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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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wollte. Wir hatten es nicht gewagt, sie zu ermuntern, ein Taxi zu nehmen …
    Benedetto saß aufrecht gegen den Mast gelehnt und starrte über das Wasser. Vielleicht habe ich ihn erschreckt, als ich zum Boot zurück kam, denn er drehte sich unbeholfen um und stieß einen schwachen, hilflosen Schrei aus.
    Dann erkannte er mich. Er sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte, und zeigte gen Westen, wo die Sonne schon lange untergegangen war.
    Aber es kam immer noch Licht von dort … und das war kein Sonnenuntergang.
    Weit hinten am Horizont hing ein schwaches Glimmen. Ich verstand es zuerst nicht, da ich sicher war, daß sich die Bombe auf dem Weg zum Hauptbüro in New York befand; aber es mußte irgend etwas Unvorhergesehenes passiert sein. Dieses Glimmen, das sich so lange nach der Explosion des Tankwagens immer noch mit bläulich glühenden Staubteilchen in der Dunkelheit zeigte, ließ nur einen Schluß zu: Die Bombe war über dem Atlantik hochgegangen.
    Es gab keine Fragen mehr. Die tödlichste Waffe, die die Welt kannte, hatte ihre Aufgabe erfüllt!

14
     
    Das Hotel war natürlich kein sicheres Versteck, aber welcher Ort war das schon, wenn das Ende der Welt bevorstand? Rena und ich nahmen Benedetto in die Mitte und gelangten in unser Zimmer, ohne allzuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Wir legten ihn aufs Bett und zogen ihm die Jacke vom Körper.
    Die Kugel war ihm einige Zentimeter über dem Herzen in die Schulter gedrungen. Der Knochen war zersplittert, aber die Blutung war nur schwach. Rena tat, was sie konnte – viel war es nicht. Zum ersten Mal kamen wir nach einer Zeit, die Jahre her zu sein schien, wieder zum Atemholen.
    »Ich werde einen Arzt anrufen«, sagte ich.
    »Nein, Thomas!« erwiderte Benedetto matt. »Die Gesellschaft!«
    »Was spielt das noch für eine Rolle?« protestierte ich. »Wir sind jetzt alle tot. Sie haben doch dafür gesorgt …« Ich zögerte und setzte neu an. »Slovetski hat dafür gesorgt. Die Bombe hat einen Kobaltmantel«
    Er blinzelte mich seltsam neugierig an. »Slovetski?« wiederholte er. »Sie vermuten, daß Slovetski es war, der das so geplant hat?« Er schüttelte den Kopf- und wimmerte vor Schmerz. Dann flüsterte er: »Thomas, Sie begreifen nicht. Es war mein Projekt, nicht Slovetskis. Er hatte vor, das Hauptbüro der Gesellschaft zu zerstören; seine Überlegung war, sie umzubringen und damit das Böse zu beseitigen. Ich überzeugte ihn davon, daß es nicht nötig sei zu töten, wir mußten nur ein Wagnis eingehen … spielen.«
    »Ich …« Ich starrte ihn an. »Sie phantasieren!«
    »O nein!« Er schüttelte wieder den Kopf und schaffte es, seine Lippen zu einem winzigen Lächeln zu verziehen. »Verstehen Sie es denn nicht, Thomas? Die Superbombe explodiert, die Welt wird von tödlichen Partikeln überzogen, und dann … was dann?«
    »Wir sterben!«
    »Sterben? Nein! Haben Sie die Kliniken vergessen?« Das warf mich um. Ich hatte nur die verkürzenden Schlagworte meiner allerersten Schulungen über die Bombe wiedergekäut! Im Kurzen Krieg explodiert, hätte sie natürlich den Schlußpunkt hinter die menschliche Geschichte gesetzt! Aber ich war ein Narr gewesen. Die Gewölbe waren gebaut worden, um mit den extremsten Notfallen fertig zu werden, selbst solchen, die fast die gesamte Gattung auslöschten. Sie hatten nicht damit gerechnet, daß jemals eine Kobaltbombe explodieren würde – nur anarchistische Gewalttäter würden so etwas versuchen, und wie sollten die an spaltbares Material kommen? Aber selbst darauf waren sie vorbereitet. Ich hatte den Untergang erwartet. Ich war wieder einmal ein Narr gewesen!
    »Die Kliniken«, wiederholte Benedetto, als ich ihn anstarrte.
    Es war die Antwort. Selbst das radioaktive Gift des Kobalt-60 lebt nicht ewig. Zwölf Jahre, und die Hälfte ist verschwunden, nach fünfundzwanzig Jahren sind es drei Viertel. In fünfzig Jahren würde die noch verbleibende Aktivität bei fünf Prozent oder so liegen, und die Menschheit konnte wieder zum Vorschein kommen.
    »Aber warum?« wollte ich wissen. »Angenommen, die Gesellschaft ist in der Lage, die gesamte Weltbevölkerung unterzubringen? Zugegeben, sie haben Platz genug, und ein Jahr oder fünfzig Jahre machen keinen Unterschied, wenn man auf Eis liegt. Aber was ist der Sinn dabei?«
    Er lächelte matt. »Bankrott, Thomas«, flüsterte er. »Begreifen Sie also, daß wir nicht gerade jetzt in die Hände der Gesellschaft fallen sollten? Denn es gibt eine Chance für uns zu überleben …

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