Der Wohlfahrtskonzern
demselben Krieg, verstehst du, gab es eine Bombe, die nicht explodierte. Entsinnst du dich?«
»Ja, aber …«
»Aber sie konnte nicht explodieren, Tom. Es wai eine Attrappe. Slovetski ist brillant. Noch bevor di‹ Bombe abhob, hatte er sie schon … umgeleitet. Wai da aufstieg, war eine hohle Schale. Und das, was zu rückblieb – das Herz der Bombe –, liegt zehn Meter unter uns begraben.«
Ich starrte sie an. Der Raum schien sich zu drehen. Ich griff nach dem letzten Strohhalm und flüsterte: »Aber … das war nur eine A-Bombe, Rena. Slovetski – das habe ich genau gehört – sprach von einer Tausend-Megatonnen-Bombe. Und das bedeutet Wasserstoff, verstehst du? Er hat doch bestimmt keine von denen beiseite geschafft.«
Renas Gesicht verzog sich in qualvollem Bedauern. »Ich verstehe diese Sachen nicht alle, du mußt mich in dieser Hinsicht entschuldigen. Was ich weiß, ist folgendes: Es hat geheime Gespräche über die mailändischen Generatoren gegeben, und ich weiß, daß die Gespräche mit schwerem Wasser zu tun hatten. Und ich bin nicht ganz dumm, ich weiß, daß man daraus einen Bestandteil einer Wasserstoffbombe gewinnt. Und es gibt natürlich noch mehr, war es nicht Lithium? Aber das hat er. Du hast es gesehen, nehme ich an. Es befindet sich auf einem Sockel in diesem Gebäude.«
Ich setzte mich hart hin. Es war unmöglich – aber es paßte alles zusammen. Wenn man den spaltbaren Kern der Bombe hatte, dazu das Deuterium, ferner die lithiumhaltige Schale, dann war es kein großes Problem mehr, die Teile zusammenzufügen und eine H-Bombe zu bauen.
Ich wollte es nicht glauben – es war zu phantastisch.
Es war furchterregend und entsetzlich und das Schlimmste war etwas, das an der Schwelle des Bewußtseins lauerte. Es hatte mit der Bombe im Museum zu tun …
Und dann erinnerte ich mich, natürlich …!
»Rena!« stieß ich nach Atem ringend hervor. Ich konnte fast nicht sprechen, es war zu schrecklich. »Rena … hast du dir die Bombe im Museum jemals angesehen? Hast du die Hinweistafel gelesen? Rena, diese Bombe … ist eine Kobaltbombe!«
11
Von dem Augenblick an, als ich jene schneidenden Worte aus Slovetskis Mund vernommen hatte, war ich von einer Vision besessen gewesen. Eine Höllenbombe auf das Hauptbüro, Amerikas Ostküste aufgerissen, New York ein Loch im Ozean, das von Kingston bis Sandy Hook reichte, gelbrote Flammen, die sich über Connecticut und Pennsylvania ausbreiteten.
Das war vorbei und durch etwas weitaus Schlimmeres ersetzt.
Eine Radiokobaltbombe würde nicht durch einen Strahlungsausbruch in einem eng begrenzten Gebiet töten. Sie würde in der Atmosphäre kolloide Teilchen tödlichen radioaktiven Kobalts 60 zurücklassen. Ein wenig davon konnte man zur Heilung von Krebs verwenden und damit manchmal ein kleines Wunder vollbringen. Die Menge, die von dem Kobaltüberzug – normales, »ungefährliches« Kobalt – der Wasserstoffbombe abgegeben wurde, reichte aus, eine Welt zu morden. Eine einzige Bombe dieser Art konnte alles Leben auf der Erde auslöschen. Es war fast unvorstellbar.
Ich war kein Physiker; ich wußte nicht, welche Bedeutung die Mengen, um die es ging, im einzelnen hatten, wenn die papiernen Kalkulationen Realität wurden und als rasender Sturm über die Menschheit hereinbrachen. Aber ich hatte eine Vorstellung von radioaktivem Staub in jedem Lufthauch, in jeder Ecke eines jeden Landes. Vielleicht würden eine Handvoll Menschen in Kambodscha, Wladiwostok oder Melbourne überleben. Aber eines war für mich völlig klar: Falls diese Bombe hochging, war dies das Ende unserer Zivilisation.
Darüber gab es für mich keinen Zweifel.
Und so, nachdem ich die Gesellschaft an Slovetskis Gruppe verraten hatte, schloß ich den Kreis.
Selbst Judas hatte nur einen verraten.
Vom Observatorium wegzukommen war leicht, denn Rena war so geschockt und verstört, daß sie nichts bemerkte. In der Nähe des Vesuv ein Telephon zu finden, war erheblich schwieriger.
Erst drei Kilometer unterhalb des Berges traf ich auf etwas, das wie eine automatische Blauer-Flügel-Tankstelle aussah. Die elektronischen Taster klickerten verwirrt, als sie nach dem Wagen suchten, den ich nicht hatte, und der Einsteckschlitz für die Policen glühte rot und diensteifrig auf und wartete auf meine Befehle. Ich ignorierte sie. Was ich wollte, befand sich innerhalb des kleinen, unverschlossenen Gebäudes: eine Zelle mit abhörsicherer Sicht-Sprechverbindung. Es war wichtig, daß ich mit
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