Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Schwelle dessen, was Sie feststellen können.« Als er sich damals demselben Prozess unterzogen hatte, hatten viele Fremen ihn ebenfalls für tot gehalten. »Mit dem Wasser des Lebens habe ich Ihnen Zeit erkauft. Machen Sie sich an die Arbeit, versorgen Sie die Wunde.«
»Lady Chani, das ist sinnlos ...«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage! Sein Körper weiß bereits, wie er den Koma-Effekt abschütteln kann. Handeln sie schnell, bevor sich das Zeitfenster wieder schließt.«
Auf dem Boden des Speisesaals machten sich die Ärzte an die Arbeit, riefen nach Gehilfen, nach weiterem Operationsbesteck und sogar nach Bluttransfusionen, die wenig bewirken würden, wenn Pauls Herz sich weigerte zu schlagen.
Irulan, die sich hilflos, wütend und rachsüchtig fühlte, sah als Außenseiterin zu, während sich um sie herum die entscheidenden Ereignisse abspielten. Chani, Alia und Stilgar bildeten einen Schutzwall um den verletzten Imperator und sperrten sie aus. Irulan verstand das mystische Fremen-Ritual nicht, bei dem Chani Paul durch die Verabreichung von Gift gerettet hatte, aber sie protestierte nicht. Es konnte sicherlich nicht schaden.
Irulan konnte auch nicht näher an den Grafen und die Lady heran. Die Fenrings sahen sich inzwischen einem Dutzend mordlüsterner Wachen gegenüber, die nur auf einen Vorwand zum Angriff warteten. Sie bezweifelte, dass das Paar die kommende Stunde überleben würde, falls Paul starb, und wenn er starb, würde sie sich nicht die Mühe machen, die beiden zu schützen.
Unter Anwendung eines hochempfindlichen Zellversieglers und durch Gewebeverpflanzungen mit Hilfe von Sonden und Operationsinstrumenten, die weit präziser waren als eine ixianische Nadelpeitsche, versuchten sie, den schweren Schaden zu reparieren, den die scharfe Klinge verursacht hatte.
Irulan wusste nicht, wie lange die Stille und Anspannung anhalten würde.
Als erwartete er, dass niemand ihn hörte, brummte einer der Suk-Ärzte: »Diese Arbeit ist eher etwas für einen Pathologen als für einen Chirurgen.« Seit fast einer Stunde hatten sie nicht das winzigste Lebenszeichen gesehen. Dennoch arbeiteten die Ärzte fieberhaft, bis klar war, dass sie alles getan hatten, was ihre Kenntnisse ihnen ermöglichten.
Alles Weitere lag jetzt bei Paul.
Beim Anblick ihres leidenden Ehemanns fühlte Irulan sich benommen und mutlos. Ihre Mutter und all ihre Bene-Gesserit-Lehrerinnen wären überrascht über diese unwillkürliche Reaktion gewesen. Sie fragte sich, wohin die kühle und politisch gewiefte Intrigantin in ihr verschwunden war.
Einen angstvollen Augenblick lang überlegte sie, ob sie nicht vielleicht doch einen Funken Liebe für ihn empfand. Doch das war kein Gedanke, den sie mit irgendjemandem teilen konnte – wahrscheinlich nicht einmal mit ihm, falls er überlebte. Ihre Hingabe an Paul wurde weniger geschätzt als die eines Haustiers. Aber Liebe? Sie war sich nicht sicher.
Jenseits ihrer persönlichen Sorgen war Irulan erschüttert, als ihr klarwurde, welch entsetzlicher politischer Aufruhr zweifellos auf den Tod Muad'dibs folgen würde. Bei so vielen um den Thron kämpfenden Fraktionen – zweifellos einschließlich ihres Vaters, der versuchen würde, seine Position zurückzufordern – würde die Galaxis von einem weiteren entsetzlichen Bürgerkrieg zerrissen werden. Wenn man die Schäden hinzunahm, die der gegenwärtige Djihad verursachte, konnte die Menschheit dann überleben?
Der erste Herzschlag ihres Mannes ertönte so plötzlich und unerwartet, dass die beiden Ärzte erschrocken hochfuhren. Ein paar Sekunden lang herrschte Stille, dann folgte ein weiterer Herzschlag.
Und ein dritter. Die Abstände zwischen den Schlägen wurden immer kürzer, und schließlich zeigten die Messgeräte einen langsamen, aber stetigen Puls.
Der Imperator Muad'dib kehrte ins Leben zurück, auch wenn er noch schwach war. Nach dieser Tortur fühlte sich auch Irulan zerbrechlich, und ihr eigenes Herz pochte schnell. Er war Muad'dib – natürlich lebte er!
Seine Lider öffneten sich flatternd, und mehr musste Irulan nicht sehen. Sie wischte ihre Tränen fort, die gleich darauf erneut flossen. Freudentränen? Ja, entschied sie, ebenso wie Tränen der Wut darüber, dass jemand ihrem Ehemann so etwas anzutun versucht hatte.
Als Paul, dessen schwarze Jacke aufgerissen und mit Blut getränkt war, sich schließlich aufsetzte, schaltete Graf Fenring seinen persönlichen Schild ab und ergab sich. Seine Schultern sackten herab, und er
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