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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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den Ordensmeistern geschickt wurden,
wenn sie etwas falsch gemacht hatten und darüber nachdenken sollten. Jede Zelle
war ein Ort der Ruhe, es gab nur ein Fenster, von dem aus man die Wälder
Calibans überblicken konnte.
    »Habe ich etwas falsch
gemacht?«, wollte Zahariel wissen, als er Israfael in die Zelle folgte.
    »Wieso fragst du? Meinst du,
dass es so ist?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Israfael gab Zahariel ein
Zeichen, dass er sich auf den Hocker in der Zellenmitte setzen sollte. Dann
ging er zum Fenster und blockte mit seinem breiten gepanzerten Körper das
wenige Licht ab. »Sag mir, Zahariel«, begann er. »Bist du in deinem jungen
Leben in der Lage gewesen, irgendwelche ... merkwürdigen Dinge zu tun?«
    »Merkwürdige Dinge?«,
wiederholte Zahariel.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Lass mich dir ein Beispiel
nennen. Haben sich Objekte in deiner Umgebung bewegt, ohne dass du sie berühren
musstest? Hast du im Traum Begebenheiten gesehen, die sich später tatsächlich
abspielten? Oder hast du Dinge gesehen, für die es keine Erklärung gibt?«
    Zahariel musste an seine
Begegnung mit der Bestie von Endriago denken und an seinen Schwur, niemandem
ein Wort zu verraten, wie er sie tatsächlich besiegt hatte. Früher hatte man
auf Caliban Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wenn sie derartige
unerklärliche Kräfte besaßen. »Nein, Bruder Israfael«, sagte er.
    »Da war nichts in der Art.«
    Israfael lachte. »Du lügst,
Junge. Das kann ich dir ansehen, ohne dass ich irgendwelche besonderen
Fähigkeiten benötige. Ich frage dich also nochmal: Sind dir eigenartige Dinge
aufgefallen?«
    Zahariel sah Israfael in die
Augen und wusste, dass der Astartes es todernst meinte. Er hätte ihn aus dem Wettkampf
ausschließen können, ohne das begründen oder erklären zu müssen. Aber Zahariel
wollte weiter machen und siegen — und damit beweisen, dass er mehr als alles
andere würdig war.
    »Ja«, sagte er schließlich.
»Mir ist etwas aufgefallen.«
    »Gut. Ich wusste, ich spüre
eine gewisse Macht in dir. Red weiter. Wann war das?«
    »Als ich gegen die Bestie von
Endriago kämpfte. Es geschah einfach so. Was es war, weiß ich nicht, ich schwör's!«
Die Worte kamen wie ein Sturzbach über seine Lippen.
    Israfael hob eine Hand. »Ganz
ruhig, Junge. Erzähl mir einfach, was passiert ist.«
    »Ich ... ich weiß nicht so
genau. Die Bestie hatte mich in ihren Fängen, sie wollte mich töten. Und da
spürte ich etwas ... ich weiß nicht ... Hass auf die Bestie stieg in mir hoch.«
    »Und dann?«
    »Es war, als ... als würde die
Zeit unendlich langsam verstreichen, und ich konnte Dinge sehen, die ich bis dahin
nicht hatte sehen können.«
    »Was für Dinge?«
    »Ich konnte ins Innere der
Bestie sehen«, erklärte Zahariel. »Ich sah ihr Herz und das Skelett. Ich konnte
hineingreifen, als wäre ich eine Art Geist.«
    »Terrorsicht«, sagte Israfael.
»Sehr selten.«
    »Sie kennen das? Was hat es
damit auf sich?«
    »Eine Form der Hellsicht«,
erläuterte Israfael. »Der Psioniker nutzt seine Kräfte, um hinter die Reiche
des Körperlichen zu schauen, und dabei verlagert er einen Teil seines Fleischs
in den Warp. Das ist eine sehr starke, aber gefährliche Macht. Du kannst von
Glück reden, dass du noch lebst.«
    »Ist es eine böse Macht?«,
fragte Zahariel.
    »Eine böse Macht? Warum willst
du so etwas wissen?«
    »Weil früher Menschen verbrannt
wurden, wenn sie solche Fähig-keiten besaßen.«
    Israfael gab einen mitfühlenden
Laut von sich. »So war es früher auf Terra auch. Wer anders war, wurde verfolgt
und gefürchtet, obwohl die Leute eigentlich gar nicht wussten, wovor sie sich
fürchteten. Aber um auf deine Frage zurückzukommen — nein, deine Macht ist nicht
böse. Sie ist so wie ein Schwert lediglich ein Werkzeug, das man zum Guten wie
zum Bösen benutzen kann. Wie die Macht benutzt wird, hängt einzig davon ab, wer
sie zu welchem Zweck anwendet.«
    »Werde ich deswegen von den
Wettkämpfen ausgeschlossen?«
    Israfael verneinte und fügte
an: »Wenn überhaupt, wirst du umso eher auserwählt werden.«
    »Auserwählt? Sind Sie deswegen
hier? Um zu entscheiden, wer ein Astartes wird?«
    »Unter anderem«, gab Israfael
zu. »Aber wir wollen auch feststellen, ob der menschliche Genstrang auf Caliban
rein genug ist, damit unsere Legion in den kommenden Jahren Personal von dieser
Welt rekrutieren kann.«
    »Und? Ist das der Fall?«,
fragte Zahariel, der Israfaels Worte zwar nicht so richtig verstand, aber

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