Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
verklangen! Allmählich schwand in den nächsten Minuten das Geräusch. Auf dem Feld wurde es leiser, bis schließlich wieder Stille herrschte.
Elli wollte etwas sagen, doch Nuic hob die kleine Hand. Leise, aber dringlich flüsterte er: »Willkommen im Echotal, meine verehrte Priesterin. Weil ich mehrere Jahrhunderte lang nicht im finsteren Reich Lastrael war, hatte ich diesen Ort fast vergessen. Aber, hmmmpff, es gibt keinen Zweifel.Also achte auf deine Stimme: Hier klingt alles, was lauter ist als raschelndes Gras, wie eine Lawine.«
»Und deshalb«, flüsterte Elli, »waren diese Schritte …«
»… nur von dem blauen Pelzball dort drüben.« Die Haut des Maryths, die ebenfalls dunkelblau war, zeigte ein paar silbrige Adern. »Und wenn er so hirnlos ist, wie er aussieht, ängstigt er sich wahrscheinlich selbst bei jedem Schritt, den er macht.«
Elli grinste. Mit einem Blick auf den jungen Bären sagte sie: »Ich mag ihn aber.« Dann kam ihr eine Idee. »Sag, meinst du, er kann uns helfen, den Weg zur versunkenen Stadt des Lichts zu finden?«
»Unwahrscheinlich«, brummte der Tannenzapfenkobold. »Er sieht noch dümmer aus als ein sprudelköpfiger Narr. Außerdem musst du mit ihm reden, wenn du diese Art Hilfe von ihm willst. Das wird schwierig sein, es sei denn, er kennt die Volkssprache. Oder du kannst wie dein Freund Tamwyn durch deine Gedanken mit anderen Geschöpfen sprechen.«
Als er Tamwyn erwähnte, verschwand ihr Grinsen. Sie schaute auf das Armband hinunter, das Tamwyn für sie gemacht hatte. Aus den Stängeln gelber Sternblumen gewebt, sah es jetzt braun und brüchig aus.
»Schon gut«, flüsterte Nuic reuevoll. »Versuch es. Erwarte nur keine Wunder.«
Elli wandte sich wieder dem Bären zu. Sie bedeckte das strahlende Amulett fast ganz, sodass nur ein kleiner Lichtkreis die vordringende Dunkelheit zurückstieß. Mit der freien Hand winkte sie dem jungen Tier.
Der Bär betrachtete sie prüfend. Er legte den Kopf schief, während er unsicher in die Luft schnüffelte. Schließlich machte er einen kleinen Schritt auf Elli und Nuic zu – obwohl das Geräusch seiner Pfote auf dem Boden eine neue Runde schlagender Echos auslöste.
Langsam trottete er herüber, wobei er unentwegt vorsichtig schnüffelte. Schließlich stand er neben Elli. Eine Zeit lang schauten sie einander nur an, keiner rührte sich. Dann streckte sie sehr behutsam die Hand aus und kraulte ihn hinterm Ohr. Zwar krümmte sich sein ganzer Körper, aber er wich nicht zurück. Und über die verklingenden Echos hörte sie, wie er ein Geräusch von sich gab, das wie ein behaglicher Seufzer klang.
Zu Ellis Freude legte er sich neben sie, sein pelziger Rücken rieb sich an ihrem Bein. Dann gähnte er, wippte mit der Zunge und rollte sich zu einem Nickerchen zusammen. Innerhalb von Sekunden atmete er langsam und rhythmisch.
»Siehst du, was ich meine?«, flüsterte Nuic verdrießlich. »Er denkt wahrscheinlich an nichts anderes als an Beeren verzehren und Nickerchen machen.«
Elli reagierte mit einem großen Gähnen. »Nun, vielleicht wäre ein Schläfchen nicht so …«
Bevor sie den Satz beenden konnte, hatte der Schlaf sie überwältigt. Er war unnatürlich tief. Nuic widersprach nicht. Denn auch der Tannenzapfenkobold war in einen verzauberten Schlummer gesunken.
Elli träumte, dass sie zusammengerollt auf einem großen blauen Meer lag. Ruhiges Wasser umgab sie; der Ozean erstrecktesich ohne Unterbrechung bis zum Horizont. Doch sie wurde von keinem Boot getragen. Sie lag einfach mit offenen Augen da und sah zu, wie die sanften Wellen rundum kamen und zurückwichen, kamen und zurückwichen.
Ähnlich wie die Regenbogenmeere, in denen sie mit ihrer Freundin Brionna geschwommen war, leuchtete dieses Wasser in zarten Farben, die zwischen dem bodenlosen Blau flossen. Weit unter der Oberfläche sprudelten Strömungen von schillerndem Violett, Gold und Grün und vermischten sich wie flüssiges Sternenlicht.
Alles ist so wunderschön
, dachte sie verträumt.
Und so beruhigend. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich in diesem Meer schwimmen könnte … wirklich schwimmen, eins sein mit diesem Wasser.
Und dann sah sie zu ihrer Überraschung, dass ihr Wunsch tatsächlich in Erfüllung ging. Mit jeder Liebkosung einer Welle wurde etwas von ihrem Körper weggespült und verschmolz mit dem funkelnden Meer. Das erschreckte sie keineswegs, es entzückte sie – sich zu vereinen mit dem endlosen Ozean, dem friedlichsten Ort,
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