Stürmisches Feuer der Liebe
Kapitel 1
Es gab kein Entkommen, kein Versteck mehr.
Der sonst immer so unbekümmerte und sorglose Jeb McKettrick sah sich zwischen der Barackenwand und dem Misthaufen gefangen, während eine rothaarige, Peitsche schwingende Furie mit der ganzen Wut einer verschmähten Frau direkt auf ihn zusteuerte.
Chloe Wakefield hatte ihn gefunden, so sicher wie die Nadel eines Kompasses den Norden findet, und war ihm den ganzen Weg von Indian Rock hierher gefolgt. Sie hatte auch kaum Schwierigkeiten gehabt, mit ihm Schritt zu halten, obwohl er auf einem schnellen Pferd geritten war.
Er war ein toter Mann.
Der Wagen, den sie fuhr, hätte ein von den vier Pferden der Apokalypse gezogener Streitwagen sein können, statt diesem von einem einzigen schwitzenden, schnaufenden alten Gaul gezogenem Karren, den sie sich im Mietstall in der Stadt besorgt hatte.
Für den Bruchteil von Sekunden glaubte Jeb tatsächlich, sie habe die Absicht, ihn zu überfahren und ihn unter den schmalen Rädern dieses leichten, schwarz gedeckten Gefährts zu Brei zu zerquetschen. Und obwohl er auf seine leichtsinnige Art das Leben durchaus liebte, konnte er nicht umhin zu denken, dass im Vergessen eine gewisse Gnade läge. Zumindest müsste er sich dann diesem Problem nicht stellen.
Das ihm aber offensichtlich nicht erspart bleiben würde.
Nach ein paar Minuten beruhigten sich die Hühner seiner Stiefmutter jedoch ein wenig, glätteten ihre Federn und nahmen ihre Körnersuche wieder auf. Vielleicht war das ja ein gutes Omen.
Mit diesem etwas tröstlichen Gedanken bemühte sich Jeb sein berühmtes Grinsen aufzusetzen, sein Markenzeichen und einziger Talisman, allerdings gelang ihm nur eine ziemlich zittrige Version. Er streckte seine Hände aus und gab sich als Bild der Unschuld und der Freundlichkeit, obwohl er tief in seinem Innersten von äußerst widersprüchlichen Gefühlen beherrscht wurde - süße Furcht, bittere Belustigung und auch Wut, weil er Recht hatte, verdammt noch mal, und sie sich irrte. Und weil er bis zum heutigen Tag nie auf die Idee gekommen wäre, dass sich zwischen seinen vielen geheimen und ständig wechselnden Ichs auch noch ein Hasenfuß verbarg.
»Chloe«, sagte er und ließ es wie eine Bitte und zugleich auch wie einen sanften Vorwurf klingen. Eine rote Henne pickte an der Spitze seines rechten Stiefels; er schob sie ungeduldig beiseite.
Chloe stand jetzt in dem Buggy, hielt die Zügel mit ihren kräftigen, aber dennoch
zarten Händen und fixierte ihn mit einem kalten Blick. »Komm mir nicht mit Chloe, McKettrick«, sagte sie. »Du bist ein Lügner und Betrüger und ein Teufel - du hast meinen Ruf und mein Leben fast völlig zerstört, du traurige Entschuldigung für einen Mann, und ich hätte große Lust, dich meine Peitsche spüren zu lassen!«
Er hob einmal mit den Schultern, die in einem braunen Kordjackett steckten, und schob den Hut zurück. Er hatte keine andere Verteidigung als sein gutes Aussehen und seinen Charme, beides schien jedoch im Moment keinen sichtbaren Effekt zu haben. »Darf ich vorschlagen«, entgegnete er mit einer Unbefangenheit, die ganz und gar geheuchelt war, »dass du dir das noch einmal überlegst?«
Sie befestigte die Bremse, schnappte sich die Peitsche und stieg vom Wagen - all das geschah so schnell, dass die einzelnen Bewegungen sich zu einer einzigen zusammenzufügen schienen. Ihr rotbraunes Haar, das sich aus seinen Kämmen und Nadeln gelöst hatte, umrahmte ihr vor Zorn gerötetes Gesicht wie Feuer, als sie auf ihn zukam. »Du Schuft!«, fuhr sie ihn an. »Du Lump! Hast du überhaupt eine Ahnung, was ich deinetwegen durchgemacht habe?«
»Chloe«, sagte er noch einmal mit hoffnungsloser Herzlichkeit.
Sie sah ihn an, als habe sie ihn gewogen und für zu leicht befunden, aber sie schien ihm schon etwas ruhiger. Vielleicht war sie aber auch nur außer Atem von der wilden Fahrt aus der Stadt hierher. Durch eine grimmige Laune des Schicksals war er gerade aus dem Bloody Basin Saloon gekommen, als Chloe Wakefield aus der Nachmittagskutsche stieg, und sie waren über diese Begegnung beide gleichermaßen überrascht gewesen. Er hatte den Entschluss gefasst, mit ihr zu reden, zu versuchen, Frieden mit ihr zu schließen, doch als er den Ausdruck des Schocks und der Empörung in ihrem Gesicht gesehen hatte, war er in Panik geraten, auf sein Pferd gesprungen und zur Ranch zurückgeritten, als sei der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her.
»Wenn es noch Gerechtigkeit auf dieser Welt
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