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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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auf die Plattform stieg, obwohl mehrere der Neun offensichtlich nervös wurden. Blint sah, wie die Muskeln unter Fishills Samthose sich anspannten.
    Corbin trat nach Durzos Gesicht, aber Durzo hatte sich bereits bewegt. Er stach eine Nadel tief in Corbins Wade und trat zurück.
    Eine Glocke erklang, und einen Moment später kamen Bernerd und Lefty in den Raum gestürzt. Blint verschränkte die Arme vor der Brust und machte keine Anstalten, sich zu verteidigen.
    Blint war ein hochgewachsener Mann, aber sein Körper bestand nur aus hageren Muskeln und Sehnen. Lefty stürmte auf ihn zu wie ein Stier. Durzo streckte ihm lediglich die Hände entgegen, die nicht einmal zu Fäusten geballt waren. Aber als Lefty in ihn hineinkrachte, geschah das Unmögliche. Statt den kleineren Mann zu zerdrücken, fand Leftys Ansturm ein jähes Ende.
    Sein Gesicht wurde als Erstes aufgehalten, denn seine Nase prallte gegen Durzos offene Hand. Der Rest von ihm war noch
in Bewegung. Sein Körper erhob sich parallel zum Boden und krachte dann der Länge nach auf die glatte Fläche.
    »Ssstopp!«, rief Corbin Fishill.
    Bernerd kam schlitternd vor Durzo zum Stehen und kniete dann neben seinem Bruder nieder. Lefty stöhnte, und das Blut seiner Nase füllte das Maul einer in den Steinboden eingravierten Ratte.
    Corbin zog mit einer Grimasse die Nadel aus seiner Wade. »Wasss issst dasss, Blint?«
    »Ihr wolltet wissen, ob ich noch töten kann?« Durzo hielt dem Sklavenmeister eine kleine Phiole hin. »Wenn diese Nadel vergiftet war, ist dies das Gegenmittel. Aber wenn die Nadel nicht vergiftet war, wird das Gegenmittel Euch töten. Trinkt es oder lasst es.«
    »Trinkt es, Corbin«, sagte Pon Dradin. Es war das erste Mal seit Blints Eintritt, dass der Shinga gesprochen hatte. »Wisst Ihr, Blint, Ihr wärt ein besserer Blutjunge, wenn Ihr nicht wüsstet, dass Ihr der Beste seid. Das seid Ihr in der Tat - aber Ihr empfangt Eure Befehle noch immer von mir. Wenn Ihr das nächste Mal einen meiner Neun anrührt, wird das Konsequenzen haben. Jetzt macht, dass Ihr rauskommt.«
     
    Der Tunnel fühlte sich verkehrt an. Azoth war schon früher in anderen Tunnel gewesen, und auch wenn er sich nicht direkt wohl dabei fühlte, sich allein mithilfe seines Tastsinns durch die Dunkelheit zu bewegen, war er doch durchaus in der Lage dazu. Dieser Tunnel hatte begonnen wie jeder andere: grob gehauen, gewunden und natürlich dunkel. Aber während er tiefer in die Erde hinabführte, wurden die Wände gerader, der Boden glatter. Dieser Tunnel war wichtig.
    Aber das war anders, nicht verkehrt . Was verkehrt war, lag einen
Schritt vor Azoth. Er ging in die Hocke, ruhte sich aus und dachte nach. Er setzte sich nicht. Man setzte sich nur, wenn man wusste, dass es nichts gab, wovor man weglaufen musste.
    Er konnte nichts Andersartiges riechen, obwohl die Luft hier unten so schwer und dick war wie Grützbrei. Wenn er blinzelte, glaubte er, etwas sehen zu können, aber er war sich ziemlich sicher, dass das nur vom Blinzeln kam. Wieder streckte er die Hand aus. War die Luft an dieser Stelle kühler?
    Dann war er sich sicher, dass er fühlte, wie die Luft sich bewegte. Plötzliche Furcht durchzuckte Azoth. Blint war vor zwanzig Minuten hier durchgegangen. Er hatte keine Fackel getragen. In dem Moment hatte Azoth nicht darüber nachgedacht. Jetzt fielen ihm die Geschichten wieder ein.
    Ein kleiner Schwall saurer Luft schlug gegen seine Wange. Azoth wäre beinahe losgerannt, aber er wusste nicht, in welcher Richtung ihn Sicherheit erwartete und in welcher Tod. Er hatte keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Die Faust war im Besitz sämtlicher Waffen. Ein weiterer Schwall berührte seine andere Wange. Es stinkt. Nach Knoblauch?
    »Es gibt Geheimnisse in dieser Welt, Kind«, erklang eine Stimme. »Geheimnisse wie magische Alarmvorrichtungen und die Identität der Neun. Wenn du noch einen Schritt weitergehst, wirst du auf eins dieser Geheimnisse stoßen. Dann werden dich zwei nette Schläger finden, die Anweisung haben, Eindringlinge zu töten.«
    »Master Blint?« Azoth schaute suchend in die Dunkelheit.
    »Wenn du das nächste Mal einem Mann folgst, tu es nicht so verstohlen. Es macht dich verdächtig.«
    Was immer das bedeutete, es klang nicht gut. »Master Blint?«
    Weiter oben im Tunnel hörte er Gelächter, und das Gelächter entfernte sich.

    Azoth sprang auf die Füße und spürte, wie seine Hoffnung mit dem leiser werdenden Gelächter davonschlüpfte. Er rannte in der

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