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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Thomas?«
    »Herunter vom …« Ich zögerte und fuhr dann fort: »Also gut, herunter vom Vesuv. Vom Museum, wo ich mich mit den Führern der Untergrundbewegung verborgen hielt. Ist es das, was Sie wissen wollten?«
    »Manning!« schnarrte Defoe. Der Generalleutnant salutierte und verließ den Raum. »Das ist das erste, was ich will, ja«, sagte Defoe. »Aber ich will viel mehr. Bitte fangen Sie an zu reden, Thomas. Ich werde zuhören.«
    Ich redete. Nichts konnte mich mehr halten. Selbst mit einem Körper, der durch die freundlichen Aufmerksamkeiten der Expedienten nur noch ein Klumpen aus Schmerzen und Qualen zu sein schien, mußte ich in diesem Fall gemeinsame Sache mit der Gesellschaft machen. An der Kobaltbombe endeten alle Loyalitäten.
    Ich ließ nichts Wichtiges aus, nicht einmal Rena. Ich berichtete ihm gerafft, wie ich Benedetto aus der Klinik gebracht hatte, wie wir nach Rom entkommen waren, wie wir zum Vesuv geflohen waren … und was ich herausgefunden hatte. Ich machte es kurz und ließ einiges Unwichtige wie zum Beispiel Zorchi aus. Und Defoe saß da, nippte an seinem Kaffee, und seine warmen Augen blinzelten.
    Ich war fertig. Er krauste die Lippen, überlegte.
    »Albern«, sagte er schließlich.
    »Albern? Was soll das heißen?«
    »Thomas«, sagte er, »Ihre gelegentlichen Affären interessieren mich nicht. Und ich hätte Ihren Fehltritt entschuldigt, da Sie wertvolle Informationen mit zurückbrachten. Das bestreite ich nicht. Aber ich mag es nicht, wenn man mich anlügt, Thomas.«
    »Ich habe nicht gelogen!«
    »Es gibt keine Möglichkeit, an spaltbares Material heranzukommen«, sagte er scharf. »Das geht nur über die Gesellschaft!«
    »O nein!« Ich schüttelte den Kopf. »Schon mal an einen Blindgänger gedacht, Defoe?«
    Zum ersten Mal wirkte er verblüfft. »Blindgänger?« Er warf Gogarty einen Blick zu.
    Der sah krank aus. »Es gibt … da liegt ein Bericht auf Ihrem Schreibtisch, Mr. Defoe«, sagte er gequält. »Wir … also, wir hatten Grund anzunehmen, daß die beiden Hälften der kritischen Masse nur soweit zusammengekommen sind, daß sie verschmolzen, anstatt zu explodieren. Wir …«
    »Ich verstehe.« Defoe sah ihn einen langen Augenblick an. Dann wandte er sich ihn ignorierend wieder mir zu und schob mir den Kaffee herüber. »Also gut, Thomas. Sie haben den Sprengkopf. Wie sieht’s mit schwerem Wasser, Treibstoff und so weiter aus?«
    Ich berichtete ihm, was ich wußte. Gogarty hörte zu und leckte sich die Lippen. Ich beneidete ihn nicht. Ich sah seine Furcht, seine Angst vor Defoes mit Sicherheit folgendem Zornausbruch. Denn in Defoe glomm – genau wie in Slovetski – dieses tödliche Feuer. Es flammte nur auf, wenn man es ließ … aber was es berührte, verging und starb.
    Ich hatte Defoe nie zuvor so aufs höchste konzentriert, so angespannt aufmerksam erlebt wie jetzt. Es tat mir leid um Gogarty, als Defoe ging, nachdem er mich völlig ausgequetscht hatte. Aber was mich betraf, so war ich froh.
     
    Er blieb keine volle Stunde weg. Gerade genug Zeit für mich, um eine Kategorie-C-Mahlzeit zu mir zu nehmen, die ein stummer Expedient gebracht hatte.
    Defoe stieß die Tür auf und sah mich aus weit geöffneten Augen mit starrem Blick an. »Falls Sie mich angelogen haben, Thomas …«
    »Was ist passiert?« fragte ich.
    »Sie wissen es nicht?« Er stand bebend vor mir und starrte mich an. »Sie haben die Wahrheit gesagt – oder zumindest einen Teil der Wahrheit. Es gab ein Versteck am Vesuv. Aber sie sind vor einer Stunde ausgerückt – während Sie hier Zeit verschwendet haben. War das Ihre Absicht, Thomas? Wußten Sie, daß sie fliehen würden?«
    »Defoe«, sagte ich, »ist Ihnen denn nicht klar, daß das nur zu unserem Vorteil ist? Falls sie geflohen sind, konnten sie unmöglich die Bombe mitnehmen. Das bedeutet …«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber genau das haben sie getan, Thomas. Nach der Aussage des Direktors der Albergo weiter unten am Berg sind drei riesige Hubschrauber gekommen, haben das Dach einfach heruntergerupft, die Bombe herausgeholt und sind davon geflogen.«
    »Wohin?« fragte ich stupide.
    Er bewegte den Kopf. Seine Stimme blieb völlig emotionslos, nur seine Augen zeigten etwas von seinen Gefühlen. Es war, als würde er über das Wetter reden. »Wohin? Das ist eine gute Frage. Ich hoffe, daß wir es herausfinden, Thomas. Wir überprüfen die Radaraufzeichnungen, sie können sich nicht lange verborgen halten. Aber wie sind sie überhaupt weggekommen?

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