DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
Schwerts in den Leib gerammt.
Garro riss die Klinge noch
zurück, aber es war bereits zu spät. Die Adjutantin, eine Navigatorin tertius
im Dienste des Senioris Severnaya, drückte sich an ihn und verschmierte das
Blut von ihren Fingern auf seiner Rüstung. »Sie sehen es!«, keuchte sie. »Bald
kommt das Ende. Alles wird vergehen.«
Bald kommt das Ende . Wieder gingen ihm die Worte
des Jorgall-Kindes durch den Kopf und wirbelten schreiend wie ein sterbender
Raubvogel durch seine Gedanken. Garros Haut wurde heiß, da das Blut durch seine
Adern jagte, seine Kehle schnürte sich ebenso zu wie in jenem Moment, als er aus
Mortarions Becher getrunken hatte. Er zitterte, und mit einem Mal bekam er kein
Wort mehr heraus. Das nach oben gerichtete Gesicht der Frau verwandelte sich in
altes, zerknittertes Papier, dann rutschte sie nach unten, glitt von Libertas'
Spitze, die noch in ihrem Körper gesteckt hatte, und zerfiel zu einem Berg totem
Fleisch, das sich in Asche verwandelte und sich dann in nichts auflöste.
»Milord?« Hakurs Worte klangen
langsam und schwerfällig, als müssten sie eine Flüssigkeit durchdringen. Garro
drehte sich zu seinem zuverlässigen Sergeant um und schreckte zusammen.
Schleichende Verwesung bewegte
sich über Hakur und die anderen Männer, die davon nichts zu bemerken schienen.
Das strahlende Marmorweiß ihrer Rüstungen blutete aus und wich einem kränklichen
blassen Grün, das nach neuem Tod aussah. Das Keramit verzog sich und warf
Wellen, verschmolz mit ihrem Fleisch, bis es zu pulsieren begann. Parasiten und
aufgedunsene Organe wurden sichtbar, an manchen Stellen öffneten sich Wunden
wie neue Münder mit roten Lippen und Zungen.
Dicklicher Eiter strömte aus
allen Gelenken und Öffnungen und vermischte sich mit bräunlichem Rost und schwarzem
Schleim.
Fliegen umschwärmten die
deformierten Köpfe der befallenen Astartes, was nur noch weiter zu Garros Ekel beitrug,
den dieser Anblick bei ihm auslöste. Die missgestalteten Körper seiner Krieger
kamen näher, unverständliche Worte kamen über ihre aufgerissenen, verzerrten
Lippen. Dann bemerkte Garro, dass sie auf den Schultern nicht länger den
Schädel und den Stern der Death Guard trugen, sondern das Abzeichen durch drei
dunkle Scheiben ersetzt worden war. Seine Aufmerksamkeit wurde von einer
geisterhaften Form abgelenkt, die hinter den Männern aufragte und zu groß war
für den beengten Korridor. Die Gestalt winkte ihn mit einer Klauenhand zu sich.
»Mortarion?«, fragte er.
Das verzerrte Bild seines
Primarchen nickte, die schwarze Kapuze wippte träge mit. Was Garro von der
Rüstung erkennen konnte, war nicht mehr aus glänzendem Stahl und Messing,
sondern wirkte verfärbt und korrodiert wie altes Kupfer, umwickelt mit
schmutzigen Verbänden und von Rost überzogen. Der Death Lord war mit einem Mal verschwunden,
an seiner Stelle stand eine Kreatur aus reiner Verderbnis.
» Komm, Nathaniel .« Die
Stimme glich einem Windhauch durch tote Bäume, einem Atemzug einer Totenstätte.
»B ald werden wir alle die Umarmung des Herrn des Zerfalls erfahren. «
Bald kommt das Ende. Die Worte
dröhnten in seinem Kopf wie ein Glockenschlag, und Garro starrte auf seine
Hände. Seine Handschuhe waren zu Staub zerfallen, Fleisch fiel von seinen
Fingern ab und ließ die Knochen hervortreten, die sich in verkohlte Zweige
verwandelten. »Nein!«, brachte er mit Mühe heraus.
»Das wird nicht geschehen!«
»Milord?« Hakur tippte ihm auf
die Schulter und sah ihn besorgt an. »Geht es Ihnen nicht gut?«
Garro blinzelte und sah die
Frau so vor sich liegen, wie sie tot zu Boden gesunken war. Er schaute sich um
und stellte fest, dass sich die schreckliche Vision in Luft aufgelöst hatte.
Decius und die anderen standen da und musterten ihn sorgenvoll.
»Sie ... schienen für einen
Moment nicht bei uns zu sein, Hauptmann«, sagte Hakur.
Er verdrängte den tumultartigen
Wirbel aus Gefühlen. »Das ist noch nicht vorbei«, beharrte Garro. »Es wird noch
schlimmer kommen.«
Decius tippte an seinen Helm.
»Mein Herr, ein Signal von Voyen von den unteren Decks. Auf dem Waffendeck spielt
sich irgendetwas ab.«
Im Warp, so wurde gesagt, fand
alles aus dem materiellen Reich seinen Widerhall: die Gefühle der Menschen, ihre
Wünsche und Gelüste, das Verlangen nach Veränderung ebenso wie der Kreis aus
Leben und Tod. Logiker und Denker überall im Imperium dachten über die launische
und unergründliche Natur des Immateriums nach und versuchten
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