Der Zombie-Pharao
selbst in ihren Pupillen Goldtupfer tanzen. Und golden schimmerte auch der Ohrschmuck. Diesmal noch intensiver als bei unserer ersten Begegnung. Er war mit einer immensen Kraft gefüllt und hatte wahrscheinlich auch dafür gesorgt, daß es dem Pharao gelungen war, aus der Tiefe zu erscheinen. »Ich werde dir nicht sagen, was ich alles kenne«, erklärte sie. »Es würde zuviel für dich werden, weil alles das Begriffsvermögen eines normalen Menschen übersteigt. Wer mehr wissen will, sollte nach Spuren suchen. Es gibt sie, man muß sie nur finden. Dazu wirst du keine Gelegenheit mehr haben.«
»Dein Pharao ist nicht unsterblich.«
Nicole sprach heftig dagegen. »Wenn er das nicht wäre, hättest du nicht in sein Maul hineingehen können. Er wird überleben; er wird bleiben, wenn er immer wieder die Nahrung bekommt, die ihm zusteht. Er hat zu lange in seinem tiefen Schlaf gelegen, doch der konnte ihm nichts anhaben. Er ist aus der Vergangenheit erwacht, ohne sein Wissen verloren zu haben. Noch ist alles vorhanden.«
»Dann sage mir mehr.«
»Nein, Sinclair, das werde ich nicht.«
»Aber du hast mich auf seine Spur gebracht. Du bist es gewesen, die zu mir kam.«
»Mit Recht, Sinclair!«
»Ach ja? Mit welchem?«
»Das will ich dir sagen. Du bist eine der wenige Personen gewesen, die meine Kreises hätte stören können. Ich wollte dich von Beginn an ausschalten, deshalb traf ich mich mit dir. Ich will dir eines sagen: Am eigenen Leibe wirst du erleben, wie dich der Schleim zerfrißt, der aus dem Maul tropfen wird. Zurück bleiben deine Knochen, die das Maul ausspeien wird, damit dein Gebein in der Wüste zerfallen kann.«
»Schleim?« Ich hatte plötzlich eine Idee, tat aber unwissend.
»Ja, es ist der tödliche Schleim, den der goldene Pharao aus der Ferne mitbrachte. Er stammt nicht von dieser Welt. Sein Zuhause ist eine andere Dimension, und es gibt nichts, das ihn stoppen könnte. Schau dich um, Sinclair!«
Ich tat es sehr gelassen. Bekam jedoch einen Schreck, weil mir der Rückweg versperrt war.
Wie eine Zunge war ein rötlicher und gleichzeitig grau schimmernder Schleim in die Höhe gestiegen, um mir den Weg nach draußen zu versperren.
Das Rot innerhalb der Masse sah aus wie Blut, das sich immer mehr verteilte.
Ich hatte mich etwas zu lange auf den Schleim vor mir konzentriert und nicht nach oben geschaut. Erst das Lachen der Nicole Asira riß mich aus meiner Betrachtung. Da war es zu spät.
Von oben her klatschte ein dicker Schleim brocken auf mich nieder und hüllte mich innerhalb weniger Augenblicke wie ein Mantel ein.
»Stirb, Sinclair!« hörte ich Nicole rufen. Sie stand vor mir, die Arme ausgebreitet und genoß ihren Triumph.
Ich schaute trotzdem zurück.
Außerhalb des Maules setzten sich Schatten in Bewegung. Es war, als hätten die Zombie-Tiere einen Befehl erhalten, sich des zweiten Mannes anzunehmen und ihn zu zerreißen.
Ich konnte Bill nicht helfen, er mußte jetzt allein mit den Problemen fertig werden.
Dafür tat ich etwas anderes.
Ich holte das Kreuz aus der Tasche!
***
Bill Conolly kniete im Sand und kam sich vor wie ein Soldat bei einer Schießübung.
Die Entfernung war optimal. Er hatte in das weit geöffnete Maul hineinschauen und sowohl Nicole Asira als auch seinen Freund John Sinclair sehen können. Natürlich paßte es ihm nicht, allein zurückgeblieben zu sein, er hätte liebend gern mitgemischt, aber da standen noch die untoten Wächter davor.
Zwei Löwen und auch die Hyänen, die auf keinen Fall unterschätzt werden durften. Ihre Augen glühten in einem gefährlichen Rot. Es war düster und versprach den Tod. Dann trübte sich der Blick des Reporters. Innerhalb des Mauls war der Schleim entstanden, von Bill nicht genau zu erkennen. Er merkte nur, daß er die Gestalten nicht mehr so klar sah. Sich darüber Gedanken machen, konnte er nicht, denn die wilde Kopfbewegung eines Löwen war Warnung genug. Das Tier sprang. Und Bill schoß.
Er hatte die Waffe nur ein wenig zur Seite schwenken müssen, um das Tier zu erwischen. Dabei sah er, wie sich das geweihte Silbergeschoß während des Sprungs in den Körper des Löwen bohrte, der sein Ziel nicht mehr erreichte, denn er brach zusammen.
Wie ein Klotz schlug der schwere Körper in den Sand, scharrte mit den Füßen — und verging. Das Rot seiner Augen verlosch so schnell, als wäre Wasser über rote Kohle gekippt worden. Die Haut zerbrach, das Fell besaß keinen Halt mehr, und der leichte Nachtwind schaffte es
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