Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
Vom Netzwerk:
kreischend auf eine zerstörte Säule traf und Slovetski nur um Millimeter verfehlte. Er ließ sich außer Sicht fallen, und die Schlacht tobte wieder.
    Die Menschen sind seltsame Wesen. Jetzt, nachdem die Ursache des Kampfes bedeutungslos geworden war, wütete er mit doppelter Heftigkeit. Slovetski mochte etwas weniger als hundert Männer gehabt haben und die Expedienten vielleicht einige mehr. Aber was die geballte Gewalt betraf, müssen sie zusammen das Ende des Kurzen Krieges weit übertroffen haben.
    Ich war Nichtkombattant, aber die Kugeln surrten nur so um mich herum. Gogarty lag in seinem Regenwasserkanal ziemlich sicher. Ich aber befand mich in exponierterer Stellung und hüpfte, während die Schnellfeuerwaffen überall um mich herum loslegten, in den Schutz einer niedrigen, überdachten Ruine.
    Die Wände boten nicht viel Deckung, aber ich hatte wenigstens die Illusion von Sicherheit. Auf jeden Fall war ich außer Sicht.
    Ich krümmte mich durch einen Durchbruch in einer Wand in ein weiter innen gelegenes Zimmer. Es war der winzigste Raum, in dem ich jemals gewesen bin: nicht einmal einen Meter achtzig lang und erheblich schmaler, und der größte Teil des Bodens wurde von einer Art Einbaubett aus rohbehauenem Stein eingenommen. Von Klaustrophobie getrieben, bahnte ich mir meinen Weg durch die andere, ebenfalls zerbrochene Wand.
    Der nächste Raum war größer, und es befand sich jemand darin.
    Ein Mann lag schwer atmend in einer Ecke. Er erhob sich auf einen Ellbogen, um mich anzusehen. Mit rauher Stimme sagte er: »Thomas!« und fiel von der Anstrengung erschöpft zurück. Von seinem Hemd tropfte Blut.
    Ich eilte an die Seite von Benedetto dell’Angela. Der Lärm des Gefechts draußen wuchs gewaltig an und schwand dann, von kurzen Ausbrüchen unterbrochen, dahin …
     
    Vermutlich war es reine Trägheit, die mich weitermachen ließ – selbstverständlich sah ich mit meinem inneren Auge, daß es keinen Grund gab, sich noch weiter anzustrengen. Die Welt war am Ende. Es gab keinen Grund noch einmal zu versuchen, vor den Gummiknüppeln der Expedienten davonzulaufen, und – nachdem ich gesehen hatte, wie der Widerstand zusammengebrochen war und ein Expedientenoffizier auf jenem Tempel aufgetaucht war, von dem aus Slovetski seinen Hohn herabgeschrien hatte – keine Möglichkeit, zu den Revolutionären zurückzukehren. Ohne Slovetski waren sie verloren.
    Aber ich machte weiter.
    Benedetto half. Er kannte jedes noch so kleine Loch und jeden Eingang in allen Unterschlüpfen seiner Gruppe. Sie hätten bei der Stärke der Gesellschaft ohne hoch entwickelte Fähigkeiten, was das Verstecken und das Anlegen von geheimen Fluchtwegen betraf, nicht überleben können. Und auch hier gab es einen Weg nach draußen. Er verlangte einen riskanten Spurt über offenes Gelände, aber obwohl ich Benedetto tragen mußte, schaffte ich es.
    Und dann waren wir in der Kanalisation des alten Pompeji, jenem uralten Steintunnel, der vor langer Zeit die Abwässer der römischen Stadt in das Mittelmeer geleitet hatte. Für uns beide wurde er erst zum Versteck und dann zum Tunnel in die Freiheit.
    Wir warteten dort fast den ganzen Tag, und neben mir murmelte Benedetto fast unhörbar. In lichten Momenten sagte er mir den Namen des Hotels, in das Rena gezogen war, als das Observatorium aufgegeben worden war, aber es schien nur wenige lichte Momente zu geben. Gegen Abend jedoch begann er sich zu erholen.
    Wir erreichten die Küste, als die Dämmerung gerade hereinbrach. Dort fanden wir eine Art Fischerboot mit einer romanischen Takelung, das unbewacht zurückgelassen worden war. Der Besitzer war wahrscheinlich nicht weit weg, aber er kam nicht rechtzeitig genug zurück, um uns aufzuhalten.
    Benedetto war sehr schwach. Er murmelte irgend etwas vor sich hin, das ich kaum verstand. »Vertan, vertan, vertan«, das war der Refrain seiner Klage. Ich wußte nicht, was er für vertan hielt – außer, vielleicht, die Zukunft der Welt.
    Im Schütze der Dunkelheit glitten wir an eine der verlassenen Anlegestellen, und ich ließ Benedetto zurück, um ein Telephon zu suchen. Es war riskant – aber was bedeuteten Risiken noch, kurz vor dem Weltuntergang?
    Rena wartete im Hotel. Sie nahm sofort ab. Ich glaube nicht, daß der Anruf abgehört wurde – oder daß es von irgendeiner Bedeutung für irgend jemanden gewesen wäre, falls dies doch der Fall war. Ich ging zurück zum Boot, um dort mit Benedetto auf Rena zu warten, die in einem Mietwagen kommen

Weitere Kostenlose Bücher