DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
erhellt
wurde.
Während die Hawkwing letzte
Korrekturen beim Landeanflug vornahm, übertrugen die Transponder auf Anfrage des
Planalto Administratums die Identitätspakete.
Diese Pakete setzten das
Planalto Administratum davon in Kenntnis, dass sich Elod Galt an Bord befand,
ein Seniorunter-händler von Fancile et Cie., der nach Hy Brasil reiste, um
erste Sondierungsgespräche mit Repräsentanten verschiedener Bergbau-konglomerate
von Albedo zu führen.
Laut Auskunft der Vereinigten
Biometrischen Überprüfung war Elod Galts Identität vollständig in Ordnung.
Diesmal kein Blutspiel, sondern
die Realität.
Ihm wäre es lieber gewesen,
hätte er allein arbeiten können, zumindest zu Beginn dieser Operation.
Allerdings galt es, eine Rolle zu spielen, und damit die glaubwürdig war,
benötigte er Servitoren, einen Astropathen und sehr wahrscheinlich auch einen
Piloten und einen Leibwächter. Haedo in einem schlichten grauen Overall und mit
Sklavenmaske vor dem Gesicht erfüllte die beiden letzten Rollen. Seine
Biometrik wies ihn als Zuhba aus, einen Genstock Migou ohne Familienname, der
auf dem gangetischen Körpermarkt erworben worden war.
Als Elod Galt musste Amon
Gewänder aus Glanzseide tragen, die nass und schillernd wirkten, ganz so wie
Öllachen auf einer Wasseroberfläche. Dazu trug er einen Wolfspelzmantel, einen
formlosen Hut mit zu vielen Krempen sowie einen schmückenden Säbel von
beträchtlicher Größe, der nichts weiter als ein prahler-isches Theaterrequisit
war, das in einer echten Gefechtssituation völlig nutzlos wäre. Das
Ärgerlichste aber war, dass er ein weiteres Mal ein Verdrängerfeld benutzen
musste, um seine wahre Statur zu tarnen.
Seine sechs mitgereisten
Servitoren – einer für Kommunikation, einer für medizinische Aufgaben und fürs
Vorkosten, einer für die Überwachung der Umgebung, einer als Übersetzer, einer
für Aufzeichnungen und Rubrizierung sowie ein sechster für allgemeine Aufgaben
– waren ausgesuchte Modelle aus poliertem blauen Stahl, die anscheinend exakt
dem Tross von Diensteinheiten entsprachen, den ein Seniorunterhändler zu seiner
Verfügung hatte.
Eine muschelförmige Plattform
brachte die Hawkwing nach unten in die Landespitze, durch einen weitläufigen Windkanal,
in dem nacheinander aufblinkende rote und blaue Positionslichter den Weg
wiesen. Andere Plattformen bewegten sich nach oben oder unten, um Flugzeuge von
den Landeplätzen abzuholen oder um sie dorthin zu bringen. Auf der vorgesehenen
Ebene angelangt, ging ein Zittern durch die Plattform, die zum Stillstand kam
und sich dann zur Seite drehte, damit die abkühlende Hawkwing von dem wartenden
Landegestell in Empfang genommen werden konnte. Das Gestell schloss seine
Klammern um das Flugzeug wie eine fleischfressende Pflanze, die ein Insekt
eingefangen hatte, dann wurde die Maschine in den dampfenden Alkoven gezogen,
wo ölverschmierte Servitoren, Frachtlöscher und Deckarbeiter mit Kränen und
Tankschläuchen warteten.
Haedo sah zu Amon, als die
interne Beleuchtung von kaltem Weiß zu gedämpftem Standby-Gelb wechselte.
»Sollen wir anfangen?«, fragte
er.
Amon nickte und schaute zum
Kom-Servitor.
»Irgendwas von der
Einsatzleitung gehört?«, wollte er wissen.
Der Servitor ließ den Kopf
sinken und gab einen entschuldi-genden Ton von sich.
»Lass es mich wissen, sobald
sie die Verbindung herstellen«, wies Amon ihn an.
Er setzte seinen Hut auf,
während Haedo seine Sklavenmaske festmachte – aus unerfindlichen
Protokollgründen ein greller Hahnenkopf – und seine Handfeuerwaffe umlegte. Als
die Luken des Flugzeugs mit den Luftschleusen der Anlegestelle verbunden
wurden, polterten Sicherungsriegel, dann öffnete sich die Ausstiegsluke.
Während er die vereinbarten
Treffen mit den Vertretern der Mineralienkonglomerate wahrnahm, dachte er an Verwesung,
an Würmer, die sich durch einen aufgedunsenen Leichnam fraßen.
Seine eigenen Würmer waren am
Werk. Falsche Spulen hinter den Nachbrennern der Hawkwing hatten sich während
des Andock-manövers umgeklappt, und aus den sterilen Fächern dahinter waren
Säcke mit wurmförmigen Sonden freigesetzt worden, insgesamt sechzehntausend
Stück an der Zahl, jede ein autonomes Band aus gegliedertem Chrom, nicht größer
als ein Essstäbchen.
Mit jeder Minute, die
verstrich, drangen sie tiefer in die Struktur von Hy Brasil ein, breiteten sich
weiter aus, fraßen sich in Datenkanäle und Systemleitungen, bahnten sich ihren
Weg in Speichermedien
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