DGB 13 - Nemesis
reagierten.
»Aber Sie wurden von Terra
hergeschickt ...«, wandte einer der Männer ein.
»Nicht deswegen«, machte die
Venenum ihnen klar und drehte sich zu Lady Sinope um, während sie eine Hand hob
und dabei den Ärmel hochzog. »Und bis zu diesem Moment war mir auch nicht klar,
wieso ich hergekommen bin.« Sie zeigte den anderen die dünne Kette, die sie am
Handgelenk trug und an der ein kleiner Anhänger in der Form eines imperialen
Adlers hing.
»Aber jetzt ... jetzt habe ich
eine ungefähre Ahnung.«
»Sie ist eine von uns«, sagte
der Mann. »Sie glaubt.« Sinope begann zu lächeln. »O Kind«, flüsterte sie. »Er
hat dich geschickt. Er hat dich zu uns geschickt.« Soalm gab ihr das Buch
zurück und nickte.
Kell sah auf, als die Männer
fast jubelnd in den zentralen Raum geeilt kamen und sich zwischen den Geräten
und Containern hindurch ihren Weg bahnten, während die Anwesenden innehielten
und sich über die Heimkehrer freuten. Sie verbreiteten noch immer den Geruch
nach Kordit, Rauch und körperlicher Anstrengung. Mit geübtem Blick sah er sich
die Gruppe an und stellte fest, dass sie vollzählig zurückgekehrt waren und
dass sie nur kleinere Verletzungen davongetragen hatten. Der Anführer des
Trupps, ein ehemaliger Pilot namens Jedda, ging zu Capra, der an der
Kom-Konsole stand, und umarmte ihn.
»Hat es geklappt?«, fragte
Capra.
»Oh, es hat mehr als nur
geklappt«, gab Jedda lachend zurück. In seiner Stimme schwang noch der Rausch
des Kampfs mit. »Tariels Informationen waren auf den Punkt genau! Wir haben die
Träger der Brücke gesprengt, und der komplette Güterzug ist in die Tiefe
gestürzt. Hunderte Clankämpfer sind tot, ein Dutzend Jeeps und gepanzerte GEVs
liegen jetzt als Schrott auf dem Grund des Rotsteinflusses.«
»Das werden sie zu spüren
bekommen«, schnaubte einer der anderen. »Heute Nacht werden die Adligen Blut
schmecken!«
Capra drehte sich um und nickte
Kell zu.
»Richten Sie Ihrem Mann meinen
Dank aus. Besser gesagt, danken Sie ihnen allen von mir. Vor einem Monat hätte
ich nicht geglaubt, so etwas jemals sagen zu können, aber wir haben sie
tatsächlich in die Defensive drängen können. Durch die Daten und die Hinweise,
die wir von Ihnen bekommen haben, wurden wir in die Lage versetzt, unsere
Angriffe zu koordinieren. Die Adligen wissen nicht mehr, wo ihnen der Kopf
steht.«
»Es ist ihre Arroganz, die
ihnen zum Verhängnis geworden ist«, warf Koyne ein, die soeben zur Gruppe
dazukam. Die Männer machten ihr Platz, um sie durchzulassen, zumal sie alle
nicht so recht wussten, was sie mit ihrem ausdruckslosen, unfertigen Gesicht
anfangen sollten.
»Sie dachten bereits, sie haben
gewonnen, und deshalb sind sie unvorsichtig geworden. Vor allem haben sie nicht
damit gerechnet, dass Sie Ihre Schläge gegen sie untereinander abstimmen
würden. Sie haben sie überrumpelt«
»Wir werden Ihnen helfen, den
Druck auf die Adligen beizubehalten«, ließ Kell den Widerstandsführer wissen.
»Bislang haben wir Ihnen nur
gezeigt, wie man die Risse in ihrem Panzer findet, aber jetzt müssen Sie diese
Risse vertiefen und ausdehnen, bis der Panzer bricht.« Jedda nickte. »Wir haben
heute Nacht keinen Mann verloren. Wenn wir so weitermachen, schlagen sich die
Bürger auf unsere Seite, die sich bislang weder für den einen noch den anderen
entschieden haben.« Er grinste Kell an.
»Wenn es in diesem Tempo
weitergeht, wird Ihre Flotte hier eintreffen und feststellen, dass sie nichts
mehr zu tun hat.«
»Das können wir nur hoffen«,
sagte Koyne und lenkte damit den Blick des Vindicare auf sich.
»Capra!« Beye tauchte plötzlich
auf und lief zu ihm.
»Grohl ist zurück!« Kell
entdeckte den mürrisch dreinblickenden Freiheitskämpfer, der Beye folgte und im
Gehen die Kapuze herunterzog und den Mantel öffnete. Er trug eine abgewetzte
Schultertasche.
»Aus der Hauptstadt?«, fragte
Jedda. »Wir haben heute Nacht jede Menge Lärm gemacht, Terrik! Hast du in den
Türmen davon was mitbekommen?« Die triumphierende Laune des Mannes bewegte sich
wie eine Welle auf ihn zu und prallte gleich darauf wirkungslos ab.
»Ja, das haben alle gehört«,
erwiderte Grohl, ließ die Tasche auf eine Kiste fallen, die als behelfsmäßiger
Tisch herhielt, und zog mit einer ungeduldigen Bewegung sein Gewand aus. »Der
Gouverneur hat eine Rundfunkansprache gehalten, die auf allen Kanälen
ausgestrahlt wurde. Er hat es als eine Erklärung bezeichnet.«
Schweigen machte sich wie eine
Welle
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