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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Entscheidung bringen sollte. Dieser Congreß war bereits todt in der Geburt. Napoleon wollte keinen Frieden, oder nur einen solchen, der ihm nichts von seinen Eroberungen raubte, und auch die
deutschen Patrioten
wollten ihn nicht. Herzklopfend sah man dem 10. August entgegen, an welchem Tage Napoleon sich entschließen
mußte
, und wovon Oestreichs Beitritt zu der Allianz abhing. Dieses Mal wurden alle diplomatischen Ränke durch die Entschlossenheit des preußischen und des russischen Gesandten vereitelt. Als die Mitternachtsstunde schlug, legten W. v. Humboldt und Amstett ihre Vollmachten nieder und lodernde Feuer auf den Bergen verkündeten es ringsumher, daß Deutschland von einem neuen ehrlosen Frieden gerettet sei. Stein's größere Zuversicht auf Napoleon's »Uebermuth und Brutalität«, als auf die Gesinnung des Kaiser Franz hatte sich bewahrheitet. –
    In Preußen standen nun 100,000 Mann schlagfertig! Wachsende Begeisterung zeigte sich im Heere, und so wie einst die Gesänge der Barden die alten nordischen Helden anfeuerten, so schlugen Körner, Arndt, Schenkendorf begeistert in die Saiten, Rückert schreibt seine »geharnischten Sonette«, eine Masse von Flugschriften und Spottliedern ergossen sich von allen Seiten und nur
Goethe
, ergriffen von der dämonischen Genialität Napoleon's, schon den Heros späterer Heldengedichte in ihm voraussehend, stand kleinmüthig zur Seite und brach in die Worte aus: »Schüttelt nur Eure Ketten, der Mann ist Euch zu groß, Ihr werdet ihn nicht klein machen!« – Und doch – wäre im Lager der Verbündeten dieselbe einheitliche Führung gewesen, wie bei den Franzosen, hätte die Diplomaten, die Minister und die auswärtigen Feldherren nur zur Hälfte die Begeisterung durchdrungen, wie sie jetzt bald das
ganze
deutsche Volk durchglühte, so hätte sich sein Schicksal schon in kurzer Zeit erfüllt. Gegen ihn verbündet sehen wir jetzt Preußen, Oestreich, Rußland, England und Schweden; die Hülfstruppen des letzteren Staates unter Führung des Kronprinzen Bernadotte, des früheren Waffengefährten Napoleon's. Das geistige Einheitsband aber für alle, einander noch sehr widersprechenden Elemente, waren
Stein, York, Bülow, Gneisenau, Blücher
und deren Freunde; Alle sahen sich überwunden und fortgerissen durch den kühnen, opferfreudigen Enthusiasmus dieser edlen Männer.
Scharnhorst
war leider schon ein Opfer des Kriegs geworden, aber sein Geist lebte fort in den Genossen, und unerschüttert wie jener rief
Bülow
dem schwachmüthigen und verrätherischen Bernadotte zu, der nur darauf bedacht war, jedes Zusammentreffen mit den Franzosen zu vermeiden: »Unsere Knochen sollen
vor Berlin
bleichen, nicht rückwärts!« Als jetzt wieder Napoleon mit seiner Hauptmacht gegen Berlin her vorrückte, errangen die Preußen
ganz allein
den herrlichen Sieg bei
Großbeeren
, und verlegten damit den französischen Truppen den Weg nach der Hauptstadt. Es war vornehmlich die preußische Landwehr, die sich bei diesem Treffen glänzend hervorthat und wie
Bülow
hier in der Brandenburger Mark, so fochten York und Blücher in
Schlesien
, die Russen in
Böhmen
. – Der Sieg an der
Katzbach
, den Blücher's Grenadiere errangen, die furchtbare Schlacht bei
Kulm
, welche die Russen, unterstützt durch Preußen und Oestreicher, lieferten, wogen die Niederlage bei
Dresden
auf, welche Fürst Schwarzenberg, der östreichische Feldherr, mit dem Gros der Armee dort erfahren hatte. – Fast in denselben Tagen rettete Bülow ein zweitesmal die preußische Hauptstadt, indem er Ney bei
Dennewitz
schlug, und Muthlosigkeit bemächtigte sich jetzt selbst der Tapfersten in Napoleon's Heere. In 15
Tagen, vom 23. August bis 6. September hatte man 8 blutige Schlachten
geschlagen; selbst in Sachsen, wo der feige König fort und fort zu Frankreich hielt, war Napoleon besiegt worden, und von Baiern bis nach Neapel zeigte man sich bereit von ihm abzufallen. –
    Aber alles dieses war nur das großartige Vorspiel der großen Entscheidungsschlacht, die sich nun vorbereitete.
    Vor Dresden stand Napoleon beinahe gefangen, er konnte nicht vor- noch rückwärts, und in ohnmächtigem, vergeblichem Zorne knirschte er: »Les animaux ont appris quelque chose!«
    Auch den kleinen Krieg hatte man inzwischen mit Glück geführt; Westphalen war gesäubert, Jérôme von Kassel verjagt, und Bremen befreit worden. Nun begann die Zeit der Thätigkeit für die Centralverwaltungsbehörde, aber sie war ja von vornherein Oesterreich

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