Der Zirkulationsprozess des Kapitals
nur als eine Spezialform des Produktenvorrats betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form des Waren vorrats, dieser dem Zirkulationsprozeß angehörigen Form des Produktenvorrats.
Es fragt sich nun, wieweit diese Kosten in den Wert der Waren eingehn.
Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft vorgeschoßnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Verkauf bestimmte Warenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so stockt nicht nur der Verwertungsprozeß seines Kapitals während dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorrats in Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust. Der schließliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Ware war während sechs Monaten unverkaufbar, und ihre Erhaltung während dieser sechs Monate hat mir nicht nur soundso viel Kapital brachgelegt, sondern außerdem x Unkosten verursacht. Tant pis pour vous, sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen Ware erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Ware ist ein Ladenhüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müßt also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. – Ob der Warenproduzent der wirkliche Produzent seiner Ware oder ihr kapitalistischer Produzent, in der Tat also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produzenten, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Ware. Er hat seine Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixierung in ihrer Warenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer der Ware nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die Zirkulationszeit seiner Ware. Selbst wenn der Kapitalist seine Ware absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermuteter Wertrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Wertrevolution, von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zusätzlichen Unkosten realisiert. Aber die Wertrevolution ist keine Folge seiner Unkosten. Soweit also die Vorratbildung Zirkulationsstockung, setzen die dadurch verursachten Kosten der Ware keinen Wert zu. Andrerseits kann kein Vorrat vorhanden sein ohne Aufenthalt in der Zirkulationssphäre, ohne Verharren, länger oder kürzer, des Kapitals in seiner Warenform; also kein Vorrat ohne Zirkulationsstockung, ganz wie kein Geld zirkulieren kann ohne Geldreservebildung. Also ohne den Warenvorrat keine Warenzirkulation. Tritt diese Notwendigkeit dem Kapitalisten nicht in W' – G', so tritt sie ihm in G – W entgegen; nicht für sein Warenkapital, aber für das Warenkapital andrer Kapitalisten, die Produktionsmittel für ihn und Lebensmittel für seine Arbeiter produzieren.
Ob die Vorratbildung freiwillig oder unfreiwillig, d.h. ob der Warenproduzent absichtlich einen Vorrat hält oder ob seine Waren Vorrat bilden infolge des Widerstands, den die Umstände des Zirkulationsprozesses selbst ihrem Verkauf entgegenstellen, scheint an dem Wesen der Sache nichts ändern zu können. Doch ist zur Lösung dieser Frage nützlich zu wissen, was die freiwillige von der unfreiwilligen Vorratbildung unterscheidet. Die unfreiwillige Bildung des Vorrats entspringt aus, oder ist identisch mit einer Zirkulationsstockung, die vom Wissen des Warenproduzenten unabhängig ist und seinem Willen in die Quere kommt. Was charakterisiert die freiwillige Vor ratbildung? Nach wie vorsucht der Verkäufer seine Ware so rasch wie möglich loszuschlagen. Er bietet stets das Produkt als Ware feil. Entzöge er es dem Verkauf, so bildete es nur mögliches ( dynamei ), kein effektives ( energeia ) Element des Warenvorrats. Die Ware als solche ist ihm nach wie vor nur Träger ihres Tauschwerts, und als solcher kann sie nur wirken durch und nach Abstreifung ihrer Warenform und Annahme der Geldform.
Der Warenvorrat muß einen gewissen Umfang haben, um während einer gegebnen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage. Es wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der Käufer. Um z.B. während eines Tags auszureichen, muß ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren beständig in der Warenform ausharren, während der andre fließt, sich in Geld verwandelt. Der Teil, der stockt, während der andre fließt, nimmt zwar beständig ab, wie der Umfang des Vorrats selbst abnimmt, bis er schließlich ganz verkauft ist. Die Warenstockung ist hier also berechnet als notwendige Bedingung des Verkaufs der Ware. Der Umfang muß
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