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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Farbe des Pelzes herankam. Sie war… recht attraktiv, fand Jeremy, der sich mit solchen Dingen zugegebenermaßen nicht besonders gut auskannte. Aber es war eine monochromatische Schönheit. War sie vielleicht eine Zombie? Inzwischen gab es ziemlich viele in der Stadt, und die Klugen unter ihnen hatten Vorsorge getroffen, bevor sie starben – vermutlich konnten sie sich solch einen Mantel leisten.
    »Eine Käfer uhr?«, fragte die Frau und wandte sich halb von der gläsernen Kuppel ab.
    »Oh, äh, ja… der herschebianische Anwaltskäfer hat eine sehr beständige tägliche Routine«, sagte Jeremy. »Ich, äh, habe sie nur aus Interesse…«
    »Wie… organisch«, kommentierte die Frau und streckte die Hand aus – sie steckte in einem schwarzen Handschuh, und die Innenfläche wies nach unten. »Wir sind Myria LeJean. Lady Myria LeJean.«
    Jeremy streckte gehorsam die eigene Hand aus. Geduldige Männer bei der Uhrmachergilde hatten viel Zeit damit verbracht, ihm richtiges Benehmen anderen Leuten gegenüber beizubringen, bevor sie verzweifelt aufgegeben hatten. Aber das eine oder andere war hängen geblieben.
    Ihre Ladyschaft blickte auf die wartende Hand hinab. Schließlich wankte ein Troll näher.
    »Die Lady keine Hände schüttelt«, verkündete er mit einem widerhallenden Flüstern. »Die Lady keine taktile Person ist.«
    »Oh?«, erwiderte Jeremy.
    »Genug davon«, sagte Lady LeJean und trat einen Schritt zurück. »Du stellst Uhren her, und wir…«
    Ein Klimpern drang aus Jeremys Hemdtasche. Er zog eine große Uhr daraus hervor.
    »Wenn das ein Zeichen für die volle Stunde war, so geht die Uhr vor«, meinte die Frau.
    »Äh… ähm… nein. Vielleicht wäre es besser, wenn du dir jetzt die Ohren zuhältst.«
    Es war drei Uhr. Und alle Uhren schlugen gleichzeitig. Kuckucksuhren machten »Kuckuh«. Die Stundennadeln fielen aus der Kerzenuhr. Die Wasseruhren gurgelten und wippten hin und her, als sich die Eimer leerten. Glocken läuteten. Gongs dröhnten. Der herschebianische Anwaltskäfer machte einen Salto.
    Die Trolle pressten sich große Hände an die Ohren, aber Lady LeJean stützte ihre Hände auf die Hüften, neigte den Kopf ein wenig zur Seite und wartete, bis das letzte Echo verklungen war.
    »Sie gehen alle genau, wie wir feststellen«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Jeremy und dachte: Ist sie vielleicht ein Vampir?
    »Du sorgst dafür, dass alle Uhren genau gehen«, sagte Lady LeJean. »Du legst großen Wert darauf, nicht wahr, Herr Jeremy?«
    »Eine Uhr, die nicht die richtige Zeit anzeigt, ist… falsch«, sagte Jeremy. Inzwischen wünschte er sich, dass die Frau ging. Ihre Augen beunruhigten ihn. Er hatte von Leuten mit grauen Augen gehört, und ihre Augen waren grau, wie die eines Blinden. Aber sie sah ihn ganz offensichtlich; ihr Blick schien sogar in sein Inneres zu reichen.
    »Ja, deshalb gab es ein wenig Ärger, oder?«, erkundigte sich Lady LeJean.
    »Ich… weiß nicht… wovon du redest…«
    »Bei der Uhrmachergilde? Williamsohn, dessen Uhr fünf Minuten vorging? Und du…«
    »Es geht mir jetzt viel besser«, sagte Jeremy steif. »Ich nehme Medizin. Die Gilde war sehr freundlich. Bitte geh.«
    »Wir möchten, dass du eine Uhr für uns konstruierst, die genau geht, Herr Jeremy.«
    »Alle meine Uhren gehen genau«, sagte Jeremy und blickte dabei auf seine Füße. Das nächste Mal sollte er die Medizin erst in fünf Stunden und siebzehn Minuten nehmen, aber er fühlte, dass er sie schon früher brauchte. »Und jetzt bitte ich dich…«
    »Wie genau sind deine Uhren?«
    »In elf Monaten gehen sie weniger als eine Sekunde vor oder nach«, sagte Jeremy stolz.
    »Und das ist gut?«
    »Ja.« Es war sogar sehr gut. Gerade aus diesem Grund hatte die Gilde Verständnis gezeigt. Dem Genie gewährt man immer ein wenig Spielraum, nachdem man ihm den Hammer aus der Hand genommen und das Blut aufgewischt hat.
    »Wir möchten eine viel größere Genauigkeit.«
    »Unmöglich.«
    »Ach? Soll das heißen, du bist dazu nicht imstande?«
    »Nein, es soll heißen, dass es unmöglich ist. Wenn ich nicht dazu imstande bin, so kann es kein anderer Uhrmacher in der Stadt bewerkstelligen. Ich wüsste davon, wenn so etwas möglich wäre.«
    »So stolz bist du? Und so sicher?«
    »Ich wüsste davon«, wiederholte Jeremy, und das entsprach der Wahrheit. Die Kerzen- und Wasseruhren… waren Spielzeuge, die er aus Respekt vor den Anfängen der Zeitmessung aufbewahrte. Er hatte sogar mit verschiedenen Wachsarten und

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