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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Saal verschwindest, Frau. Ansonsten gebe ich den Wachen ein Zeichen, dass sie dich hinauswerfen sollen.«
    Er hatte sich vor Satra aufgebaut und stemmte die Hände in die Hüften. Da er um einiges kleiner war als sie, musste er zu ihr aufsehen.
    Gelangweilt blickte sie nur hocherhobenen Hauptes auf ihn herab.
    Wieso sollte sie sich ducken? Das war auch nur ein Diener, und er hatte ihr keine Befehle zu erteilen, die denen ihres Herrn entgegenstanden.
    Auf dem Podest des Königs war Prinz Sethherchepeschef, der von allen nur liebevoll Sethi genannt wurde, auf die Szene aufmerksam geworden und beugte sich seinem königlichen Neffen zu. »Was geht da unten vor, Ramses?« Er wies mit einer Kopfbewegung zu dem Mann und der Frau.
    Ramses richtete seinen Blick in die angegebene Richtung und winkte einen vorbeieilenden Diener zu sich hinauf, dem er etwas zuflüsterte.
    Dieser begab sich zu den beiden Streithähnen und sprach mit dem Mann, der sich daraufhin ergeben verneigte und verschwand.
    »Wer ist sie?«, wollte Sethi neugierig wissen und sah verwirrt zwischen Satra und Ramses hin und her.
    »Die verurteilte Frau, die ich nach dem Tod meines Sohns nach Abydos gegeben habe.«
    »Ach!«, kam die erstaunte Antwort des Prinzen. »Etwa dieses verlauste, schmutzige Etwas, das die Soldaten Deiner Majestät an Bord ihrer Barke gebracht haben?«
    »Genau sie.« Ramses wandte sich wieder seinem Essen zu, während Sethi die Dienerin ausgiebig musterte.
    Sie ist schön, stellte er fest, lächelte versonnen und griff nach seinem Becher. Vielleicht sollte ich mich ihr eine Nacht lang widmen.
    Genüsslich ließ er sich einen Schluck des gekühlten Weins durch die Kehle rinnen. Dann aß auch er weiter und setzte die Unterhaltung mit Nubchesbed, der Gemahlin seines zu Osiris gegangenen Bruders, fort.
    Nach dem Festmahl wurden die Tische in der Mitte des Saals fortgeräumt, um Platz für die Darbietungen zu schaffen, die Ramses und seine erlauchten Gäste erfreuen sollten. Die Musiker, die in einer Ecke des Saals saßen und seit dem Beginn des Fests für musikalische Untermalung gesorgt hatten, schlugen nun schnellere Rhythmen an. Junge, nur mit einem Perlengürtel bekleidete Mädchen erschienen im Saal und wiegten sich dazu im Takt, um im Anschluss mit akrobatischen Figuren und gewagten Sprüngen die Anwesenden zu verzaubern.
    Es begannen angeregte Unterhaltungen zwischen den Provinzlern aus Abydos und den Gästen aus der Königsstadt im Delta. Hinter vorgehaltener Hand wurde der neueste Klatsch und Tratsch vom Königshof weitergegeben, und begierig sogen die vornehmen Damen und Herren der abydonischen Gesellschaft diesen in sich auf.
    Je länger das Fest dauerte, umso ausgelassener wurde die Stimmung. Erst im Morgengrauen gingen die letzten Gäste oder schliefen ein, wo sie gerade gesessen hatten.

ZWEI
     
     
     
     
     
     
     
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang wurde Satra vom Wachposten geweckt und schlurfte verschlafen ins Badehaus. Amunhotep war ebenfalls noch müde, als sie ihn kurze Zeit später wecken ging. Beim Ankleiden fragte sie ihn, warum sie eigentlich mit zum Fest hatte kommen sollen.
    Missmutig erwiderte er: »Weil es der Befehl Seiner Majestät gewesen ist. Hat es dir nicht gefallen?«
    »Doch, doch«, antwortete sie. »Immerhin war es mein erstes Fest, bei dem ich in Kemi war.«
    Ein Schmunzeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
    Es war ihm keineswegs entgangen, dass sie den ganzen Abend mit staunenden, aber auch interessierten Blicken das bunte Treiben verfolgt hatte.
    »Dann ist doch alles in Ordnung«, meinte er, und sie bückte sich, um ihm die Sandalen anzuziehen.
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen? – War der andere Mann Prinz Sethi?«
    Sie hatte die Frage kaum ausgesprochen, als sie schon eine schallende Ohrfeige bekam.
    »Für dich, Satra, ist das noch immer Prinz Sethherchepeschef!«, fuhr er sie in scharfem Ton an.
    Satra nickte, während sie sich die schmerzende linke Gesichtshälfte rieb. »Ja, natürlich, Herr. Bitte verzeih meine Dreistigkeit.«
    Amunhotep brummelte noch etwas Unverständliches vor sich hin und beeilte sich, rechtzeitig zum Heiligen Becken zu gelangen, um sich für das erste Ritual des Tages zu reinigen.
     
    * * *
     
    Nach dem Frühstück zeigten Amunhotep und Netnebu dem Pharao den Stand der Bauarbeiten an seinem Heiligtum, als ein aufgeregter königlicher Diener erschien. Er richtete Ramses aus, dass ein Bote aus Theben eingetroffen sei, der ihm eine dringende Nachricht von Nesamun,

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