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Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Wolfsthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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ließen. Sie hatten Han erbarmungslos für Morde gesucht, die er nicht begangen hatte. Er schuldete ihnen gar nichts. Zumindest versuchte er, sich das einzureden, während er damit beschäftigt war, die arme Ginny Foster aus seinem Kopf zu verbannen. Und die Leiche von Hauptmann Byrne zu ignorieren, die mitten auf dem Weg lag.
    Han und Amon Byrne hatten ihre Auseinandersetzungen gehabt, hauptsächlich wegen Rebecca, aber trotzdem hatte sich der jüngere Byrne auf Han’s Seite gestellt, als es sonst niemand getan hatte. Tatsächlich schien Korporal Byrne in einer Zeit, in der Skrupel rar waren, noch welche zu haben.
    Han betrachtete das Schwert und fand, dass er es eigentlich bei Byrne lassen sollte, in seinen Händen oder neben ihm. Es schien irgendwie zu ihm zu gehören.
    Aber wenn er es hierließ, würde der nächste Reisende, der über den Pass kam, es einfach mitnehmen und verkaufen.
    Ich sollte es dem Lýtling Byrne geben, dachte Han. Er sollte das Schwert – und den Ring – bekommen. Und natürlich auch die Geschichte erfahren, wie sein Vater gestorben war.
    Vorsichtig zog er den goldenen Ring von Byrnes Finger und steckte ihn in seine Börse.
    Danach, das wusste Han, musste er sich schleunigst auf den Weg machen. Er fühlte sich völlig schutzlos in diesem Gelände; die Bedrohung ließ die Luft hier oben noch dünner erscheinen und machte das Atmen noch schwerer.
    Aber trotzdem kam es ihm nicht richtig vor, ohne irgendeine Art von Zeremonie weiterzuziehen.
    Hauptmann Byrne war im Kampf gestorben. Was konnte man für einen Soldaten dann noch tun? Han dachte einen Moment nach, dann nahm er sein eigenes Messer und legte es dem toten Mann in die Hände, mit dem Griff zum Kopf hin. Obwohl er nie viel vom Beten gehalten hatte, senkte er den Kopf und übergab Hauptmann Byrne an den Schöpfer und die Herrin.
    Schließlich nahm Han das Schwert, stand auf und ging zu Ragger, der missbilligend dreinblickte. Er schob die Klinge in das Futteral am Sattel, gleich neben seinem Langbogen, und stieg auf. Stärker als je zuvor wurde ihm bewusst, wie sehr sich sein Heimatland veränderte und gefährlicher wurde, als es irgendein fremder Ort je gewesen war.

KAPITEL ACHT
    Ende und Anfang
    B ei Tagesanbruch fand Raisa ein Versteck in einer kleinen Schlucht ein paar hundert Schritt von dem Pfad entfernt, der zum Marisa-Pines-Camp hinunterführte. An dieser Stelle ging der Weg über festes Gestein, das der Wind vom Schnee befreit hatte; irgendwelche Verfolger würden kaum erkennen können, dass sie hier abgebogen war. Nachdem sie Mac Gillens Wallach in den hinteren Teil der Schlucht gebracht hatte, kehrte sie mit einem Kiefernzweig zurück, um auch die kleinsten Spuren zu verwischen, die vielleicht doch vom Pfad wegführen mochten.
    Sie gab dem Pferd etwas zu fressen und zu trinken, nahm ihm aber nicht den Sattel ab, um jederzeit wegreiten zu können. Geschützt unter einem Überhang entfachte sie ein Feuer und kauerte sich daneben; sie verspeiste den Zwieback und die Wurst aus Gillens Satteltasche.
    Könnte sein, dass das hier deine letzte Mahlzeit ist, dachte sie und erinnerte sich an die üppigen Festbankette, die sie auf Fellsmarch Castle erlebt hatte.
    Tatsächlich war sie so ausgehungert, dass ihr das karge Mahl wundervoll schmeckte. Es gefiel ihr zu essen, während sie die kalte, klare Luft einatmete und spüren konnte, dass sie am Leben war. Nie zuvor hatte sie das so sehr zu schätzen gewusst wie in diesem Moment.
    Im vergangenen Jahr hatte sie so viel gelernt – sollte das alles umsonst gewesen sein?
    Ich bin noch nicht mal siebzehn, dachte sie. Ich habe noch so viel vor.
    Wenn sie hier in den Bergen starb, würde Han Alister nie erfahren, was mit ihr geschehen war.
    Und Amon. Er lebte noch – er musste noch leben. Sie konnte die Energie des Bandes spüren, das zwischen ihnen bestand. Er würde wissen, dass sie in Gefahr war. Er würde wie wahnsinnig versuchen, zu ihr zu gelangen.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid, was mit deinem Vater passiert ist. Bleib am Leben und komm nach Hause. Ich brauche dich jetzt mehr als je zuvor.«
    Es war verführerisch, sofort wieder aufzubrechen, wo doch der sichere Hafen so nah erschien. Das Marisa-Pines-Camp war nur einen leichten Tagesritt entfernt, sofern das Wetter gut blieb. Sie spürte die Versuchung, einfach draufloszureiten und darauf zu vertrauen, ihren Beinahe-Attentätern entkommen zu sein.
    Aber sie lauerten bestimmt irgendwo entlang des Weges. Sie

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