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Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Wolfsthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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gefrorenem Hafer, den er aus dem behelfsmäßigen Schuppen mitnahm.
    Nachdem er wieder im Sattel saß, zog er sein Schlangenstabamulett hervor; von jetzt an wollte er es über dem Umhang tragen. Seinen Bogen schob er griffbereit in die Satteltasche zurück, obwohl er hoffte, dass die Banditen oder Eindringlinge – oder was auch immer – bereits weitergezogen waren.
    Den Rest des Nachmittags war Han mit dem Aufstieg zum Pass beschäftigt, während die Sonne der Westmauer entgegensank. Als er sich dem Pass näherte, sah er, dass seit dem letzten Sturm bereits jemand anders hier gewesen war. Hier und da gab es zwar unberührte Schneewehen, aber an anderen Stellen war der Schnee niedergetrampelt und voller Hufabdrücke.
    Han ritt vorsichtig weiter; er wusste nur zu gut, dass jeder, der ein Stückchen Vorsprung hatte, sich nur umdrehen musste, um zu sehen, wie er den Hang hochkroch. Bei gutem Wetter hätte er ein Weilchen abgewartet und so für ordentlich Abstand zwischen ihm und den Fremden gesorgt, aber mittlerweile zogen am Horizont dichte, schwere Wolken auf. Er hatte keine Wahl. Der nächste Sturm war bereits im Anmarsch, und auf dieser Seite der Westmauer gab es keinen anderen Weg.
    Als er durch die Engstelle des Passes kam, schrien seine Nerven auf, und seine Haut prickelte. Er wusste, dass diese Stelle sich hervorragend für einen Hinterhalt eignete – und Magie hin oder her, ein Bolzen zwischen den Schulterblättern würde ihn rasch zu Fall bringen.
    Pfeile waren schneller als Zaubersprüche – hatte er nicht so was in der Art vor einer Ewigkeit zu Micah Bayar gesagt?
    Aber er ritt ohne Zwischenfall durch den Pass und blieb an der höchsten Stelle für einen Augenblick stehen, um den langen Abstieg vor ihm zu betrachten. Der Schnee war aufgewühlt und zertreten worden, und zwar erst vor Kurzem. Ein Stück weiter vorn lag etwas quer auf dem Weg, ein schwarzer Fleck im Schnee.
    Noch eine Leiche, mit Armbrustbolzen gespickt. Und sie konnte noch nicht allzu lange hier liegen, denn sie war nicht schneebedeckt. Das hier musste also nach dem Sturm geschehen sein.
    Reglos verharrte Han im Sattel und suchte mit den Augen seine Umgebung ab. Er musterte die Felsen beiderseits des Weges für den Fall, dass Bogenschützen dort lauerten und darauf warteten, ihn zu überfallen. Der Wind peitschte ihm feinen Schnee ins Gesicht, der wie glitzernde Glassplitter brannte.
    Er hatte keine Lust, in diese Auseinandersetzung hineingezogen zu werden. Und er hatte nicht die Absicht, auf seinem Weg zu sterben, so kurz vor seinem Ziel. Aber er konnte auch nicht länger hierbleiben – nicht, wenn schon der nächste Sturm drohte.
    Er ließ Ragger und das Packpferd langsam im Schritt weitergehen und murmelte dabei beschwichtigende Worte, an die er selbst nicht glaubte. Als er die Leiche erreicht hatte, starrte er auf sie hinunter.
    Der Mann lag mit dem Gesicht nach unten da, die Arme vor sich ausgestreckt, als hätte er gehofft, noch weitergehen zu können. Der Schnee um ihn herum war blutgetränkt. Der Mann war groß und breitschultrig und trug die gleiche Kleidung wie die toten Soldaten bei der Schutzhütte. Wer auch immer ihn angegriffen hatte, wollte sichergehen, dass er wirklich tot war – Han zählte acht Armbrustbolzen in seinem Körper, bevor er das Zählen einstellte.
    Der Schnee um die Leiche herum war niedergetrampelt; er fand die Abdrücke von Stiefeln und Hufen von mindestens einem Dutzend Reitern. Han musterte die Spuren, die in Richtung Marisa-Pines-Camp führten. Offenbar hatte jemand diesen Ort in Windeseile verlassen. Aus Angst, geschnappt zu werden? Oder wurde immer noch jemand gejagt?
    Handelte es sich bei diesem Mann hier um einen einsamen Nachzügler vom Angriff bei der Schutzhütte? Wieso war man so erpicht darauf, ihn zu erledigen? War er so gefährlich gewesen?
    Räuber oder Deserteure aus dem Süden hätten sich nicht um einen einzelnen Überlebenden geschert, oder? Soldaten hatten nie viel Geld bei sich, nicht einmal direkt nach dem Zahltag. In Ragmarket wussten alle, dass sie das Risiko eines Taschendiebstahls nicht wert waren, ganz zu schweigen von einem richtigen Überfall.
    Und sie hatten Ginny Fosters Zahlungsanweisung ja auch gar nicht mitgenommen.
    Das alles ergab keinen Sinn – außer, die Soldaten hatten etwas sehr Wertvolles bewacht, bestimmte Waren vielleicht. Vielleicht wollten ihre Angreifer einfach nicht, dass irgendjemand die Geschichte in die Hauptstadt trug.
    Han war jederzeit auf einen

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