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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dominik Spreigl
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befand mich mit absoluter Sicherheit wieder in der Traumwelt.
    Aber anstatt in meiner Traumwelt wenigstens eine Hose zu tragen, wackelte ich hier halbnackt herum. Das war ja wieder mal typisch. Wahrscheinlich hatte sich das Ego zu seiner Belustigung erdacht.
    Ich blickte mich um und versuchte ihn auszumachen, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
    Na, allzu lange ließ er mich normalerweise nie warten. Um mir die Wartezeit zu verkürzen, stand ich auf und bahnte mir barfuß und meinen Bademantel festhaltend einen Weg durch die Menschenmassen. Ich betrat einen Spielzeugladen. Nach den Schaufenstern zu urteilen, hatte er jeden nur erdenklichen Mist zu bieten, der ein Kinderherz höher schlagen lässt.
    Übergroße Kuscheltiere, Figuren aus Filmen nachempfunden. Spielzeugautos in allen Größen und Farben, sogar welche mit denen man so richtig herumfahren konnte. Ein Kind überholte mich auf diese Weise hupend in einem der Gänge. Eifersüchtig nahm ich mir fest vor, nachher auch ein solches Gefährt auszuprobieren.
    Hochtechnisierte Computer mit irr anmutenden Gehäusebemalungen, die nur so blinkten und vor lauter Geschäftigkeit surrten. Jugendliche zockten auf Großbildschirmen um die Wette. Fußbälle und andere Sportgeräte lagen aus, von denen ich einen guten Teil noch nie gesehen hatte. Kinder mit gestressten Eltern und eifrigen Verkäufern. Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst blicken sollte.
    Ich durchstöberte die Regale. Machte mir einen Spaß daraus, so viel ich nur konnte auf den Boden zu schmeißen.
    Meiner Zerstörungswut frönend, streifte ich durch die Regalreihen. Vorbei an weiteren Spielkonsolen, an denen Kinder voller Eifer gegeneinander antraten und sich mit wilden Rufen anfeuerten, unter dem Beifall eines begeisterten Publikums.
    Das Bild auf den Monitoren wurden plötzlich von unregelmäßigen, aber sehr nervigen Störungen unterbrochen. Der Ton rauschte, das Bild flackerte.
    Dann hörte ich eine leise Stimme. Zuerst konnte ich das Flüstern nicht richtig verstehen. Bildete ich es mir vielleicht nur ein? Schließlich hatte ich einen ereignisreichen Tag hinter mich gebracht. Meine Nerven waren mehr als nur angespannt.
    Doch das Flüstern hörte nicht auf. Ich folgte dem Geräusch, um dessen Quelle ausfindig zu machen.
    Aus dem Spielzeugladen heraus, in die proppenvolle Halle. Dort waren noch immer unglaublich viele Menschen unterwegs. Wie Wellen brandeten sie gegen die Türen der Geschäfte.
    Mittlerweile konnte ich die Worte leise, aber sehr deutlich vernehmen.
    »Du bist einer von uns. Hab keine Angst.«
    »Was zur Hölle?!«
    Und da traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag!
    Ich kannte dieses mit Menschen belebte Untergeschoss.
    Nur kannte ich es als stockdunklen Ort, an dem Moder, Witterung und Zerstörung gewütet hatten.
    Es war das Gebäude, in dem ich dem KIND begegnet war.
    Mit einem Schlag flackerte das Licht wie wild. Ich schien der Einzige zu sein, der es wahrnahm. Niemand sonst schien Kenntnis davon zu nehmen oder störte sich daran.
    Plötzlich blieben alle Leute wie angewurzelt stehen. Gleichzeitig drehten sie sich zu mir um und sahen mich vorwurfsvoll aus ihren toten Augen an. Dann begannen hier und dort Personen wie im Zeitraffer zu altern. Die Jahre zogen an ihnen vorbei, immer schneller. Die Haare ergrauten, fielen aus, die Falten und Furchen im Gesicht wurden immer tiefer, die Haut immer fahler. Sie fingen an bei lebendigem Leib zu verwesen und zerfielen zu Staub.
    »Oh, fuck! Wach auf, wach auf, wach auf. Das ist nur ein beschissener Traum. Komm schon!«
    Die fremdartige Stimme, einst ein leises Flüstern, wurde immer lauter und bedrohlicher. Am anderen Ende der großen Eingangshalle war das Licht schon ganz ausgefallen. Langsam, aber sicher kroch die Dunkelheit immer näher auf mich zu.
    »Das kann nicht sein! Du bist tot! Sie haben dich vernichtet! Verschwinde!!!«, brüllte ich verzweifelt aus voller Kehle.
    Die Stimme ging gar nicht darauf ein. Immer und immer wieder leierte sie das Gleiche herunter.
    »Du bist einer von uns. Hab keine Angst.«
    Hab keine Angst?! Das sollte wohl ein Witz sein!
    Ich schiss mir fast in die Hosen.
    Wo zur Hölle war Ego wenn man ihn brauchte?
    »Ego! Verflucht nochmal, komm sofort her! Ich glaube, ich werde verrückt! Verdammt, schieb deinen faulen Arsch hierher und hilf mir!«
    Mein Herz pochte wie verrückt, ich fürchtete schon, es würde meine Brust durchschlagen. Jedes Pochen wie der Schlag eines Boxers. Schweißgebadet torkelte ich

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