Der Weg des Feuers
aufhält.«
13
Eine Frage quälte den Großen Schatzmeister Senânkh unablässig, weil er keine Antwort darauf fand: Versteckte sich ein Verräter unter seinen Angestellten? Dabei hatte er jeden einzelnen Schreiber, der in der Wirtschaftsabteilung arbeitete, persönlich eingestellt, nachdem er ihren beruflichen Werdegang genauestens geprüft hatte.
Und abgesehen von einigen harmlosen Fehlern hatte er ihnen auch nichts vorzuwerfen.
Argwöhnisch wiederholte Senânkh seine Nachforschungen, so als wäre jeder seiner vorbildlichen Fachmänner ein denkbarer Verdächtiger. Er stellte sogar einige Fallen, was aber auch zu keinem Ergebnis führte. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an Sobek zu wenden.
Der Herr über die gesamten Sicherheitskräfte des Königreichs hatte gerade die Vorschriften für den Schiffsverkehr auf Flüssen überarbeitet, die ihm zu nachlässig vorkamen, und war wie immer im Einsatz. Er entwickelte ungeahnte Kräfte, um die Sicherheit des Pharaos zu gewährleisten und den freien Verkehr von Personen und Waren zu sichern, ohne dabei je die Jagd auf Verbrecher aller Art zu vernachlässigen. Ihm entging kein Schriftstück, und er hielt sich über jede Ermittlung auf dem Laufenden. Gab es keine Fortschritte, zog der Schuldige den Zorn von Sobek auf sich, der trotzdem nie vergaß, dass er sich selbst einen schwerwiegenden Vorwurf zu machen hatte: Ihm war es noch immer nicht gelungen, das Netz von Widerständlern aufzudecken, die sich in Memphis eingenistet hatten. Es gab nicht die kleinste Spur, nicht den geringsten Verdacht. War dieser Feind vielleicht einfach nur ein böser Traum?
Nein, natürlich nicht, er machte sich nur unsichtbar. Und früher oder später schlug er wieder zu.
»Es ist nichts herausgekommen«, erklärte Senânkh.
»Eigentlich sollte ich mich ja freuen: Offenbar habe ich kein schwarzes Schaf unter meinen Schreibern. Aber da ich kein Sicherheitsmann bin, habe ich es vielleicht nur nicht entdeckt. Du hast doch bestimmt gleichzeitig Nachforschungen angestellt, Sobek?«
»Ja, natürlich.«
»Und was ist dabei herausgekommen?«
»Das Gleiche wie bei dir – nichts.«
»Das hättest du mir aber auch mal sagen können!«, schimpfte der Große Schatzmeister.
»Ich berichte ausschließlich dem Pharao von meinen Unternehmungen. Nur er ist von allen meinen Aufträgen unterrichtet.«
»Soll das etwa heißen, dass du auch… dass du auch mich überprüft hast?«
»Selbstverständlich.«
»Wie konntest du es wagen, ein Mitglied des Königlichen Rates zu verdächtigen?«
»Ich habe es nicht gewagt, ich musste es.«
»Überwachst du etwa auch Sehotep und den Wesir ChnumHotep?«
»Ich verrichte nur meine Arbeit.«
Senânkh konnte Sobek, der nicht zum Goldenen Kreis von Abydos gehörte, aber nicht erklären, dass dessen Mitglieder über jeden Verdacht erhaben waren!
»Nach wie vor bin ich überzeugt, dass es am Hofe einen oder mehrere Verräter gibt«, fuhr Sobek fort, »in diesem ganzen Haufen von überdrüssigen, neidischen und eitlen Nichtsnutzen. Schon beim kleinsten Zwischenfall brechen sie in ängstliches Geschrei aus, gleichzeitig passt ihnen aber die Anwesenheit der Sicherheitskräfte nicht. Diese Leute sind vollkommen überflüssig, es fehlt ihnen an Mut und Aufrichtigkeit. Zum Glück hört Sesostris nicht auf sie, und ich hoffe, dass er den Hofstaat auf das unbedingt erforderliche Mindestmaß
verringert.«
»Was ist mit Medes und seiner Verwaltung?«
»Sie werden genau wie alle anderen beobachtet.« Sobek hatte einen seiner Leute in das Sekretariat des Königlichen Rats eingeschleust, um aus nächster Nähe prüfen zu können, was Medes machte. Da er seine Augen und Ohren überall hatte, musste Sobek irgendwann auf die entscheidenden Hinweise stoßen.
Sehotep, der Träger des Königlichen Siegels, veranstaltete jeden Abend ein festliches Abendessen, zu dem sein Hausverwalter erlesene Speisen und beste Weine reichte. Deshalb war es kein Wunder, dass jedes Mitglied des Hofstaats ungeduldig auf eine Einladung dieses einflussreichen Beamten wartete. Fast alle Frauen waren für Sehoteps Reize empfänglich, und viele Ehemänner verbrachten dann einen Abend in Angst und Sorge darüber, wie sich ihre Gattin wohl in Zukunft verhalten würde. Trotzdem kam es nie zu einem Skandal, weil Sehotep nicht mit seinen Eroberungen prahlte. Dieses weltgewandte Auftreten, das nicht wenige für überflüssig hielten, erlaubte dem königlichen Oberbaumeister, alle Würdenträger
Weitere Kostenlose Bücher