DGB 01 - Aufstieg
stiller Beobachter gewesen. Er hatte viele
Stunden in eingehender Beratung mit dem Kriegsmeister verbracht, aber Loken
hatte ihn von Zeit zu Zeit gesehen, wie er Übungen beobachtete und sich
Kriegsvorbereitungen ansah. Loken hatte noch nicht mit ihm gesprochen und ihn
auch noch nicht persönlich kennengelernt.
Noch nie waren sie auf so
engem Raum zusammen gewesen.
Er musterte ihn jetzt, in
eine ruhige Unterhaltung mit dem Kriegsmeister vertieft. Zwei mythische Wesen
leibhaftig in einem Raum. Loken betrachtete es als Ehre, in ihrer Gegenwart zu
sein, sie im Gespräch zu sehen wie normale Menschen, ohne Zurückhaltung und
Wachsamkeit. Neben ihnen wirkte Maloghurst winzig.
Primarch Dorn trug eine
Rüstung, die poliert und geschmückt war wie eine Grabbeigabe, dunkelrot und
kupfer-gold im Gegensatz zu Horus' blendendem Weiß. Entfaltete Adlerschwingen,
aus Metall gestaltet, rahmten seinen Kopf ein und schmückten Brustharnisch und
Schulterschützer, und Aquilas und Lorbeeren waren in die Arm- und Beinteile der
Rüstung geprägt.
Ein Mantel aus
goldumsäumtem, rotem Samt hing um seine breiten Schultern. Sein hageres Gesicht
war streng und ernst, sogar wenn der Kriegsmeister einen Witz machte, und das
Haar war schlohweiß wie ausgebleichte Knochen.
Die beiden Astartes, die ihn
von der Galerie nach unten begleitet hatten, kamen herüber, um bei dem
Mournival zu warten. Sie waren Abaddon, Torgaddon und Aximand bekannt, aber
Loken hatte sie nur dann und wann im Flaggschiff gesehen. Abaddon stellte sie als
Sigismund, Erster Hauptmann der Imperial Fists und mit seinen schwarzen und
weißen Wappen prachtvoll aussehend, und Efried, Hauptmann der Dritten Kompanie,
vor. Die Astartes begrüßten sich förmlich mit dem Zeichen des Aquila.
»Ich begrüße Ihren Rat«, sagte
Sigismund sofort zu Loken.
»Das freut mich. Sie haben
von der Galerie zugesehen?«
Sigismund nickte. »Verfolgen
und bestrafen Sie den Feind. Bringen Sie es zu Ende. Dann können wir weiter.
Es ist noch so viel zu tun, wir können uns keine Verzögerung und
Zeitverschwendung leisten.«
»Es sind noch so viele
Welten einzugliedern«, stimmte Loken zu.
»Eines Tages werden wir
endlich zur Ruhe kommen.«
»Nein«, erwiderte Sigismund
freimütig. »Der Kreuzzug wird niemals enden. Wissen Sie das denn nicht?«
Loken schüttelte den Kopf.
»Ich würde nicht...«
»Niemals«, sagte Sigismund
mit Nachdruck. »Je mehr wir uns ausbreiten, desto mehr finden wir. Eine Welt
nach der anderen. Neue Welten, die es zu erobern gilt. Das All ist grenzenlos,
und das gilt auch für unseren Appetit.«
»Ich bin anderer Ansicht«,
sagte Loken. »Eines Tages wird der Krieg enden. Eine Herrschaft des Friedens
wird folgen. Das ist der Zweck unserer Bemühungen.«
Sigismund grinste. »Ist er
das? Vielleicht. Ich glaube, dass wir uns eine niemals endende Aufgabe gestellt
haben. Dafür sorgt die Natur der Menschheit. Es wird immer noch ein Ziel geben,
noch eine Aussicht.«
»Sie werden sich doch eine
Zeit vorstellen können, wenn alle Welten unter der Herrschaft des Imperiums vereint
sind. Ist das nicht der Traum, den wir verwirklichen wollen?«
Sigismund starrte Loken ins
Gesicht. »Bruder Loken, ich habe viel von Ihnen gehört, und nur das Beste. Ich
war nicht darauf gefasst, solche Naivität in Ihnen zu entdecken. Wir werden unser
Leben lang kämpfen, um dieses Imperium zu sichern, und danach, fürchte ich,
werden wir den Rest unserer Tage darum kämpfen, es intakt zu halten. Das All
ist von so viel Finsternis erfüllt. Selbst wenn das Imperium vollendet ist,
wird es keinen Frieden geben. Wir werden verpflichtet sein weiterzukämpfen, um
das zu bewahren, für dessen Errichtung wir gekämpft haben. Frieden ist ein
vergeblicher Wunsch. Unser Kreuzzug mag eines Tages einen anderen Namen
erhalten, aber er wird niemals wirklich enden. In der fernen Zukunft wird es
nur Krieg geben.«
»Ich glaube, Sie irren
sich«, sagte Loken.
»Wie unschuldig Sie sind«,
spottete Sigismund. »Und ich dachte, die Luna Wolves wären die aggressivsten
von uns allen. So sollen die anderen Legionen doch über Sie denken, oder? Dass
Sie die gefürchtetste aller Kriegerklassen der Menschheit sind.«
»Unser Ruf spricht für
sich«, sagte Loken.
»Das gilt auch für den Ruf
der Imperial Fists«, erwiderte Sigismund. »Sollen wir uns jetzt darum schlagen?
Uns darum streiten, welche
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