DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
verfolgte den Sinkflug der feindlichen Schiffe. »Ich würde sagen,
sie sind absichtlich früher aufgetaucht«, überlegte er. »Sie hatten genug von
Ihren Opfergaben, Andras, also haben sie ihre Pläne umgestellt, um das Ganze
für sie wieder sportlicher zu gestalten.«
Das war gar nicht so
unwahrscheinlich, immerhin wusste er von blutrünstigen Plünderern, die früher
auf Fenris genauso vorge-gangen waren.
Bei dem Gedanken daran,
Dorfbewohner auf Fenris zu Opfer-gaben zu erklären, damit der Hunger einer
Meute gnadenloser Xenos-Plünderer gestillt wurde, drehte sich ihm der Magen um.
Er sah zu Andras und unterdrückte seinen aufwallenden Zorn. Den Jungen traf
keine Schuld, musste er sich wieder vor Augen halten.
Wenn jemand an diesem Dilemma
schuld war, dann seine Vorfahren. Jetzt bereute der Wolfslord es, dass er
Javren nicht am Kragen gepackt hatte, als er dazu die Gelegenheit gehabt hatte.
»Gibt es einen bestimmten Ort,
an dem Eure Gefangenen, für die Xenos bereitgestellt werden?«, wollte er
wissen.
Andras wischte sich weitere
Tränen aus dem Gesicht und nickte.
»Es gibt einen Pavillon«,
antwortete er, »ungefähr zehn Kilometer östlich von Oneiros.« Dann hob er den
Kopf und erschrak, als er Bulveyes Miene sah. »Was haben Sie vor?«
Der Wolfslord blickte dem
jungen Mann in die Augen. »Diese Xenos glauben, sie könnten sich bei der
Menschheit bedienen wie bei einer Schafherde«, erklärte er ruhig. »Ich
beabsichtige ihnen zu zeigen, dass sie sich im Irrtum befinden.«
Es war früher Nachtmittag am
folgenden Tag, als eine Prozession aus wulstigen antimonischen Lastwagen aus Richtung
Westen kommend auf der Straße unterwegs war, die zur Opferstätte führte.
Der Pavillon war ein kantiges, unauffälliges
Gebäude mit einer Kantenlänge von wenig mehr als fünfzig Metern. Die Mauern
waren mit Kacheln in einem schlichten Schachbrettmuster bedeckt, das Bauwerk
selbst stand am Fuß eines Halbkreises aus bewaldeten Hügeln. Lediglich die
schweren Eisenringe, die in regelmäßigen Abständen in die Mauern eingelassen
waren, gaben einen Hinweis darauf, welch grausigem Zweck dieser Pavillon
diente. Weiter westlich streckte sich der hohe, einer Messerklinge gleiche
Xenos-Turm unheilvoll bis in den Himmel, dichte Nebelschwaden trieben um seine
Basis.
Bulveye und seine Leutnants
beobachteten aus dem Schatten des Dickichts auf einem der Hügel, wie die
Lastwagen die weiß gepflasterte Straße verließen und über den Rasen holperten,
um sich dem Pavillon zu nähern. Die Antimoner gingen zügig vor, als würden sie
sich an einem genau durchexerzierten Plan orientieren.
Als auch das letzte Fahrzeug
zum Stehen gekommen war, wurden die Türen geöffnet, und große Gestalten in
gepolsterten Overalls sprangen heraus.
Jeder dieser Männer trug eine Art
Elektroschocker, den sie bestimmend hochhielten, als die Heckklappen aufgingen
und die gefesselten Gefangenen nach draußen taumelten. Die Männer und Frauen trugen
schlichte, blassbraune Häftlingskleidung, am Hals war bei jedem von ihnen eine
Tätowierung zu sehen, die sie als verurteilte Straftäter kennzeichnete. Jede
Reihe der wie benommen wankenden Gefangenen wurde zu einem der Eisenringe
geführt und dort gemeinschaftlich angebunden. Nachdem das geschehen war, ließen
sie sich zu Boden sinken und warteten. Ein paar sahen hinauf zum blauen Himmel,
während andere in sich zusammen-sackten und ins Nichts starrten.
Halvdan schüttelte fassungslos
den Kopf. »Wie können sie bloß dasitzen und einfach abwarten, bis sie wie ein paar
Lämmer geschlachtet werden?«, flüsterte er, obwohl der Pavillon fast einen
Kilometer von ihrer Position entfernt lag. »Ich an ihrer Stelle würde mich so
sehr zur Wehr setzen, dass sie mich erst bewusstlos schlagen müssten, bevor sie
mich da anketten könnten.«
Jurgen deutete auf das
entlegene Ende des Pavillons.
»Sieht so aus, als wären diese
Lämmer da deiner Meinung, Bruder«, meinte er finster.
Die Männer des letzten
Transporters rangen mit einer kleineren Gruppe gefesselter Opfer, die nach
ihnen schlugen und traten und sie zu beißen versuchten. Diese Männer und Frauen
waren durchweg unterschiedlich gekleidet, offenbar hatte man sie wahllos in
Oneiros aufgegriffen, und nun wehrten sie sich mit einer aus blankem Entsetzen
geborenen Kraft gegen ihr Schicksal. Doch die Elektroschocker ihrer Aufpasser
verhinderten, dass die Situation eskalieren konnte. Keine zwanzig Minuten
später war auch das letzte wimmernde,
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