DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
betrachtete,
entpuppte es sich als verdrehte, verformte Bronzescheibe, in die ein Stern und
ein Schädel eingeprägt waren.
»Ich muss Wiedergutmachung üben
für meine Verstrickung mit den Logen, Nathaniel. Das hat die Lectitio
Divinitatus mir gezeigt. Sie ließen sich von mir das Versprechen geben,
wenn die Loge von mir verlangen sollte, mich gegen den Imperator zu stellen,
dann würde ich mich von ihr distanzieren. Und das tue ich hiermit! Die Logen
hatten mit dem Ganzen zu tun, und es war richtig an Ihnen, sie zu meiden!« Er
wandte den Blick ab.
»Und ich ... ich beging den
schweren Fehler, mich ihr anzuschließen.«
Die bleierne Gewissheit in
Voyens Tonfall ließ Garro erkennen, dass er kein Argument vorbringen konnte,
das ihn umstimmen würde. »Was werden Sie tun?«
Voyen zeigte auf seine Rüstung.
»Ich quittiere meinen Dienst als Astartes und Krieger der XIV. Legion. Ich habe
genug von Tod und Verrat. Ab sofort werde ich meinen Dienst bei der Apothecaria
Majoris auf Terra verrichten. Ich habe entschieden, den Rest meines Lebens der
Suche nach einem Heilmittel für die Krankheit zu widmen, von der Decius und die
anderen befallen worden waren. Wenn Grulgor nicht gelogen hat, dann verbreitet
sich dieser Schrecken längst unter unseren Kameraden. Mein Eid als Heiler wiegt
schwerer als mein Eid als Death Guard.«
Garro musterte seinen Freund
lange Zeit, schließlich reichte er ihm die Hand. »Also gut, Meric. Ich hoffe,
Sie werden aus diesem neuen Kampf als Sieger hervorgehen.«
Voyen ergriff die Hand und schüttelte
sie. »Und ich hoffe, Sie werden Ihren Kampf siegreich hinter sich bringen.«
»Nathaniel.«
Er wandte sich vom Fenster des
Aussichtsdecks ab und schnappte nach Luft. Die Frau tauchte hinter den beiden Schwestern
auf und berührte ihn am Arm. »Keeler? Ich dachte, man hätte Sie fortgebracht.«
Sie lächelte schwach, und als er sie genauer betrachtete, konnte er nur
feststellen, dass sie müde wirkte, ansonsten aber unversehrt zu sein schien.
»Man hat ihnen nichts angetan?«
»Gibt es eigentlich einen
einzigen Tag, an dem Sie mal nicht um das Wohlergehen anderer Menschen besorgt sind?«,
fragte sie amüsiert. »Man gönnt mir eine kleine Pause. Wie geht es Ihnen,
Nathaniel?«
Er sah durch das Panzerglas auf
Terra. »Ich ... fühle mich unbehaglich. Ich komme mir vor, als wäre ich ein anderer
Mann, als sei alles, was bis zur Flucht aus dem Isstvan-System geschehen ist,
erst der Prolog gewesen. Ich habe mich verändert, Euphrati.«
Beide schwiegen einen Moment
lang, dann fuhr er fort: »Waren Sie das? In der Zitadelle, als sich Decius
befreite? Und dann wieder auf der Mondoberfläche? Haben Sie mich gewarnt?«
»Was glauben Sie?«
Er stutzte. »Ich glaube, ich
hätte gern eine klare Antwort.«
»Es gibt eine Verbindung«,
antwortete Keeler leise. »Ich beginne das erst jetzt allmählich zu erkennen:
zwischen Ihnen und mir, zwischen der Vergangenheit und der Zukunft.« Sie
deutete auf den Planeten am schwarzen Himmel.
»Zwischen dem Imperator und
seinen Söhnen. So wie bei jeder Verbindung muss geprüft werden, wie stark sie
ist. Diese Prüfung steht uns jetzt bevor, Nathaniel. Der Sturm naht.«
»Ich bin bereit.« Garro griff
nach ihrer Hand und hielt sie fest.
»Ich war dabei, als Horus seine
Brüder verriet. Bei der Gnade des Imperators, ich werde dabei sein, wenn er für
seine Ketzerei zur Rechenschaft gezogen wird.«
Im Licht von Terra standen sie
— der Soldat und die Heilige — gemeinsam da, betrachteten die Geburtswelt ihrer
Spezies und begannen gleichzeitig zu beten.
ISBN: 978-3-453-52640-2
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