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Der weiße Neger Wumbaba

Titel: Der weiße Neger Wumbaba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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gibt es da nur ein anderes Rentier namens Olive, das den Rudolf hänselt. Der Fall ist so berühmt, dass Vivian Walsh und J. Otto Seibold ein schönes Kinderbuch verfasst haben, in dem ein kleiner Hund namens Olive die Hauptrolle spielt. Olive hört das Lied und kommt in eine Identitätskrise, fühlt sich als Rentier angesprochen und bricht zum Nordpol auf, um sich für die Rentierherde des Weihnachtsmannes zu bewerben…
    So gehört Olive in eine Reihe mit den vielen anderen Wesen, die aus Verhörern entstanden sind, »Gladly, the cross-eyed bear« zum Beispiel, Gladly, der schielende Bär, der seine Phantasie-Existenz dem Kirchenlied Gladly, the cross I’d bear verdankt. Und »RoundJohn Virgin«, dem dicken John Virgin, der dem englischen Text von Stille Nacht entstammt, in dem es heißt:
    »Silent Night, holy night
    all is calm, all is bright
    round yon virgin mother and child…«
    (»Stille Nacht! heilige Nacht!
    Alles schläft, einsam wacht
    Nur das traute heilige Paar…«)
    Im deutschen Text des Liedes fühlte sich einst Holger, der kleine Bruder von Herrn D. aus Mainz, sogar persönlich besungen. Er hörte Jahr für Jahr:
    »Holger, Knabe im lockigen Haar
    Schlafe in himmlischer Ruh’!«
    Das Holde ist als Wort dem Kind nun einmal ebenso fremd wie die Gnade, weshalb sowohl Herr K. aus München als auch Herr P. aus Trier berichten, in ihren Familien sei die Zeile von der »Gnaden bringenden Weihnachtszeit« oft als »Knaben bringende Weihnachtszeit« aufgefasst worden, was nicht ganz ohne Logik ist, bedenkt man noch die Post von Frau K., die von einer Freundin ihrer Mutter schrieb, die plötzlich abends ihren fünfjährigen Sohn beten hörte:
    »Maria, du bist voller Knaben.«
    Wie es im Himmel zugehen mag, davon machen sich viele Kinder gerade zu Weihnachten ein eigenes Bild. Zahlreiche Leser schrieben, sie hätten bei Ihr Kinderlein kommet statt »Hoch droben schwebt jubelnd der Engelein Chor« gehört:
    »Hoch droben schwebt Josef den Engeln was vor.«
    Wohingegen im Hause der Familie F. in Stadthagen jedenfalls das Christuskind nicht schwebte, sondern… Die Eheleute F.berichteten in einem gemeinsam unterzeichneten Schreiben, ihr vierjähriger Enkel Carlo habe das Alle Jahre wieder so vorgetragen:
    »Alle Jahre wieder
    kommt das Christuskind
    auf die Erde nieder,
    wo wir Menschen sind.
    Kehrt mit seinem Segen
    ein in jedes Haus,
    geht auf allen Vieren
    mit uns ein und aus.«
    »Wie alle frommen Seelen wissen, muss es heißen: ›Geht auf allen Wegen…‹«, schrieben Herr und Frau F.
    Aber das muss man uns ja nicht erzählen.
    Dr. P. aus Greifenberg schrieb: »Unser Sohn Martin, Heiligabend 1962, knapp drei Jahre, fragte, als wir nach der ersten Strophe von Ihr Kinderlein kommet Atem schöpfen wollten: ›Wieso eigentlich in Beethovens Stall?‹«
    Welch’ seltsame Personen an welch’ seltsamen Orten da den Kindern zu Weihnachten gegenüber treten – und wie sie aussehen! Da ist der Herr Rodes, der in Wahrheit Herodes heißt – Frau H. aus Bischofsgrün berichtete von ihm.
    Da ist die Julia, die in Kirchen so oft mit herzlich lautem »Hallo Julia!« gegrüßt wird, jedenfalls verstand die Enkelin von Frau M. aus München das »Hallelujah!« so.
    Und da ist der bekannte Gottessohn Owi aus der Stillen Nacht : »Stille Nacht, heilige Nacht / Gottes Sohn, Owi lacht / Lieb aus deinem göttlichen Mund…« Von dem erzählten viele.
    Ja, und da wäre noch Herr K. aus München, dessen Vater in Am Weihnachtsbaume, die Lichter brennen die Zeile »… kein Auge hatsie kommen seh’n« Jahr für Jahr sang als: »… kein Auge hat sie und konnte seh’n.«
    Herrn W. aus München wollen wir nicht vergessen, dessen kleiner Bruder im Alter von fünf Jahren zwei Zeilen in Leise rieselt der Schnee immer missverstand. Im Original heißen sie:
    »In den Herzen ist’s warm
    Still schweigt Kummer und Harm.«
    Der Bruder hörte:
    »In den Herzen ist’s warm
    Still schweigt Kummer und Darm.«
    In die Reihe von Olive bis Holger gehört auch noch der Schuldi, den Frau H. aus Bonn, Herr E. aus dem Münsterland und Herr W. aus Bergisch Gladbach unabhängig voneinander am Ende des Vaterunsers entdeckten:
    »Und vergib uns unsere Schuld
    Wie auch wir vergeben unserem Schuldi gern.«
    Auf englisch heißt das:
    »Forgive us our trespasses…«
    Aber es gibt im Angloamerikanischen viele Menschen, die immer verstehen:
    »Forgive us our Christmases…«
    Nun stimmen wir ein in den Gesang der kleinen Annalena aus München, deren

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