Der Weg des Feuers
unerlässlich schien.
Die Aufschrift auf dem Gürtel versetzte Iker in Erstaunen: Es war der Krönungsname von Sesostris.
»Sind bereits Gesandte des Pharaos zu euch gekommen?«, fragte er den Anführer.
»Du bist der erste.«
»Und dieser Gürtel… «
»Er ist aus unserem Schatz. Kennst du den geheimen Namen von Punt? Insel des ka. Die Macht, die das Universum erschafft, schert sich nicht um Grenzen von Menschenhand. Jetzt könnt ihr, du und deine Gefährten, die irdischen Düfte Gottes riechen.«
Die Punter stellten viele leuchtend bunte Gefäße hin und öffneten sie – der Duft nach Olibanumöl, Myrrhe und verschiedenen Arten von Weihrauch erfüllte die Luft; er hüllte die ganze Insel ein.
»So wird die Große Zauberin besänftigt, die feuerglühende Schlange auf der Stirn des Pharaos«, erklärte das Oberhaupt.
»Im Schutz dieser Wohlgerüche dürfen die Gerechten vor dem Herrn über das Jenseits erscheinen. Als Geschöpfe des Auges von Horus sind diese köstlichen Düfte zum Lebenssaft von Osiris geworden. Wenn der Salbenmacher die verschiedenen Arten von Weihrauch aus Punt erhitzt, formt er die göttliche Materie, die bei der Einbalsamierung des Auferstandenen im goldenen Tempel verwendet wird.«
Iker konnte den tieferen Sinn dieser geheimnisvollen Worte nicht verstehen, aber Isis erkannte gewiss ihre Tragweite. Hatte sie ihn denn etwa nicht bis hierher geführt, damit er diese Offenbarungen vernehmen konnte?
»Lasst uns unsere Wohltäter feiern, wie es ihnen gebührt«, befahl ihr Gastgeber. »Füllt die Becher mit Granatapfelwein.«
Da der Saft der reifen Granatapfelkerne auf ein Drittel eingekocht wurde, hielt Sekari diesen Wein für ein eher mittelmäßiges Getränk – auch wenn er gut gegen Durchfall und Ruhr helfen sollte. Trotzdem zierte er sich nicht. Nach einer derart aufregenden Reise musste man sich schließlich stärken.
Anschließend wurde unter freiem Himmel ein Festmahl gegeben, bei dem alle hemmungslos aßen und tranken. Nur Isis und Iker hielten sich zurück, weil sie an ihren Auftrag dachten.
»Das grüne Gold aus Punt ist entscheidend für das Überleben von Ägypten«, erklärte der Königliche Sohn dem Oberhaupt von Punt vertraulich. »Erlaubst du uns, einige Barren davon mitzunehmen?«
»Selbstverständlich, aber ich weiß leider nicht, wo die alte Mine ist.«
»Gibt es vielleicht jemand, der sie kennt?«
»Ja, der Abdecker.«
48
Ausgerüstet mit einem kleinen Beil und einem Korb, erntete der Abdecker bedächtig Gummiharz. Er war es gewohnt, mit den Bäumen zu sprechen und ihnen zuzuhören, und er schätzte die Gesellschaft von Menschen nicht besonders. Sekari spürte seine ablehnende Haltung, setzte sich deshalb etwas abseits hin und stellte frisches Brot, einen Krug mit Wein und einen Teller mit Dörrfleisch auf den Boden. Und als wäre er ganz allein, begann Sekari einfach zu essen.
Der Abdecker unterbrach seine Arbeit und kam langsam näher.
Sekari reichte ihm ein Stück Brot, das der Mann nach langem Zögern annahm.
Danach war er nicht mehr ganz so misstrauisch und ließ sich auch den Wein schmecken.
»Ich hatte schon besseren Wein, aber er ist trinkbar«, gab Sekari zu. »Bist du zufrieden mit deinem Tag?«
»Es könnte schlimmer sein.«
»Da deine Ware sehr gut ist, wirst du bestimmt anständig dafür bezahlt. In Ägypten sind Salben gefragt, und die aus Punt gehören zu der besonders kostspieligen Sorte. Jetzt sieht es aber leider so aus, als würde unser Land verschwinden!«
Der Abdecker verspeiste ein Stück Dörrfleisch.
»Ist die Lage wirklich so ernst?«
»Es ist sogar noch schlimmer.«
»Was ist denn geschehen?«
»Es gibt einen bösen Zauber. Und du bist unsere letzte Hoffnung.«
Der Abdecker verschluckte sich vor Schreck, Sekari musste ihm auf den Rücken klopfen.
»Warum machst du dich über mich lustig?«
»Das meine ich ganz ernst. Nach ausgiebigen
Nachforschungen, die eine hier anwesende Priesterin aus Abydos angestellt hat, kann Ägypten nur durch das grüne Gold aus Punt gerettet werden. Und wer kann es uns beschaffen?
Du.«
Sekari schwieg lange.
Satt und zufrieden, wie er war, widersprach der Mann nicht gleich, sondern kaute bedächtig die Reste der Mahlzeit.
»Um die Wahrheit zu sagen – ich bin nicht der, den du suchst, und außerdem darf ich nichts verraten«, erklärte er schließlich.
»Niemand verlangt von dir, dass du ein Geheimnis verrätst. Stell mir einfach deinen Freund vor, dann erkläre ich ihm alles.«
»Er
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