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Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Es geschah völlig lautlos.
    Die verglaste Tür des Geschäftes öffnete sich.
    Dabei war es mitten in der Nacht, und die Tür war
verschlossen!
    Eine schattenhafte Gestalt schob sich in den dunklen Laden.
    Monsieur Henri stand auf der Schwelle zum Hinterzimmer. Von dort
aus konnte er den ganzen Raum überblicken.
    Alle Regale waren voll. Dort saßen alte Puppen drin,
stapelten sich Bücher, Magazine, Schallplatten und Filme, gab es
allerlei Krimskrams, Kitsch und Trödel, aber auch manch
wertvolleres Stück aus besserem Haus, das bei Monsieur Henri,
dem Pariser Antiquitätenhändler, zu Geld gemacht worden
war.
    »Was wollen Sie hier? Wer sind Sie? Wie kommen Sie in meinen
Laden?« Der Mann atmete flach, und seine Stimme klang wie ein
Hauch.
    Er steuerte direkt auf Monsieur Henri zu.
    Unwillkürlich wich der Franzose weiter in den hinteren Raum
zurück.
    »Wie kommen Sie hier herein?« wiederholte er seine
Frage.
    »Durch die Tür…«
    »Sie war verschlossen!«
    »Möglich.«
    Henri schluckte. Die dunkle Gestalt hatte die Tür einfach
aufgedrückt. Nicht mal die Glöckchen am oberen Rand hatten
angeschlagen… Es war gespenstisch…
    Seit dem letzten Tag geschahen hier Dinge, die über sein
Begriffsvermögen gingen.
    Da tauchten ein Fremder und eine Frau auf, die Kleider zum Tausch
anboten. Gegen ein Seidenkostüm wechselte ein großer,
glatzköpfiger Inder die schmutzige Kluft eines Clochards. Dies
offensichtlich mit schwerem Herzen, denn er bat beim Verlassen des
Geschäftes darum, die Kleider wieder zu erwerben. Er wolle dies
so schnell wie möglich tun. Offensichtlich hatte es mit dem
Zirkuskostüm seine besondere Bewandtnis. Das bewies auch die
Tatsache, daß schon unmittelbar nach dem rätselhaften
Verschwinden des Inders und seiner Begleiterin – Monsieur Henri
hatte das Gefühl, sie hätten sich in Luft aufgelöst
– plötzlich Krähen im Laden des
Antiquitätenhändlers auftauchten.
    Krähen mitten in Paris… das war schon etwas
Ausgefallenes und Ungewöhnliches. Aber unheimlich wurde es, als
eine der Krähen zu sprechen anfing, ihn bedrohte und sich
schließlich mit einer zweiten an dem zurückgelassenen
Kostüm zu schaffen machte…
    Monsieur Henri schöpfte neue Hoffnung, als ein Fremder
hereinkam. Ihm vertraute er sich an, mit ihm gemeinsam wollte er den
Krähen zu Leibe rücken. Da geschah das Unfaßbare. Die
großen, schwarzen Tiere griffen den Kunden an, hackten ihm die
Augen aus und töteten ihn mit einem gezielten Schnabelhieb
mitten in den Kopf…
    Monsieur Henri war noch jetzt von Grauen erfüllt, wenn er
daran dachte.
    Die Leiche lag in seinem Keller. Die Krähen hatten ihn unter
Drohung gezwungen, den Toten verschwinden zu lassen. Der ermordete
Fremde lag unter allerlei Gerumpel – Kisten und Kästen,
alten Lumpen – und da es Mäuse und Ratten in dem modrigen,
lichtlosen Raum gab, ließ es sich an allen zehn Fingern
abzählen, daß sie die Leiche längst entdeckt
hatten…
    Die dunkle Gestalt, deren Gesicht Monsieur Henri nicht sah, da die
Finsternis in dem kleinen, überladenen Geschäft alles
einhüllte, kam direkt auf ihn zu.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte der
Geschäftsinhaber leise.
    »Von Ihnen – gar nichts. Ich will mich nur informieren,
ob Sie sich auch an unsere Abmachung halten. Das ist alles. Ich will
sehen, ob die Kleider noch da sind…«
    »Was haben Sie damit zu tun? Ich habe Sie noch nie hier
gesehen…«
    Die Merkwürdigkeiten nahmen kein Ende.
    »Das ist auch gar nicht nötig«, bekam er zu
hören.
    Ein geisterhaft grünes Licht flackerte auf. Woher es kam
– Monsieur Henri wußte es nicht. Alles wirkte wie
verzaubert, und der Laden bekam einen Stich ins Unwirkliche.
    »Sie… sind… weg!«
    Der Unbekannte sagte es mit Grabesstimme, und auf Monsieur Henri
wirkte jedes einzelne Wort wie ein Hammerschlag.
    »Nein, das kann… nicht sein«, stammelte er.
»Ich habe… sie nicht verkauft.«
    »Kommen Sie her! Sehen Sie selbst!«
    Er fröstelte, als er über die Schwelle trat und einen
Blick auf den Haken warf, an den er das Glimmerjackett und die
violette Seidenhose gehängt hatte.
    Leer!
    Monsieur Henri schluckte und wurde weiß wie Kalk.
    »Aber ich… ich weiß nichts von alledem«,
stieß er hervor. Er war wie die Umgebung in das
rätselhafte grüne Licht getaucht und sah aus wie ein
Gallekranker nach einer Kolik. »Ich habe… nichts
verkauft… ich kann es beschwören…«
    »Wir haben es uns gedacht«, sagte die knarrende Stimme
hinter ihm.
    »W-i-r?«

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