ich. Wir haben uns ganze Konvois auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad vorgeknöpft und ihnen die Scheiße aus dem Leib gebombt.«
    »Arnold«, beschwerte sich Alice vom Rücksitz aus. Das hatte sie mitbekommen. Er sah nach hinten. Die Zwillinge schliefen. Rose war gegen die Tür gesackt, und Heather lehnte an ihr.
    »Ich spreche leiser«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    »Hör einfach auf, solche Wörter zu benutzen.«
    Er schnippte die Asche ab und nahm einen tiefen Zug von der Zigarre. Rauch waberte um sein Gesicht. Rauch füllte das Cockpit. »Blue Leader, hier ist Flash. Bei mir hat’s eingeschlagen.«
    Er schüttelte ruckartig den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden, während sein Herz zu rasen begann und sich sein Magen in einen Eisklumpen verwandelte. Oh Gott!
    Der Kombi fuhr den Berg hinunter und nahm Geschwindigkeit auf.
    »Nicht so schnell«, ermahnte er Nick.
    Sein Sohn sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Geht’s dir gut, Dad?«
    »Klar. Alles in Ordnung.« Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Die Erinnerungen wollten zurückkehren. »Gut, gut, gut«, sagte er schnell, um seine Gedanken in Schach zu halten. »Wir sind über den Berg. Die alte Karre hat es nochmal über den Pass geschafft. Es ist bestimmt höllisch heiß unten im Tal. Zum Glück haben wir eine Klimaanlage.«

3
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    »Ich habe sie geopfert, Ettie.«
    Sie starrte auf die nackten Leichen des jungen Mannes und der jungen Frau, die nebeneinander ausgestreckt vor dem Zelt lagen. Der Mann lag auf dem Bauch und hatte eine schreckliche Wunde

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