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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
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müssen, zur bestimmten Frist die zwanzig Piaster, die ich ihm geliehen habe, nicht wieder bezahlt hat.« Mit diesen Worten nahm Don Ramon einen halbzerrissenen Strohstuhl, um sich an den Tisch zu setzen.
    »Nehmt diesen hier«, fiel der Escribano lebhaft ein, indem er ihm einen lederbedeckten Stuhl reichte, den der Gebrauch wie Mahagoni geglättet hatte; »Ihr werdet darauf viel weicher sitzen.«
    »Und meine Beinkleider auch«, antwortete der Alkalde mit schlauer Miene.
    Cayatinta holte aus seinem Schreibzeug ein aufgerolltes, gestempeltes Blatt Papier. Schon machte er sich ans Werk, als eilige Schläge an der Tür widerhallten, die die beiden Gerichtspersonen, um nicht unterbrochen zu werden, geschlossen hatten.
    »Wer, zum Henker, kann denn so anklopfen?« fragte der Alkalde.
    »Ave Maria purissima Gegrüßet seist du, reinste Jungfrau Maria!!« sagte eine Stimme draußen. »Sin pecado concebida Ohne Sünden empfangen.«, antworteten zugleich die beiden. Und bei dieser heiligen Formel öffnete Gregorio die Tür.
    »Was kann zu dieser Stunde wohl Don Juan de Dios herführen?« rief der Alkalde mit erstaunter Miene beim Anblick des tiefen Kummers, der der glühenden Stirn des Hausmeisters der Gräfin von Mediana aufgeprägt war.
    »Ach, Herr Alkalde«, erwiderte der Greis, »welch großes Unglück ist diese Nacht geschehen; ein großes Verbrechen ist begangen worden ... Die Gräfin ist verschwunden und der junge Graf mit ihr.«
    »Aber seid Ihr dessen gewiß?« schrie der Alkalde.
    »Ach, wir brauchen nur auf den Balkon zu steigen, der nach dem Meer hinausgeht – wie wir das schon getan haben, als wir keine Antwort von der gnädigen Frau erhielten –, und zu sehen, in welchem Zustand die Mörder ihr Zimmer gelassen haben.«
    »Gerechtigkeit! Gerechtigkeit! Herr Alkalde, schickt alle Eure Alguazils Gerichtsdiener aus!« rief, noch in einiger Entfernung, eine Frauenstimme. Es war die Kammerfrau der Gräfin, die es für das beste hielt, um so stärker zu schreien, je weniger sie ergriffen war von einem so unbegreiflichen Ereignis, als sie sich in den Audienzsaal des Alkalden stürzte.
    »Ta! Ta! Wie Ihr doch sogleich darauf losgeht!« sagte dieser. »Glaubt Ihr denn, daß ich so sehr viele Alguazils habe? Ihr wißt recht gut, daß ich nur zwei habe; und noch dazu sind diese, da sie in diesem tugendhaften Dorf, wenn sie nur ihrem Amt obliegen sollten, vor Hunger sterben würden, heute morgen zum Fischen gefahren.«
    »Ach, mein Gott«, schrie schluchzend die Kammerfrau, »meine arme Herrin! Wer soll ihr helfen?«
    »Geduld, Frau, Geduld!« sagte Don Ramon. »Zweifelt niemals an der Justiz; vielleicht kommt eine plötzliche Kundgebung von oben herab.«
    Die Kammerfrau hielt es nicht für gut, sich durch diese Hoffnung trösten zu lassen, und verdoppelte ihr Geschrei. Bei dem Lärm, den ihr geheuchelter Schmerz machte, während der alte Juan de Dios nur traurig den Kopf senkte und ganz leise einen furchtbaren Richter um Hilfe anrief, hatte sich eine zahlreiche Gruppe von Frauen, Greisen und Kindern auf der Schwelle des Hauses des Alkalden gesammelt und drang nach und nach in das Heiligtum der Justiz ein.
    Don Ramon Cochecho näherte sich Cayatinta, der sich unter seiner Esclavina die Hände rieb bei dem Gedanken an alles gestempelte Papier, das man beschreiben würde, und sagte zu ihm: »Aufgepaßt, Freund Gregorio, der Augenblick ist da; und wenn Ihr geschickt seid, so kann das rotfarbige Beinkleid ...«
    Er sagte nichts weiter; aber Cayatinta begriff, denn er erbleichte vor Freude, und ohne das geringste Zeichen seines Patrons zu übersehen, hielt er sich bereit, die erste Gelegenheit, die sich zeigen würde, augenblicklich zu ergreifen.
    Der Alkalde ließ sich abermals auf seinen ledernen Sessel nieder und forderte mit einer Gebärde Schweigen; dann hielt er mit jenem Wortreichtum, der der spanischen Sprache, der hochtrabendsten und reichsten aller lebenden Sprachen, eigen ist, seinem Zuhörerkreis eine ziemlich lange Rede, deren Inhalt etwa folgender war: »Meine Kinder«, sagte er, »wie der ehrenwerte Don Juan de Dios Canelo hier eben versichert hat, ist ein großes Verbrechen diese Nacht begangen worden. Es konnte nicht fehlen, daß die Kenntnis von diesem Verbrechen zu den Ohren der Justiz gelangte – denn nichts entgeht dieser; aber ich danke nichtsdestoweniger dem Don Juan de Dios seine amtliche Mitteilung; ja, meine Kinder, seine amtliche Mitteilung. Dieser ehrenwerte Hausmeister hätte sie nur

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