Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
ein paar Minuten.
»… aber ich kann nicht aufhören, ohne von einem ingwerfarbenen Jemand zu erzählen, den ich in den letzten Wochen ziemlich gut kennen gelernt habe …«
Wie bitte? Nachdem ich der gesamten Vorstellung eines Standup-Comedians gelauscht habe - was einen enormen Kraftakt für mich darstellt, auch wenn es Gabe ist, der dort oben auf der Bühne steht -, befand ich mich in einem Zustand seliger Benommenheit, aus dem ich nun unsanft hochschrecke. Oh Gott, das bin ich! Er spricht von mir! Mit hämmerndem Herzen lausche ich und warte wie auf glühenden Kohlen.
»… einem Kater namens Billy Smith …«
Enttäuschung packt mich, und ich komme mir lächerlich vor, weil ich mir eingebildet habe, er würde von mir erzählen. Warum sollte er auch?
Nur weil dieser Idiot verliebt in Sie ist.
Wieder höre ich Victor Maxfields Stimme, klar und deutlich, verdränge sie aber. Bestimmt hat er mich mit jemandem verwechselt. Männer geben Informationen schließlich in der Regel nach dem Prinzip »Stille Post« weiter.
»Ich habe mich immer gefragt, warum man Katern nachsagt, sie seien alte Streuner. Jetzt weiß ich es.«
Ich lausche gespannt.
»Meine Mitbewohnerin und ich sitzen jeden Abend in unseren Schlafanzügen zu Hause, trinken Pfefferminztee und sehen uns Sex and the City auf DVD an - sie hat übrigens sämtliche Staffeln, so eine Art Männerenzyklopädie …«
Errötend sehe ich mich um. Die Leute lächeln und nicken, und ich sehe, wie Männer ihre ertappten Freundinnen anstupsen, die beschämt kichern.
»Ich weiß, wir Standup-Comedians führen ein aufregendes Leben. Manchmal schlagen wir auch richtig über die Stränge und vernichten dazu eine Tüte Lakritzallerlei.« Schallendes Gelächter.
»Aber Billy Smith?« Gabe hebt eine Braue. »Eigentlich dachte ich ja, er liegt irgendwo zusammengerollt im Körbchen und schläft, aber …« Er schüttelt den Kopf in gespielter Ehrfurcht und Respekt. »Dieser Kater ist ein Tier. Sie glauben ja gar nicht, was für ein Kommen und Gehen an dieser Katzenklappe herrscht. Ich schwöre, dieser kleine Kerl bekommt jeden Abend obszöne Anrufe.«
Plötzlich fällt mir unser Gespräch in der Küche wieder ein. Gabe ist ein Genie.
»Sie wissen, was das ist, ja?«
Gabe lächelt verschwörerisch ins Publikum. Einige kichern, manche sehen verwirrt drein, wieder andere erklären es leise ihrem Sitznachbarn. Allmählich fällt der Groschen, und die Menge fängt an zu johlen.
Er grinst. »Hmm, dachte ich mir schon.«
Inzwischen lachen die Leute Tränen, und während sie sich die Gesichter abwischen, bringt Gabe seinen unschuldigsten Witz.
»… Gestreifte, Gefleckte, ein paar Perser … rein und raus, die ganze Nacht …« Er hält inne und sieht ins Publikum. Anfangs denke ich, er hole zur ultimativen Pointe aus, doch es sieht fast so aus, als suche er nach etwas. Oder nach jemandem.
Und dann sieht er mich. Als seine Augen an mir hängenbleiben und meinen Blick festhalten, stockt mir der Atem. In diesem Augenblick ist es, als würde alles um mich herum verschwinden - das Gelächter, die Stimmen, der Geruch nach Zigaretten und verschüttetem Bier. Als gäbe es nur noch Gabe und mich. Wir beide, in meiner Küche in London mit Billy Smith und seinen lächerlichen obszönen Angeboten.
Verblüffung zeichnet sich auf seiner Miene ab. »Du lachst ja«, formt er lautlos mit den Lippen.
Die Menge, die glaubt, er rede mit ihnen, reagiert mit Johlen und Geschrei. Doch er sieht nur mich an.
»Ich weiß«, erwidere ich lautlos und grinse, während ein Kichern in mir aufsteigt. Und ehe ich mich versehe, lache ich los. Ist das zu fassen? Zum ersten Mal lache ich wirklich. Über einen Standup-Comedian. In einem Club, in dem Standup-Comedians auftreten. Und als Gabe die letzte Pointe ins Publikum wirft, nehme ich die Kamera und fange den Moment für die Ewigkeit ein.
Am nächsten Morgen schlagen tausende Leser im ganzen Land den Sunday Herald auf und sehen das Schwarzweißfoto von Gabe auf der Bühne in der Tavern. Unter dem Foto prangt die Unterschrift »Comedians erobern das Festival im Sturm«, ehe ein Artikel über die Festivalneulinge und ihre Programme folgt, zu denen auch Gabe gehört. Es stellt sich heraus, dass auch die Autorin im Publikum saß und so beeindruckt war, dass sie ihren Artikel umgeschrieben hat, um ihn darin vorkommen zu lassen. Der Artikel ging gerade noch rechtzeitig vor Drucklegung per Mail in der Redaktion ein.
Ich selbst war ebenfalls ziemlich
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