Der Weg des Feuers
unbekannten Feinden ausgesetzt… Bin ich da etwa keine leichte Beute?«
»Irrtum, mein Freund, vollkommener Irrtum! Genau diese Schwäche wird dich retten. Die Aufständischen erkennen ohne Schwierigkeiten jeden Feind, unabhängig davon, wie geschickt er sich tarnt. Aber du wirst ihnen nicht gefährlich vorkommen. Wenn du dich einigermaßen überzeugend zeigst, wird dein Vorhaben ein großer Erfolg. Und denke nur an deine bisherigen Heldentaten! Welcher Schwachkopf hätte auch nur einen Pfifferling auf dein Überleben verwettet, als du an den Mast von Gefährte des Windes gefesselt und dem Meeresgott als Opfergabe versprochen warst und dann schiffbrüchig wurdest? Und doch bist du jetzt hier, gesund und munter, und außerdem Königlicher Sohn! Es gibt wirklich keinen Grund zu verzweifeln, auch wenn deine bevorstehende Reise ziemlich gefährlich ist. Aber du weißt, ich habe noch Schlimmeres überlebt.«
Iker musste an die Frage der riesigen Schlange denken, die ihm auf der Insel des ka erschienen war: »Ich konnte das Ende dieser Welt nicht verhindern. Und du, wirst du deine Welt retten können?«
»Erinnerst du dich an die Königin der Türkise, die wir gemeinsam gefunden haben?«, fragte Sekari. »Sollte sie im Besitz des Propheten sein, frage ich mich, wozu sie ihm dient?
Ein derartiger Edelstein besitzt zweifellos ungeheure Kräfte. Angenommen, er hätte auch eine heilende Wirkung, wäre der Stein von großem Nutzen für uns!«
»Vielleicht bewahrt der Prophet ihn in der Truhe aus Akazienholz auf, die auf seinen Wunsch angefertigt wurde?«
»Ich bin sicher, dass er über mehr Geheimnisse verfügt! Und die wirst du herausfinden, Iker. Außerdem weißt du, dass er meinen Meister, General Sepi, getötet hat. Früher oder später schlägt die königliche Gerechtigkeit zu, und ich bin dann gern ihr bewaffneter Arm. Sind das etwa keine erfreulichen Aussichten?«
Sekari unternahm verzweifelte Anstrengungen, um seinem Freund Mut zuzusprechen, aber keiner von beiden machte sich etwas vor.
»Gehen wir zum Palast zurück«, beschloss Iker, »ich möchte dir meinen wertvollsten Besitz anvertrauen.«
Von seinem Esel und Gefährten Nordwind getrennt, den er Isis anvertraut hatte, fühlte sich der Schreiber recht einsam. Gedankenübertragung sollte ihnen erlauben, alle Widrigkeiten durch gegenseitige Unterstützung zu bekämpfen. Nach einem herzzerreißenden Abschied von seinem Herrn hatte die junge Priesterin das Tier so liebevoll behandelt, dass es sofort Zutrauen zu ihr fasste.
Die beiden Männer mieden den Haupteingang. Sekari, dessen tatsächliche Aufgabe kaum einem der Würdenträger bekannt war, bewegte sich so unauffällig wie ein Schatten. Nach einigen Umwegen suchte er Iker in dessen Wohnräumen auf, die ganz in der Nähe der königlichen Gemächer lagen.
»Sobek der Beschützer macht gute Arbeit«, sagte Sekari voller Anerkennung. »Die Sicherheit des Pharaos scheint mir gewährleistet. Sogar ich hatte Schwierigkeiten, unbemerkt hierher zu gelangen. Ein Rätsel macht mir allerdings noch immer Sorgen: Wer war der Auftraggeber des falschen Wachmanns, der dich töten sollte? Wenn es der Prophet gewesen ist, dann ist alles klar; war er es aber nicht, wäre das Grund zur Sorge! Meines Erachtens wiese das auf eine weitere Person hin, die jemandem mit Leib und Seele verschworen ist und sich vielleicht sogar in diesem Palast aufhält.«
»Meinst du damit etwa Sobek?«
»Das wäre schrecklich, aber bei meinen Nachforschungen kann ich keine noch so unwahrscheinliche Möglichkeit ausschließen.«
»Vergiss nicht, dass Sobek alle Nachrichten von mir als Erster erhält!«
»Ich werde dafür sorgen, dass er dir nicht schadet.«
Iker reichte seinem Freund sein Schreibwerkzeug, das von ausgesuchter Güte war.
»Das ist ein Geschenk von General Sepi«, erinnerte er ihn.
»In Kanaan kann ich damit wohl kaum etwas anfangen.«
»Sei unbesorgt, ich hüte diesen Schatz und gebe ihn dir unversehrt wieder, wenn du zurückkommst. Welche Waffen willst du mitnehmen?«
»Ein Amulett in der Form des ›mächtigen‹ Zepters und das Messer des Schutzgeists, das mir der König gegeben hat.«
»Sei immer auf der Hut, traue keinem Menschen und rechne stets mit dem Schlimmsten, dann kann dich nichts unvorbereitet überraschen.«
Iker blieb vor dem Fenster stehen und betrachtete den strahlend blauen Himmel.
»Wie kann ich dir nur für deine Hilfe danken, Sekari?
Ohne dich wäre ich schon längst tot. Doch jetzt müssen wir uns
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