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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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auf ihnen gewachsen.«
    »Ach, wenn ich diese Blätter aufheben, dieses Gras entfernen wollte, so würde ich diese Spuren wiederfinden, Fabian, wie wenn ich die verborgenen Falten deines Herzens durchforschen wollte ...«
    »So würdest du nichts darin finden, du, sage ich«, unterbrach ihn Fabian mit einiger Ungeduld. – »Ich irre mich; du würdest eine Erinnerung aus der Kindheit darin finden, eine von denjenigen, in der du selbst vorkommst, mein Vater.«
    »Ich glaube dir, Fabian, ich glaube dir; du bist ja die Liebe meines ganzen Lebens gewesen. Aber ich habe dir gesagt, daß ich dein Opfer nur morgen zu derselben Stunde annehmen werde, wenn du alles wiedergesehen haben wirst; selbst die Öffnung in der Ringmauer, über die du, Herz und Körper verwundet und blutend, gestiegen bist.«
    Ein Schauder gleich dem, der einen Verurteilten beim Anblick eines letzten schrecklichen Torturwerkzeugs überläuft, schüttelte Fabians Körper.
    Die Reisenden machten endlich in dem zwischen dem Salto de Agua und der Hacienda gelegenen Teil des Waldes halt, und zwar in der Lichtung, auf der Fabian den Kanadier und den Spanier wiedergefunden hatte wie Freunde, die Gott ihm vom Ende der Welt hersandte.
    Diesmal bedeckten die Schatten der Nacht noch nicht diesen Ort, wo das Schweigen der Wälder Amerikas herrschte; ein feierliches Schweigen, wenn die Sonne, im Zenit angekommen, ihre glühenden Strahlen heiß wie eine rotglühende Stahlklinge herabsendet; wenn die Lianenblüte ihren Kelch verschließt, wenn der Grashalm sich durstig der Erde zuneigt, als ob er dort Erfrischung suchte, und wenn die ganze Natur, stumm und in Erstarrung versunken, ohne Leben zu sein scheint. Das ferne Brüllen des Waldstromes, der seine Gewässer rauschend dahinrollt, war das einzige Geräusch, das um diese Stunde die ehrfurchtgebietende Ruhe des Waldes störte.
    Die Reiter zäumten und sattelten ihre Pferde ab und banden sie in einiger Entfernung an. Da sie die ganze Nacht hindurch geritten waren, um die Hitze des Tages zu vermeiden, so hatten sie beschlossen, ihre Siesta im Schatten der Bäume zu halten.
    Gayferos war der erste, der einschlief. Seine Liebe für Fabian war vor der Zukunft nicht besorgt. Pepe folgte ihm bald nach. Nur der Kanadier und Fabian schlossen kein Auge.
    »Du schläfst nicht, Fabian«, sagte Bois-Rosé mit leiser Stimme.
    »Nein; aber du, warum ruhst du dich nicht ein wenig aus wie unsere beiden Gefährten?«
    »Man schläft nicht an einem geheiligten Ort, Fabian«, antwortete der alte Jäger. »Diese Stelle ist heilig für mich geworden. Hat sich nicht hier ein Wunder zugetragen, nachdem ich dich auf dem unermeßlichen Ozean verloren hatte? Ich würde mich für undankbar gegen Gott halten, wenn ich hier, selbst um den Schlaf zu genießen, den er uns zu genießen befiehlt, alles vergäße, was er für mich getan hat.«
    »Ich denke wie du, mein Vater, und höre auf dich«, antwortete der junge Graf.
    »Dank, Fabian; Dank auch Gott, der mich dich mit einem ebenso edlen als liebenden Herzen hat wiederfinden lassen. Sieh, hier sind noch die sichtbaren Spuren des Feuers, an dem ich saß; hier sind die Feuerbrände – immer noch schwarz, obgleich sie vom Wasser einer ganzen langen Regenzeit gewaschen sind. Dies ist der Baum, an den ich mich am Abend des schönsten Tages in meinem Leben lehnte; es ist durch dich verschönert, denn seitdem du wieder mein Sohn geworden bist, ist jeder Tag meines Daseins ein Tag des Glücks für mich gewesen, bis zu dem Augenblick, wo ich einsehen mußte, daß meine Liebe für dich nicht die war, wonach das Herz der Jugend dürstet.«
    »Warum kommst du immer auf diesen Gegenstand zurück, mein Vater?« antwortete Fabian mit jener ergebenen Sanftmut, die schmerzlicher ist als die bittersten Vorwürfe.
    »Gut, sprechen wir nicht mehr von dem, was dir peinlich sein muß; wir werden nach der Prüfung, der ich dich habe unterwerfen müssen, weiter darüber sprechen.«
    Vater und Sohn – wir dürfen sie wohl so nennen – schwiegen abermals, um nur den Stimmen der Einöde zu lauschen. Wer vermöchte zu sagen, was diese Stimmen alles einem verwundeten Herzen zuflüstern?
    Die Sonne neigte sich nach Westen, ein leichter Zephyr liebkoste schon mit sanftem Wehen das Laub der Bäume; schon begannen die Vögel, von Zweig zu Zweig hüpfend ihren Gesang wieder; die Insekten eilten unter dem Gras hin und her, das Brüllen des Rindviehs ließ sich in der Ferne hören – die Bewohner des Waldes begrüßten die

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