Des Kaisers Gespielin (German Edition)
Estella würde es sehen, wenn sie nur genau hinsah. Und selbst wenn ich sie ab jetzt mied, wer sagte mir, dass die schwarze Dame nicht wieder einmal eine Inspektion durchführen würde? Könnte ich mich jetzt von Ravenna trennen, nachdem wir uns gerade erst gefunden hatten? Der Gedanke mein Leben fortan fern von Ravenna verbringen zu müssen, schmerzte mehr als mein Körper es je tun würde.
Auch Ravenna hatte mein Schaudern bemerkt, besorgt sah sie mich an: „Ist dir kalt? Tut dir etwas weh?“
Ich schüttelte den Kopf: „Keine Schmerzen, nein. Ich... ich habe Angst. Angst, dass ich nun fortgeschickt werde. Das könnte ich nicht ertragen.“
Wieder flossen meine Tränen.
Liebevoll schloss mich Ravenna in ihre Arme.
„Das wird niemals passieren, das lasse ich nicht zu. Wir dürfen niemals jemandem davon erzählen. Erträgst du das? Dass er nicht bestraft werden wird?“
Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Haar und nickte. Im Augenblick könnte ich alles ertragen, wenn ich nur bei ihr bleiben durfte.
Nachdem sie mich eine Weile gehalten hatte, löste sich Ravenna von mir, setzte sich auf und fragte: „Darf ich nachsehen?“
Im ersten Moment war ich ratlos.
„Ob er deine Jungfernschaft genommen hat...“, fügte sie erklärend hinzu.
Eine tiefe Röte überzog mein Gesicht. Nur zu schmerzhaft erinnerte ich mich an meine Inspektion durch die schwarze Dame, an meine Scham und das Gefühl der Erniedrigung. Aber Ravennas Augen waren voll von Wärme und Mitgefühl. Der größte Teil meines Körpers lag schon nackt vor ihr, sagte ich mir ermutigend, sollte sie den Rest auch noch sehen.
Mit einem schüchternen Nicken öffnete ich meine Beine. Dabei musste ich meine Augen schließen, ich wollte Ravenna jetzt nicht ansehen müssen. Sie ließ sich vor mir nieder und eine Weile passierte nichts. Blinzelnd öffnete ich ein Auge. Ravenna kniete und betrachtete mich eingehend, dann sah sie mit einem kleinen Lächeln zu mir auf.
„Das Häutchen ist noch da.“
Eine Welle der Erleichterung durchfuhr mich. Niemand würde mich fortschicken, weil niemand jemals von meiner Schande erfahren werden würde. Er hatte sein Versprechen gehalten, dachte ich mit zitternden Händen. Und so sehr ich ihn auch hassen möchte, ja hassen sollte, in diesem Moment konnte ich es nicht. Zu dankbar war ich für meine Unversehrtheit. Trotzdem verstand ich nicht.
„Bist du dir sicher? Ich war mir so sicher...“
„Ich bin sicher. Oh Lila... er hat dir nicht deine Jungfräulichkeit genommen, aber genommen hat er dich.“
Wieder war ich völlig ratlos. Überrascht sah ich wie Ravenna ebenfalls errötete und dann ganz leicht eine Hand zwischen meine Hinterbacken gleiten ließ. Ich spürte ein unangenehmes Brennen unter ihrer Hand und zuckte zurück.
„Dein Po ist wund. Wenn es dir nichts ausmacht, dann hole ich eine Salbe gegen das Brennen.“
Nur langsam wurde mir die Ungeheuerlichkeit dessen bewusst, was Ravenna mir gerade gesagt hatte. Schnell huschte sie davon und kam wenig später mit einem Tiegel von ihrer Kommode zurück. Wieder setzte sie sich vor mich und trug hauchzart die heilende Salbe auf. Tränen traten mir in die Augen und vor Scham möchte ich im Boden versinken. Tröstende Worte drangen an mein Ohr, aber ich hörte nicht hin. Zu beschämt war ich über meinen Zustand. Ravenna hielt mit dem Auftragen inne, stellte den Tiegel zur Seite und legte sich wieder neben mich. Sanfte tröstende Küsse verteilte sie auf meinem Gesicht.
„Nicht weinen, kleine Lila, nicht weinen. Alles wird gut.“
„Ich schäme mich so... dass du das sehen musst.“, schluchzte ich bitterlich.
„Schäm dich nicht!“
Sie umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und ich nahm einen leichten Kräuterduft daran wahr.
„Du bist wunderschön und du kannst nichts dafür, was dieser Kerl getan hat. Du wirst heilen, glaube mir. Und wenn du verheilt bist, dann werde ich dich küssen, immer und immer wieder, bis du die Schmerzen vergessen hast und nur noch meine Küsse spürst. Jede Erinnerung an ihn werde ich wegküssen.“
Allein der Gedanke daran trieb mir die Schamesröte ins Gesicht. Abwehrend schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte ihre Küsse, jeden einzelnen davon, auf meinem Mund, auf meinen Brüsten, aber der Gedanke an ihre Küsse zwischen meinen Beinen erschreckte mich zutiefst.
„Lila. Wenn wir das tun, dann werden wir es richtig tun. Du bist kein kleines Mädchen mehr, dessen Träume bis zum ersten Kuss gehen und nicht weiter. Du bist
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