Der zögernde Schwertkämpfer
wußte sehr wohl, welche Dienstleistungen die Priesterin Kikarani von ihren Sklavinnen verlangte. Sie kämpfte mit Zähnen und Krallen, um ihre Stellung als Leiterin des Krankenpflege-Ordens zu verteidigen, und er konnte sich gut vorstellen, welche Art von Mädchen sie beschäftigte. »Mein lieber Neffe! Habt Ihr nichts bemerkt?«
Ein zartes Rosa überzog das Gesicht des jüngeren Mannes. »Ich denke, Onkel, daß sie den Bedürfnissen entsprechen wird, wenn der Schwertkämpfer aufwacht und sich mit etwas beschäftigen möchte … und feststellt, daß er nichts anzuziehen hat.«
Der alte Priester lachte gackernd. Er hätte sich weiter dazu geäußert, doch in diesem Moment flog die Tür auf, und laute Stimmen waren zu hören, die im Vorraum herumschrien. Dann kam der Oberste Anführer der Tempelwache hereinmarschiert. Honakura rappelte sich auf und hopste zu Boden, um zu der anderen Tür hinüber zu hasten. Er stellte sich mit dem Rücken vor die Tür und setzte die harmloseste Miene auf, die er zustande brachte, um den Eindringling zu mustern.
Hardduju von der Siebten Stufe war ein großer Mann, obwohl er nicht ganz die Maße von Shonsu erreichte. Er war um die Vierzig mit einem Ansatz zur Fettleibigkeit. Sein Speck wölbte sich über dem Rand eines Kilts in blauem Brokat, durchzogen mit einem goldenen Faden. Er wölbte sich ebenfalls zwischen den gepunzten Lederriemen seines Harnischs. Er hatte keinen Hals. Der Schwertgriff, der hinter seinem rechten Ohr hervorblinkte, glitzerte und blinkte mit vielen kleinen Rubinen, die in filigranes Gold eingelegt waren. Die Haarspange, die seinen dünnfransigen Pferdeschwanz zusammenhielt, schimmerte im passenden goldenen und rubinroten Feuer, ebenso wie das goldene und rubinrote Band, das seinen fleischigen Arm umspannte. Seine Stiefel waren aus Ziegenleder gearbeitet und mit Granatperlen verziert. Sein dickliches Gesicht war vor Zorn rot angelaufen.
»Ha!« entfuhr es ihm, als er Honakura sah. Einen Augenblick lang standen sich die beiden schweigend gegenüber – weder die Zunft der Priester noch die der Schwertkämpfer war jemals bereit zuzugestehen, daß die andere den höheren Status einnahm. Doch Hardda-ju war eindeutig der jüngere, und dazu noch der Besucher. Außerdem war er ungeduldig, deshalb trieb er die Sache voran, indem er mit dem Schwert durch die Luft peitschte. Der Heilkundige zuckte zusammen, doch bei dieser Geste handelte es sich lediglich um den Auftakt der Begrüßung eines Gleichgestellten durch einen Schwertkämpfer. »Ich bin Hardduju, Schwertkämpfer der Siebten Stufe …«
Als er geendet hatte, erwiderte Honakura seinen Gruß auf untadelige Weise mit seiner brüchigen, nuschelnden Stimme, wobei er mit den alten Händen herumfuchtelte, um die entsprechenden Gesten zu vollführen.
Hinter dem Obersten Anführer erschien ein muskulöser junger Schwertkämpfer der Vierten Stufe in einem orangefarbenen Kilt sowie ein kümmerlicher Sklave, angetan mit dem üblichen schwarzen Lendenschurz. Der Sklave trug ein großes Bündel, das in einen Umhang eingewickelt war. Er fand keine Beachtung, doch nach einigem Zögern ließ sich Hardduju herab, den Adepten Gorramini vorzustellen.
Honakura stellte seinerseits den Heilkundigen Dinartura vor.
Dann trat der Schwertkämpfer sehr dicht an den kleinen Priester heran, verschränkte die fetten Arme und blickte auf ihn herab. »Ihr habt einen Schwertkämpfer der Siebten Stufe an der Hand?« blökte er, ohne sich mit weiteren Höflichkeiten aufzuhalten.
»Ihr sprecht von dem furchterregenden Lord Shonsu, nehme ich an«, sagte Honakura, als ob es daran den geringsten Zweifel geben könnte. »Ich hatte in der Tat die Ehre, dem in Bedrängnis geratenen Lord heute morgen meine Unterstützung angedeihen zu lassen, ja.« Er musterte Harddujus Harnisch mit Interesse, da er für ihn genau auf Augenhöhe war.
»Es handelt sich um Exorzismus, wenn ich richtig unterrichtet bin?« Der Schwertkämpfer hatte Mühe, seine Stimmlage in den Grenzen der Höflichkeit zu halten, wie der Priester bemerkte – und gleichzeitig schwor er sich, ihm das Leben vor Beendigung dieser Unterhaltung noch entschieden schwerer zu machen. Er hob unsichtbar eine Augenbraue vor dem Harnisch und murmelte ungereimtes Zeug über Standesethik.
»Es hätte sich für den tapferen Lord geziemt, mir gleich nach seiner Ankunft seine Aufwartung zu machen«, schnarrte Hardduju, »doch andererseits habe ich gehört, daß er nicht passend gekleidet war. Deshalb
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