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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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Du bist wegen der Bruderschaft hier, die uns
verbindet.«
    »Ja, mein Lord«, antwortete
Zahariel und folgte dem Löwen auf eine weitläufige Lichtung. Zu ihrer Linken
ragte eine Felswand aus glitzerndem weißen Stein in den Himmel, von der sich
ein Wasserfall in einen See gleich davor ergoss. Frisches Grün erstreckte sich
in alle Richtungen, und Zahariel fühlte sich von einem Frieden erfüllt, der ihm
erst bewusst machte, wie leer und verlassen seine Seele bis dahin gewesen war.
    »Ja, das ist der Ort«, sagte
der Löwe zu der ihm folgenden Prozes-sion.
    Er ließ sein Pferd wenden — das
gewaltigste Reittier, das auf Caliban je gezüchtet worden war — und wandte sich
den Kriegern zu, die sich auf der Lichtung vor dem Wasserfall versammelten.
    »Ihr seid alle hier, weil ich —
wie Zahariel ganz richtig vermutet hat — Angehörige jeder Gruppe des Ordens an
dieser ab-schließenden Jagd teilhaben lassen wollte.«
    Vergeblich versuchte Zahariel,
angesichts des unerwarteten Lobs nicht zu erröten.
    »Caliban gehört uns«,
wiederholte der Löwe, und Zahariel stimmte in den Jubel der anderen ein. »Zehn Jahre
lang haben wir gekämpft und geblutet, Brüder, und jeder von uns hat Freunde und
Kameraden verloren. Aber nun stehen wir an der Schwelle zu unserem größten
Triumph. Alles, wofür wir gekämpft haben, ist jetzt zum Greifen nah. Wir haben
keine Fehler gemacht, und der Sieg ist unser.« Der Löwe breitete die Arme aus.
»Ein goldenes Zeitalter liegt vor uns, meine Brüder. In meinen Träumen habe ich
es gesehen, ein goldenes Zeitalter voll wunderbarer Dinge. Wir stehen an der Schwelle
und ...«
    Als der Löwe diese unpassende
Pause in seine Ansprache einbaute, sah Zahariel Nemiel an. Ihr Anführer blickte
nach links in den Wald, und Zahariel fürchtete einen Angriff, auch wenn er sich
nicht vorstellen konnte, welcher Feind es wagen würde, einen so
furchterregenden Krieger wie den Löwen anzugreifen.
    Sein erster Verdacht war, dass
es der letzten Bestie irgendwie gelungen sein musste, sich an sie
heranzuschleichen, oder dass ein Überlebender der Ritter des Lupus-Ordens
gekommen war, um Rache zu üben.
    Aber während sich seine Hand
wie aus eigenem Antrieb um sein Schwert legte, suchte er die Umgebung vergeblich
nach einem solchen Angreifer ab. Stattdessen entdeckte er einen großen Vogel,
der sich auf einem Ast in ihrer Nähe niedergelassen hatte. Golden glänzten
seine Federn im Licht der Nachmittagssonne.
    Ein calibanischer Adler
musterte erhaben die versammelten Krieger, die ihm keine Angst einzuflößen
schienen. Derartige Adler waren selten anzutreffen.
    Sie stellten keine Bedrohung
dar, doch im Aberglauben der Caliban galten sie als ein Omen.
    Die Krieger sahen zwischen dem
Adler und dem Löwen hin und her, aber keiner wusste so recht, was von dem plötzlichen
Auf-tauchen des Adlers zu halten war.
    Zahariel fühlte, wie ihm ein
eisiger Schauer über den Rücken lief, da der riesige Vogel die Gruppe weiter mit
seinen eigenartigen Augen beobachtete. Der Löwe sah aus, als hätte er eine
Vorahnung, und gleichzeitig, als hoffte er, die Zeichen nicht falsch gedeutet
zu haben.
    »Ich kenne das«, sagte er im
Flüsterton.
    Ein seltsamer Wind kam auf,
heiß und eindringlich und mit einem ätzenden Nachgeschmack, vergleichbar der
Luft in der Nähe einer Schmiede.
    Zahariel sah nach oben und
bemerkte etwas Riesiges, Dunkles über sie hinwegdonnern, eine gewaltige
geflügelte Form mit blauglühenden Flächen am hinteren Ende. Eine weitere dieser
Formen folgte, und er schrie auf, während ihn ein Schwall heißer Luft erfasste.
Als die riesigen fliegenden Kreaturen abermals über ihnen vorüberglitten, zog
er sein Schwert.
    »Was ist das?«, schrie
Zahariel, um den Lärm zu übertönen, der die Lichtung erfüllte.
    »Ich weiß nicht!«, gab Nemiel
zurück. »Große Bestien!«
    »Wie soll das möglich sein? Die
sind alle tot!«
    »Offenbar nicht.«
    Zahariel sah wieder zum Löwen
und suchte in dessen Gesicht nach einem Hinweis darauf, dass er mit diesem
Zwischenfall gerechnet hatte. Doch er saß nur im Sattel und betrachtete die Ungetüme,
die über sie hinwegflogen.
    Luther rief dem Löwen etwas zu,
doch seine Worte gingen im höllischen Lärm unter, als eine der fliegenden
Bestien die Sonne verdunkelte und über ihnen in der Luft stehen blieb. Ein
entsetzliches Heulen attackierte Zahariels Sinne, und der heiße, stechende
Geruch war schier unerträglich. Ein kräftiger Luftzug von oben wehte die
Blätter weg und

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