Der Wandler
Kindern verhindern wollten.
An manchen Tagen kam mir unser Gefängnis so verflucht winzig vor. Die Mauern die mich umgaben, schienen immer näher zu rücken. So als wollten sie mich zerquetschen. Dann befiel mich immer Panik, das Atmen wurde schwer, wie ob meine Lungen mit Blei gefüllt wären. Tonnenschwere Gewichte schienen auf mir zu liegen.
Die Vorstellung hier, in dieser Siedlung, mein ganzes Dasein fristen zu müssen und mich mit 15 von der Welt zu verabschieden, war grausam. Mit 15 hat man noch gar nicht richtig gelebt. Erste Liebe, Fehlanzeige, etwas von der Welt dort draußen gesehen, nein. Mit 15 abtreten zu müssen war ein furchtbares Schicksal.
Die langsam untergehende Sonne leuchtete die Hochhäuserschluchten wie eine Theaterbühne aus.
Alles wirkte unwirklich und befremdlich auf mich.
Je tiefer die Sonne sank, desto mehr wurde das Camp in Schatten getaucht, bis zu dem Moment, wo die ersten Straßenbeleuchtungen mit einem leisen Surren, wie von abertausenden Bienen, ansprangen.
Das Tageslicht übergab Straßenzug um Straßenzug an das künstliche Licht der Scheinwerfer.
Noch lag die Terrasse im Sonnenlicht, aber bald würde sich das ändern.
Mit einem ohrenbetäubenden Rauschen, über die Hochhäuser, durch die Straßenschluchten zielsicher hindurch, jagten im letzten Sonnenlicht aufblitzende Drohnen hinaus in die anbrechende Nacht.
Kurz aufeinander folgende Donnerschläge, verursacht von Explosionen, waren Minuten später zu hören.
Ich langte nach meinem Fernglas. Ein Blick hindurch, schnell scharf gestellt und man konnte weit entfernt Feuerbälle am tiefblauen Himmel erkennen.
Kurz zur Straße hinüber geschwenkt, dort kehrte der Militärkorso vom Nachmittag zurück.
»Wir sind deinem Kumpel nicht mehr begegnet.«, erklang Ego in meinem Kopf.
»Das ist doch gut, oder? Dann ist das Ding also tot?«
»Keine Ahnung, wir haben nach einer Leiche gesucht, aber nichts gefunden.«
»Na, wahrscheinlich weil das KIND unter Tonnen von Beton begraben ist. Ihr musstet ja unbedingt den ganzen Häuserblock hochjagen.«
»Gut möglich, allerdings sterben die nicht so leicht. Das sind extrem zähe Kerle. Wirklich sicher kann man nur sein, wenn man die Leiche findet. Bis dahin gehen wir davon aus, dass er lebt und dort draußen weiter sein Unwesen treibt.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?! Wie sollte er das überleben? Ihr habt ihn in die Luft gesprengt, verbrannt, lebendig begraben... Was zur Hölle sind das für Wesen?«, entgegnete ich übellaunig.
Meine gute Stimmung war mit der Erinnerung an das Monster umgeschlagen. Ach scheiße, das Ding lebte noch und wartete auf ne zweite Chance um mich kalt zu machen. Wenn das keine guten Nachrichten waren!
»Wir nennen sie die KINDER.«
»Haha, Kinder, na klar! Muss ja ein schwer erziehbares Kind gewesen sein, wenn ihr ihm dutzende Bomben auf den Kopf schmeißt.«
»Nein, doch kein Kind wie du, Dummkopf! Es war ein Kind der Apokalypse.«
Das Lachen blieb mir im Hals stecken und ich schluckte erstmal schwer.
»Ein Kind der Apokalypse? Was ist denn das für ein saublöder Name? Was meinst du damit? So etwas wie ein apokalyptischer Reiter? Wie Tod, Pest, und die anderen Kerle?«
»Nein, lass mal die Bibel und all den kirchlichen Glauben raus. Kinder der Apokalypse sind Menschen mit besonderen Fähigkeiten.«
»So Fähigkeiten wie die, die meinen Kampfanzug haben ausfallen lassen?«
»Ja. Und diese KINDER sind nicht nur extrem stark, sie hassen euch Menschen auch über alles.«
»Noch mehr als ihr uns hasst? Is nicht möglich...«
»Mach dich nur lustig über mich. Aber die wollen euch vertreiben, ausrotten, vom Antlitz der Erde tilgen.«
Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Bleierne Angst legte sich wie eine tonnenschwere Last auf mich.
»Es wollte mich töten? Einfach so? Völlig grundlos?«
»Wahrscheinlich, vielleicht, ach wir wissen es nicht.«
»Wir?«
»Ich habe mich mit anderen Mitgliedern des Kollektivs beraten. Es scheint völlig irre unter ihnen zu geben, aber auch gemäßigte. Von ein paar sehr wenigen ist sogar bekannt, dass sie komplett friedfertig sind.«
»Geil, also haben die auch so ne Art Dalai Lama? Oder stehen die nur nicht auf frisches Menschenfleisch?«
Beruhigend war das nicht. Es hörte sich ein bisschen nach einem Glücksspiel an, mit sehr schlechten Karten für uns Menschen.
Zukünftig würde ich sofort das Weite suchen, wenn mir irgendetwas auch nur im Geringsten komisch vorkam.
»Wie viele
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