DGB 01 - Aufstieg
Zusammentreffen und Geselligkeit abbringen konnte. Es war
höchst würdelos und undiszipliniert, als habe man einem kleinen Jahrmarkt
gestattet, in den strengen Hallen des großen Kriegsschiffs seine Zelte
aufzuschlagen. Im ganzen Imperium wurden in Kriegsschiffen ähnliche
Räumlichkeiten geschaffen, da sie sich an die ungemütliche Novität anpassten,
große Kontingente von Künstlern und Freidenkern an Bord zu haben. Ihrem Wesen
nach konnten die Memoratoren nicht so reglementiert und kontrolliert werden wie
das militärische Schiffspersonal. Sie hatten ein unstillbares Verlangen, sich
zu treffen, zu debattieren und zu zechen. Indem die Leiter der Expedition ihnen
einen Raum zur eigenen Nutzung gaben, konnten sie ihre lärmenden Aktivitäten
wenigstens eingrenzen.
Der Saal trug mittlerweile
den Namen Die Zuflucht und hatte sich einen schmuddeligen Ruf erworben.
Loken hatte nicht den Wunsch hineinzugehen und traf sich mit Karkasy immer am
Eingang. Es war ein so seltsames Gefühl, hemmungsloses Gelächter und flotte
Musik in den feierlichen Tiefen der Rächender Geist zu hören.
Karkasy nickte respektvoll,
als sich Loken ihm näherte. Sieben Wochen Reisezeit hatten seine Verletzungen
gut verheilen lassen, und von den Blutergüssen war nichts mehr zu sehen. Er
reichte Loken ein Blatt mit seiner jüngsten Arbeit. Andere Memoratoren, die sie
in kleinen geselligen Gruppen passierten, beäugten den Hauptmann der Astartes
mit Neugier und Überraschung.
»Meine jüngste Arbeit«,
sagte Karkasy. »Wie vereinbart.«
»Danke. Wir treffen uns in
drei Tagen wieder.«
»Da ist noch etwas anderes,
Hauptmann«, sagte Karkasy, und reichte Loken eine Datentafel. Er schaltete sie
ein. Bilder erschienen auf dem Schirm, wunderbar komponierte Bilder von ihm und
der Zehnten Kompanie kurz vor dem Besteigen der Stormbirds. Das Banner. Die
Reihen. Da leistete er seinen Augenblicksschwur vor Targost und Sedirae. Das
Mournival.
»Euphrati hat mich gebeten,
Ihnen das zu geben«, sagte Karkasy.
»Wo ist sie?«, fragte Loken.
»Das weiß ich nicht,
Hauptmann«, sagte Karkasy. »Sie lässt sich nicht oft blicken. Sie hat sich sehr
zurückgezogen seit...«
»Seit?«
»Den Flüsterspitzen.«
»Was hat sie Ihnen darüber
erzählt?«
»Nichts, Hauptmann. Sie
sagt, es gibt nichts zu erzählen. Sie sagt, der Erste Hauptmann hätte ihr
gesagt, dass es nichts zu erzählen gäbe.«
»Und damit hat sie auch
recht. Das sind sehr schöne Bilder. Ich danke Ihnen, Ignace. Danken Sie Keeler
in meinem Namen. Ich werde die Bilder hüten wie einen Schatz.«
Karkasy verbeugte sich und
zog sich in die Zuflucht zurück.
»Karkasy?«
»Hauptmann?«
»Passen Sie bitte auf Keeler
auf. Für mich. Sie und Oliton. Sorgen Sie dafür, dass sie nicht zu oft allein
ist.«
»Ja, Hauptmann. Das mache
ich.«
Nach sechs Wochen Fahrt
drillte Loken gerade seine neuen Rekruten, als Aximand zu ihm kam.
»Die Chroniken von
Ursh?«, murmelte er, als ihm das Buch auffiel, das aufgeschlagen neben der
Übungsmatte lag.
»Es gefällt mir«, erwiderte
Loken.
»Als Kind hat es mir
gefallen«, erwiderte Aximand. »Aber ziemlich vulgär.«
»Ich glaube, genau das gefällt
mir daran«, erwiderte Loken. »Was kann ich für dich tun?«
»Ich wollte mit dir
sprechen. Über etwas Privates.«
Loken runzelte die Stirn.
Aximand öffnete seine Hand und enthüllte ein silbernes Logenmedaillon darin.
»Ich möchte, dass du es dir
unvoreingenommen anhörst«, sagte Aximand, als sie sich in die Abgeschiedenheit
von Lokens Rüstkammer zurückgezogen hatten. »Als Gefallen für mich.«
»Du weißt, was ich von
Logen-Aktivitäten halte?«
»Man hat mich davon in
Kenntnis gesetzt. Ich bewundere deine Reinheit, aber es liegt keine verborgene
Böswilligkeit in der Loge. Du hast mein Wort darauf, und ich hoffe, dass es
mittlerweile etwas wert ist.«
»Das ist es. Wer hat dir von
meinem Interesse erzählt?«
»Das kann ich nicht sagen.
Garviel, heute findet eine Versammlung der Loge statt, und ich möchte, dass du
als mein Gast teilnimmst. Wir würden dich gern in unsere Bruderschaft
aufnehmen.«
»Ich bin nicht sicher, ob
ich aufgenommen werden will.«
Aximand nickte. »Ich
verstehe. Es wird keinen Druck geben. Komm, nimm teil, sieh selbst und
entscheide selbst. Wenn dir nicht gefällt, was du siehst, steht es dir frei
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