Der Weg in die Verbannung
abfällt, das auf einmal aufgeknöpft ist und von den Schultern gleitet, und sie war das kleine-große Mädchen, das erst vor eineinhalb Jahren auf der einsamen Farm Stunden der Todesangst durchgemacht hatte.
Smith steuerte auf die Direktionswagen zu, teilte einem der herbeieilenden Diener sehr knapp und befehlend mit, daß er jemand von der Direktion sprechen müsse, und da in diesem Moment der allgemeinen Inanspruchnahme niemand anders als Ellis im Wagen anwesend war, wurde Smith zu diesem geführt.
Samuel Smith grüßte höflich und musterte, Cate an der Hand, den etwa vierzigjährigen Mann, den er vor sich hatte. Ellis war frisch rasiert, hatte ein frisches Hemd an, und seine Haare waren mit Hilfe von Pomade sehr glattgelegt. Das Gesicht war fleischig, blaß, nichtssagend. Am Finger steckte ein übertrieben großer Siegelring. Der Blick der blaßblauen Augen lief unruhig umher. »Ellis. Womit kann ich dienen?«
»Smith. Gestatten Sie, daß ich Sie um eine Auskunft bitte, die ganz außerhalb Ihres Programms steht.«
Smith hatte als Offizier den Tonfall des Herrn, der bei einem Ellis immer und auch unverzüglich zu wirken pflegte.
»Bitte.« Ellis bemühte sich, den bequemen Stuhl, auf dem er selbst gesessen hatte, aus der Ecke hervorzuzerren.
»Danke, ich halte Sie nicht auf. Eine Frage: Die Indianertruppe, die bei Ihnen auftritt, besteht aus SiouxDakota?«
»Gewiß, mein Herr.«
»Wissen Sie vielleicht, von welcher Stammesabteilung die Leute sind, Ost- oder Westdakota, oder wo sie überhaupt herkommen?«
»Bin ich überfragt, mein Herr. Es handelt sich, soviel ich weiß, um Angehörige verschiedener Stammesabteilungen. Aber Sie gestatten, einen Moment, ich werde Sie sogleich genauer unterrichten lassen.«
Smith setzte sich nun doch, Ellis eilte hinaus, kam rasch wieder und beeilte sich mitzuteilen:
»Ich habe einen Dolmetscher besorgt. Wenn Sie sich zu der Truppe bemühen wollen oder soll ich den Ältesten hierherrufen?«
»Danke, ich komme mit.«
Ellis rief sich zwei Stallburschen als Begleiter herbei, und rechts und links von diesen flankiert wie ein Tyrann, der einen Attentatsversuch fürchtete , geleitete er Smith und Cate bis vor die Wagen der Indianertruppe. Singender Pfeil hielt sich hier in Gegenwart des Managers Lewis als Dolmetscher bereit.
Als Vertreter der Indianer waren der Alte und noch zwei Krieger gekommen, baumlange Menschen. Die Stallburschen hatten Laternen mitgebracht, das Licht huschte umher.
Smith begann zu sprechen. »Gehört ihr Männer zu den Stämmen der Dakota?«
»Hau.«
»Lebte einer von euch bis vor zwei Sommern in den Zelten der Dakota in Minnesota?«
»Hau. Im Lande des Nordsterns.«
»Du selbst, alter Vater?«
»Hau.«
»Hast du den Roten Fluß und die Wälder und Siedlungen um seine Ufer gesehen?«
»Hau.«
»Ich suche meine Mutter, eine weiße Frau. Ich habe sie seit dem vergangenen Sommer nicht mehr finden können.«
Der Alte hielt die Augenlider weiterhin offen, aber es war, als ob sein Blick hinter Glas verschwinde. Die Augen hatten keinen Ausdruck mehr. »Wo hat die weiße Frau gelebt?«
Smith beschrieb Lage und Charakter der Farm. Der Alte hörte sich alles an, sprach auf dakota mit seinem Begleiter, ohne daß Singender Pfeil übersetzte, und sagte dann: »Wir rufen unseren Sohn, den Bruder des Großen Wolf .«
Cate fiel es als stummer Zuhörerin auf, daß der Indianer den Namen desjenigen, der jetzt gerufen wurde, nicht genannt hatte.
Singender Pfeil ging in den einen der Wagen und kam bald mit der gewünschten Person herbei. Smith wiederholte mit kurzen Worten, was von der Farm zu sagen war, auch die Tatsache, daß er Haus und Felder abgebrannt vorgefunden habe. Das kleine Mädchen, das er hier an der Hand halte, sei hilflos umhergeirrt.
Die Indianer besprachen sich wieder untereinander, schließlich trat der Heibeigerufene, der Bruder des Großen Wolf, vor. »Ich habe diese Farm und deine Mutter und deine Tochter nicht gesehen«, sagte er. »Aber mein Bruder Großer Wolf hat mir berichtet, und was meine Ohren von ihm gehört haben, soll meine Zunge dir sagen. Ich spreche die Wahrheit. Auf dieser Farm war keine Frau. Auf dieser Farm waren sechs Männer, fünf große und ein kleinerer. Wir sandten einen Boten zu ihnen und ließen ihnen sagen, daß sie wegziehen möchten, da sie das Land nicht von uns gekauft, wir es ihnen auch nicht geschenkt hatten. Unser Bote wurde uns mit Schimpf und Schande zurückgeschickt. Da ritten wir
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