Der Zombie-Pharao
Das Kreuz behielt seine normale Temperatur bei.
Was hatte dieses Hirn gespeichert? Waren es die Informationen aus einer Zeit, die lausende von Jahren zurücklag, als die beiden Kontinente Atlantis und Ägypten zusammenkamen, wobei das eine Volk das andere befruchtete, damit es von einem Wissen profitierte, das später leider fast völlig verschwunden oder nur mehr in Fragmenten vorhanden war, wobei ich eines ausschließen wollte, die Cheops-Pyramide. Dort gab es einen geheimnisvollen Raum, in dem das Wissen der Völker gespeichert war.
Ich sah nach oben, ich sah in die Dunkelheit, die trotzdem lebte, aus der das leise Kingeln auf mich niederfuhr und sich eine Gestalt hervorschälte.
Nicole Asira kam!
Plötzlich schwebte sie halb aufgerichtet und halb liegend über mir. Sie schaute auf mich nieder, streckte beide Arme vor und hielt etwas zwischen ihren Händen, das ich zunächst nicht erkennen konnte. Erst als sie die Hände ausbreitete, fiel der Gegenstand nach unten. Er besaß dabei nicht die normale Geschwindigkeit, schwebte auf mich zu. Ich trat zur Seite und schaute hin, als er neben mir landete. Es waren Kleidungsstücke, Lumpen, Fetzen, die ich trotzdem kannte, denn Gamal Asira hatte sie getragen. Jetzt lagen sie neben mir, waren leer, das heißt, sie waren es nicht, denn plötzlich verschoben sie sich und etwas Bleiches schaute aus den Lücken hervor. Gebeine…
Mir stockte der Atem, ich ahnte Schlimmes, dachte wieder an das ghoulhafte Verhalten des Pharaos und vernahm über mir die weich und dennoch kalt klingende Stimme der jungen Nicole Asira. Gleichzeitig schwebte sie nach unten, blieb vor mir stehen und sprach das letzte Wort erst jetzt aus.
»Wer zu Hosian steht, der muß Opfer bringen. Und wenn es der eigene Vater ist…«
***
Okay, ich hatte die Worte gehört, allein mir fehlte das Verständnis dafür. Ich wollte es nicht glauben, mein Gehirn weigerte sich, dies alles aufzunehmen und zu verkraften.
Vor mir stand Nicole und lächelte so kalt wie eine Todesgöttin aus der ägyptischen Urkultur. Sie war nicht mehr diejenige, die ich kannte. Zwar besaß sie noch das gleiche Gesicht, und auch ihre Kleidung hatte sich nicht verändert, dennoch wirkte sie in der Dunkelheit anders auf mich. Von dem Gesicht strahlte ein mattes Leuchten ab, das sich allerdings auf die Wangen beschränkte und keine anderen Teile erfaßt hielt.
Auch die Kleidung zeigte diesen matten Puder aus Gold. Als sie den Kopf bewegte und ebenfalls den Körper, geriet der Stoff in gewisse Schwingungen, so daß er auf mich den Eindruck machte, als würde er allmählich wegfließen. Das leise Klingeln des ungewöhnlichen Schmucks löste mich aus meiner Erstarrung. »Du hast ihn geopfert, Nicole. Du hast deinen eigenen Vater geopfert. Du…«
»Das mußte ich!« sprach sie dazwischen. »Ich mußte es tun, denn er soll leben.«
»Was ist mit dir, Nicole?« Meine Vorwürfe trafen sie knallhart. »Kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren? Dein Vater wußte sehr gut, wie gefährlich dieser verfluchte Pharao ist. Es war vielleicht ein Fehler, dich einzuweihen…«
»Nein, es war gut, Sinclair. So lernte ich etwas über ihn und die alten Zeiten. Ich weiß, daß er von den Sternenvölkern abstammte. Sie haben ihn zurückgelassen. Er mußte mit lebenden Menschen gespeist werden, aber er nahm auch Tiere. Ich habe ihm bewiesen, wie sehr ich ihn verehre, denn meine Verbindung zu ihm datierte bereits seit Jahren, denn mein Vater ist es gewesen, der mir den Schmuck mitbrachte. Du siehst ihn an meinen Ohren. Als mein Vater den Pharao fand, da entdeckte er den Schmuck, der voll erhalten war. Durch ihn bin ich an Hosian herangekommen. Er ist für mich alles, denn er schafft die Verbindung.«
»Zu ihm?«
»Natürlich.« Sie wunderte sich über meine Antwort, die ziemlich dumm geklungen hatte, aber ich wollte mehr wissen und fragte deshalb weiter.
»Auch zu anderen Welten?«
»Ja, denn sein Geist befindet sich darin.«
»Welche Welten?«
»Dimensionen erschließt er mir. Für mich sind zehn-oder zwanzigtausend Jahre keine Zeit. Ich weiß, daß es Völker gab, die von weit herkamen und hier ihre Spuren hinterließen. Ich konnte mit ihnen Kontakt aufnehmen, ich bin informiert. Ich habe das Wissen der alten Zeit in mich aufgenommen, und ich weiß, wie Grenzen überwunden werden können, die selbst für Wissenschaftlerein großes Problem sind.«
»Du kennst sie?«
Aus großen Augen schaute sie mich an. Ich hatte den Eindruck, als würden
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