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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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durch nichts bestätigt worden.
    Doch wie dem auch sein mag – Don Juan blieb nur kurze Zeit in Elanchove; höhere Befehle zwangen ihn, seinen Aufenthalt im Schloß seiner Väter abzukürzen. Er reiste ab und überließ seine Gemahlin der besonderen Sorgfalt eines alten Dieners; aber er verließ sein Heim, um nicht wiederzukehren. Eine französische Kugel erreichte ihn in einem der Kämpfe, die der Schlacht bei Burgos vorangingen.
    Den getrübten Freuden der ersten Zeit ihrer Ehe folgte nun für Donna Luisa die Trauer eines frühzeitigen Witwenstandes. Um diese Zeit, als das Schloß von Elanchove der düstere Zeuge des Schmerzes der Gräfin von Mediana war, beginnt unsere Erzählung: im Monat November 1808.
    Man kann sich wohl denken, daß der Hafen von Elanchove, vereinzelt, wie er an der Küste der Biskaya lag, seine Besatzung von Küstenwächtern hatte. Ihre Lage war jedoch damals traurig. Die spanische Regierung stritt ihnen zwar keineswegs ihren Sold ab, vergaß aber anderseits ständig, ihnen diesen auszuzahlen. Dazu kam noch, daß die Schmuggelei, mit der sie sich durch Beschlagnahme der Güter zuweilen hätten entschädigen können, gänzlich darniederlag. Die Schmuggler hüteten sich wohl, Leuten zu trotzen, deren Not ihre Wachsamkeit verdoppelte. Vom Capitan der Grenzjäger, Don Lucas Despierto, an bis zum geringsten Soldaten entfalteten alle eine unermüdliche Wachsamkeit, woraus denn auch folgte, daß der spanische Fiskus, ohne nur den Beutel zu öffnen, Diener hatte, die ihn wenig kosteten und ihm doch treu waren.
    Ein einziger dieser Küstenwächter zeigte in bezug auf die Schmuggler einen gänzlichen Zweifel; er ging sogar so weit, zu leugnen, daß es jemals solche gegeben habe. Er war dadurch bekannt, daß er immer auf seinem Posten einschlief, und seine geheuchelte oder wirkliche Teilnahmslosigkeit hatte ihm den Beinamen »der Schläfer« zugezogen, den er denn auch nach besten Kräften rechtfertigte.
    Er genoß dank seines Rufes ein vollkommenes Glück. Das Leben schien für ihn nur ein langer Schlaf zu sein. Ständig in seiner Hängematte ausgestreckt, schlief er zwanzig Stunden des Tages, und zwar mit dem ganzen Bewußtsein seines Glücks; während seines Schlafes träumend, daß er schliefe, und nach seinem Erwachen beim Rauchen seiner Zigarre denkend, daß er bald wieder schlafen würde. Sehr selten stellte man ihn darum auch auf Posten an irgendeinen Ort.
    José – oder abgekürzt Pepe – war ein Bursche von fünfundzwanzig Jahren, hoher Figur, mager und nervig. Seine schwarzen, ganz von dicken Augenbrauen überschatteten Augen mußten einst funkelnd gewesen sein. Sein Gesicht trug die Züge derjenigen, die von der Natur Reizbarkeit geerbt haben; aber sei es nun Krankheit, sei es eine andere Ursache – seine Züge schienen aus Marmor zu sein, so sehr hatte die Schlafsucht, die gewöhnlich auf ihnen lag, das Mienenspiel erstarrt. Mit einem Wort: Pepe schien – bei allen äußeren Anzeichen eines tatkräftigen Körpers und einer glühenden Seele – der teilnahmsloseste aller Menschen zu sein.
    Seine offenbare Mißstimmung hatte den höchsten Grad erreicht, als an dem Abend, an dem unsere Erzählung beginnt, der Capitan Don Lucas Despierto nach ihm zum Posten schickte und ihn zu sich entbieten ließ. Bei diesem unvorhergesehenen Befehl erhob sich Pepe, streckte sich gewissenhaft, gähnte und ging mit den Worten hinaus: »Welch einen tollen Einfall hat wohl der Capitan, mich holen zu lassen?«
    Einmal allein jedoch, machte sich der Küstenwächter viel lebhafter, als dies sonst seine Gewohnheit war, nach der Wohnung seines Oberen auf den Weg. Der Capitan war, als er eintrat, sehr beschäftigt und hörte nicht, daß sich die Tür öffnete.
    Während der Soldat unbeweglich auf der Schwelle stand und wartete, bis sein Capitan den Verweis beginnen würde, auf den er rechnete, bemerkte er auf dem Boden ein gefaltetes Papier; Form und Farbe bewiesen, daß es lange in irgendeiner Tasche gewesen war. Pepe war trotz seiner Apathie ein Mann der Ordnung; er dachte, daß es schade wäre, ein Papier herumliegen zu lassen, das von Wert sein mußte, da man es so sorgsam bis jetzt verwahrt hatte, und er entschloß sich zu einer Bewegung, um sich desselben zu bemächtigen. Mit anscheinend doppelter Trägheit machte er wie ein Wankender zwei Schritte vorwärts. Der Capitan hörte ihn und wandte sich um; aber Pepe hatte schon auf das Papier, nach dem er lüstern war, den Fuß gesetzt.
    Der Soldat schien zu

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