DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
Mann darum bemüht war, nicht die
Kontrolle über das Gefährt zu verlieren, da er gleichzeitig mit der anderen
Hand nach seiner Waffe tastete. Der Harker wurde durchgeschüttelt, und Amon
rutschte so weit nach unten, dass er sich an der aufragenden Nase festhalten
musste.
Er bohrte seine Finger in die
Metallhaut des Rumpfs, schuf damit seine eigenen Haltegriffe und zog sich dann Stück
für Stück voran.
Der Attentäter hatte seine
Waffe gefunden und feuerte über die Erhebung des Armaturenbretts hinweg auf
ihn. Eine Bolter-Salve pfiff am Ohr des Custodes vorbei. Der Harker näherte
sich seiner Maximalgeschwindigkeit. Amon kämpfte sich weiter und griff über das
aufgerissene Cockpit. Erneut schoss der Attentäter auf ihn, als Amon gerade
Schwung holte und sich auf den Mann stürzen wollte. Das Projektil fraß sich
durch seine linke Schulter, und Blut spritzte auf den Slipstream.
Mit der rechten Faust holte
Amon aus, dann zertrümmerte er mit ihr den schwarzen Metallhelm und verwandelte
den Kopf des Attentäters in eine breiige Masse.
Der Harker raste unkontrolliert
drauflos, als der Tote zur Seite wegkippte. Amon klammerte sich fest, um den Platz
im Cockpit zu übernehmen und das Gefährt unter Kontrolle zu bringen.
Dann auf einmal bemerkte er,
was sich auf der Sitzbank hinter dem Fahrersitz befand.
Eine weitere Bombe, größer und
zerstörerischer als die beiden vorangegangenen. Jetzt wurde Amon klar, dass der
Attentäter seinen Selbstmord von Anfang an geplant hatte. Es war seine Absicht
gewesen, mit dem Harker hinaus auf die Winterfelder zu fahren und die Bombe
dort zur Detonation zu bringen, wo sich tief unter der Erde die gewaltigen Reaktoren
befanden. Die Bombe sollte die Reaktoren hochgehen lassen, die wiederum die
gesamte Planalto auslöschen würden. Auf diese abscheuliche Weise sollte Terra
begreifen, wie weit der Zorn und der Einfluss von Horus Lupercal reichte.
Fast hätten die brutalen
Vibrationen, die den Harker durchfuhren, ihn von Bord geschleudert. Dann
bemerkte er die Lämpchen an der Bombe, die einen Countdown anzuzeigen schienen.
Es war unmöglich zu erkennen,
wie viel Zeit ihm noch blieb.
Von purer Verzweiflung
getrieben, zog Amon seine Transporter-einheit hervor. Es blieb keine Zeit, um
eine komplexe Neu-einstellung oder Rekalibrierung vorzunehmen, er konnte nicht
einmal neue Koordinaten eingeben. Das Einzige, was ihm noch gelang, war eine
Veränderung der Höhenangabe um zwei Kilometer nach oben. Dann drückte er auf
den Auslöser und schleuderte das Gerät ins Cockpit.
Im nächsten Augenblick sprang
er aus dem rasenden Gefährt, das zum größten Teil im Ort-zu-Ort-Teleport
verschwand, noch bevor Amon auf dem Eis gelandet war. Er schlug mit voller
Wucht auf der Fläche auf, rollte und überschlug sich immer wieder, bis er nach
dreißig oder vierzig Meter endlich liegen blieb.
Ein Stabilisatorblech und ein
Teil der Heckpartie des Harkers rutschten noch über das Eis, weil sie von dem
engen Radius des Teleport-Strahls nicht mehr erfasst wurden. Die Partien, die
von dem Gefährt abgetrennt worden waren, glühten an den Kanten.
Halb benommen auf dem Rücken
liegend, schaute Amon in den malvefarbenen sudmerikanischen Himmel.
Zwei Kilometer über ihm zuckte
ein greller Blitz auf, dem eine gleißend weiße, sich rasch ausdehnende
Glutwolke folgte. Einen Moment später hörte er den lauten Knall der Explosion,
und die Druckwelle drückte ihn aufs Eis.
Vor den Mauern des Palasts in
der himalasiatischen Finsternis erhob sich der treue Hund vom Eis und
schüttelte sich. Er war verletzt worden, doch das Blut an seinem Maul und an
den Flanken stammte größtenteils von jenem Wolf, dessen Kehle er aufgerissen
und den er zurück in die Dunkelheit gejagt hatte.
Er trottete weiter zu den
Toren, er humpelte, und er hinterließ im Schnee eine blutige Spur. In der
kalten Abendluft bildete sein Atem dichte Wolken.
Hinter ihm, in der Schwärze der
Nacht, sammelten sich weitere Wölfe, die beständig näher kamen.
MIKE LEE
Wolf vor der
Tür
ALS DIE GEPANZERTE KOLONNE die
in Flammen stehende Stadt hinter sich ließ und sich in westliche Richtung
bewegte, dauerte es bis Sonnenaufgang noch zwei Stunden. Dabei folgte sie dem
Verlauf des alten Damms, der einst dafür gesorgt hatte, dass den Tyrannen von
Kernunnos die geplünderten Reichtümer Dutzender Welten gebracht werden konnten.
Die Prozession erstreckte sich über mehr als einen Kilometer und wand sich
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