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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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Weihnachtsbeleuchtung säumten die Main Street. Heiße Sommertage im Bundesstaat Washington waren zwar selten, aber wenn sie vorkamen, dann schienen die mit Lichterketten behängten Laternenmasten fehl am Platz. Die Beleuchtung hing dort in einer Art Sommerschlaf, bis sie irgendein Arbeiter im Auftrag der Stadt wieder einstöpselte, wenn die Zeit gekommen war, und die Glühbirnen, die nicht aufwachen wollten, austauschte. Doch jetzt im Dezember verbreiteten die Lichter ihren Zauber und erfüllten uns Kinder mit Vorfreude auf das Weihnachtsfest.
    In diesem Jahr sah ich dem Fest allerdings eher mit einer ängstlichen Gespanntheit als mit Vorfreude entgegen. Ich wollte, dass dieses Jahr Weihnachten endlich wieder so war, wie ich es von früher kannte. Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages war unser Haus immer erfüllt gewesen von Lachen und heiteren Gesichtern, und esgab schöne Geschenke auszupacken. Aber vor drei Jahren war mein Vater gestorben, und es kam mir so vor, als sei Weihnachten mit ihm gestorben.
    Vor seinem Tod hatte ich nie einen Gedanken an unsere finanzielle Situation verschwendet. Wir waren weder reich noch arm. Wir hatten ein hübsches Haus in einer netten Wohngegend, es gab jeden Abend ein warmes Essen, und in dem Sommer, als ich fünf Jahre alt war, flogen wir sogar einmal nach Disneyland. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mich für den Flug feingemacht habe. Der einzige andere Urlaub, an den ich mich noch erinnere, war der, den wir einige Jahre später in Birch Bay verbrachten – was exotischer klingt, als es war, denn es handelte sich in Wirklichkeit um einen Steinstrand nur eine Autostunde von daheim entfernt.
    Damals fehlte es uns an nichts – außer vielleicht an etwas mehr Zeit füreinander.
    Mein Vater kaufte die City Bakery, als ich noch klein war. Die Bäckerei existierte schon seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts in der Stadt. Er hatte einen langen Arbeitstag, verließ das Haus jeden Morgen vor Sonnenaufgang, eine ganze Weile bevor ich aufstand. Meine Mutter brachte mich zur Schule, kümmerte sich kurz um den Haushalt, stellte die Waschmaschine an und stand meinem Vater dann für den Rest des Tages in der Bäckerei zur Seite.
    Nach der Schule ging ich zu Fuß zur Bäckerei, um meinen Eltern zu helfen. An manchen Tagen benötigte ich für die Strecke weniger als eine halbe Stunde, aber für gewöhnlich war ich viel länger unterwegs. Ich blieb oft am Rande des Stadtzentrums mitten auf der Brücke stehen, die über den I-5 Freeway führte, und sah zu, wie die Autos und die Lkws darunter hindurchrasten. Es standen immer eine Menge Kinder dort und spuckten auf die Fahrbahnen herab in der Hoffnung, einen Wagen zu treffen. Aber so ein Kind war ich nicht. Ich stellte mir lediglich vor, wie ich dort herabspuckte.
    Ich beschwerte mich häufig darüber, dass ich so oft in der Bäckerei sein musste – ganz besonders, wenn mir mein Dad auftrug, Töpfe und Schüsseln zu spülen –, aber insgeheim fand ich es toll, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Für andere war er vielleicht nur ein Bäcker, aber in meinen Augen war er ein Künstler, eine Art Bildhauer, der statt Stein und Meißel Teig und Rührstab benutzte, aber am Ende immer ein Meisterwerk zustande brachte.
    Dad und mein Onkel Bob waren in der Bäckerei ihres Vaters in die Lehre gegangen, als sie in meinem Alter waren. Sie hatten sich Schürzen umgebunden und eine scheinbar nicht enden wollende Reihe von Töpfen und Schüsseln gespült und nach der Schule Rezepte auswendig gelernt. Im Falle meines Vaters dauerte es nicht lange, bis der Lehrling fähiger war als der Meister.
    Dad hatte einfach den Dreh heraus, wenn es ums Backen ging. Er war der Einzige in der Familie, der seinen Rezepten Leben einzuhauchen vermochte. Es dauerte nicht lange, und die Brote und Kuchen aus der City Bakery galten als die besten der ganzen Stadt. Dad liebte seine Kreationen beinahe so sehr wie seine Familie.
    Die Samstage waren immer etwas Besonderes, denn an diesen Tagen verbrachte mein Vater den größten Teil der Zeit damit, Kuchen zu glasieren und zu verzieren. Nicht ganz zufällig waren dies die Tage, an denen ich am liebsten mit ihm zusammenarbeitete. Nun ja, zusammenarbeiten war vielleicht ein wenig übertrieben. Ich hatte mit dem Backen nicht viel zu tun. Er erlaubte mir lediglich, das Brot aus dem Gärschrank zu nehmen, nachdem es aufgegangen war – aber ich beobachtete ihn sehr genau und nutzte so oft wie es ging die Vorteile meiner Stellung als

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