DGB 13 - Nemesis
von seinen Bürgern ab«, erwiderte er. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen,
Ihren Krieg zu gewinnen.« Ein Schatten huschte über Capras Gesicht. »Womöglich
kommen Sie dafür zu spät. Meine Leute sind erschöpft, wir sind nur wenige, und
diese wenigen sind in alle Winde zerstreut.« Er sprach leise, damit niemand
sonst ihn hören konnte. »Uns wäre mehr damit geholfen, wenn Sie uns von hier
wegbringen könnten, damit später ein paar von uns als strategische Berater mit
einer größeren Streitmacht hierher zurückkehren können.« Kell wich dem Blick
des Rebellenführers nicht aus.
»Wir haben das an einem Tag
bewerkstelligt. Stellen Sie sich vor, was wir gemeinsam innerhalb einer Woche
erreichen können.«
Capra sah zu den anderen
Mitgliedern des Exekutions-kommandos, die abwartend dastanden. »Beye hatte
recht. Sie alle sind schon eine beeindruckende Gruppe. Vielleicht ... ja,
vielleicht haben wir mit Ihnen an unserer Seite eine Chance.«
»Mehr als nur eine Chance«,
beharrte Kell. »Die Gewissheit.«
Schließlich veränderte sich der
Gesichtsausdruck des Mannes, und Skepsis und Zweifel lösten sich in nichts auf.
An ihre Stelle rückten neue Kraft und Entschlossenheit, so sehr wünschte sich
Capra, dass die Assassinen ihre Rettung waren. »Das Schicksal von ganz Dagonet
liegt in unseren Händen, mein Freund. Wir werden diese Welt nicht aufgeben,«
»Nein, das werden wir nicht«,
erwiderte Kell, während Capra zu seinen Leuten ging und sie mit anfeuernden
Worten um sich scharte.
Die Wahrheit — nämlich die,
dass das Schicksal von Dagonet nur Mittel zu einem einzigen Zweck war würden
die Rebellen erst erfahren, wenn es bereits zu spät war.
Wenn der Moment gekommen war,
in dem der Erzverräter Horus von Eristede Kells Fadenkreuz erfasst wurde.
TEIL ZWEI
Zermürbung
Elf
Verborgen
Opfer
Käfige
DIE HÖHLEN BEFANDEN SICH TIEF
UNTEN in den Schluchten einer Felslandschaft, die von den Dagoneti als der
Messerschnitt bezeichnet wurde. Vom Boden aus betrachtet, erschloss sich einem
der Sinn dieses Namens nicht, aber von hoch oben gesehen, beispielsweise aus
dem Blickwinkel der Drohnen, von denen die Rebellen eine in ihre Gewalt
gebracht hatte, wurde es offensichtlich. Der Messerschnitt war ein gewaltiger
Graben, der sich jenseits der Hauptstadt in östlicher Richtung durch die
steinige Landschaft zog und dabei wie eine lange, große Narbe erschien. Es gab
keine Straßen, nur Pfade, auf denen Tiere regelmäßig unterwegs waren, sowie
halb verdeckte Jagdrouten, die zu steil abfallenden Schluchten führten, in
deren Tiefen die Zugänge zum Höhlennetzwerk verborgen lagen. Vor Tausenden von
Jahren war hier die erste Kolonie der Dagoneti angesiedelt gewesen, hier waren
die Neuankömmlinge von Terra zusammengekommen, während ihre mittlerweile in
Vergessenheit geratene Terraforming-Technologie die rauen Umweltbedingungen
abschwächte, um die Welt bewohnbar zu machen.
Die Rebellen hatten die alten
Steinhallen für sich in Beschlag genommen, weil sie dort unten gegen so gut wie
jede Art von Angriff geschützt waren, sofern nicht jemand auf die Idee kam, die
Gebirgskette so massiv zu bombardieren, dass von ihr nichts als Staub übrig blieb.
Jenniker Soalm folgte den sich
durch das Gestein schlängelnden Gängen, ihr Gesicht war unter ihrer weiten
Kapuze verborgen. Sie ging an Höhlen vorbei, die man mit dem Laser in den Fels
geschnitten hatte.
Vor den Zugängen waren Vorhänge
aus Kettengliedern befestigt worden. Zu anderen Räumen verwehrten massive Luken
den Zugang. Im Höhlensystem herrschte ständiges Dämmerlicht, und die einzige
Konstante war der wässrige Schein der Biolumen-Kapseln, die in beliebigen
Abständen an der steinernen Decke hingen. Während Soalm weiterging, kamen ihr
immer wieder Capras Gefolgsleute entgegen, manche Krieger, andere eher in Zivil
gekleidet und zum Teil sogar noch Kinder.
Durch offenstehende Türen oder
nicht ganz zugezogene Vorhänge bekam Soalm einen Eindruck vom Alltag der
Rebellen.
Sie entdeckte Beye und ein paar
Kameraden um einen Kartentisch versammelt, auf dem sich alte, auf Papier
gedruckte Landkarten stapelten. Sie kam an einer behelfsmäßigen Waffenkammer
vorbei, randvoll mit Waffen, die man den planetaren Verteidigungs-streitkräften
abgenommen hatte. Ein hagerer Koch warf ihr einen Blick zu, als sie an der
Küche vorbeikam, wo er soeben in einem großen eisernen Behältnis eine dickliche
Suppe anrührte.
Anderswo scharten sich
Flüchtlinge
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