DGB 13 - Nemesis
meiner Führung geschehen?«, brummte sie missmutig.
Das war wieder typisch für
diese Frau, überlegte Speer.
Ihr erster Gedanke war nicht: Wie
konnte es zu einer solchen Tragödie kommen? Oder: Ein so guter Mann wie
Sabrat soll ein Serienmörder sein? Ausgeschlossen! Nein, nachdem so
viel Tod, Blutvergießen und Angst über ihre Stadt gekommen war, machte sie sich
nur Sorgen darüber, welches Licht das auf sie werfen würde.
Telemach sah Laimner wütend an.
»Also?«
»Er ... wir haben nie auch nur
für einen Moment den Verdacht gehabt, der Mörder könnte einer unserer
Friedensoffiziere sein.«
Die Hochvogtin wollte die
nächste giftige Bemerkung folgen lassen, aber Speer ging dazwischen und sprach
mit Hyssos' Stimme: »Bei allem, was recht ist, aber wie hätte einer Ihrer
Männer auf eine solche Idee kommen sollen, Milady? Sabrat war ein vielfach
ausgezeichnetes Mitglied der Sentine, er hatte über zehn Dienstjahre hinter
sich, in denen er sich nie etwas hatte zuschulden kommen lassen. Er kannte alle
Abläufe und Protokolle in- und auswendig, war mit allen Schlupflöchern
vertraut.« Laimner nickte.
»Ja, richtig. Ich habe bereits
Teams aus der Dokumentations-abteilung auf all seine Fälle angesetzt, und sie
habe erste Hinweise darauf gefunden, dass er Akten verändert und Beweismittel
manipuliert hat ...« Alles Dinge, die Speer in den letzten Wochen Stück für
Stück vorbereitet hatte. Schon bald würden sie auf weitere Morde stoßen, die er
auch dem Vogt in die Schuhe geschoben hatte — von einfachen Bürgern über
Geschäftsinhaber bis hin zu einem Junior-Jager hier auf dieser Wache. Sie alle
waren natürlich in Wahrheit von Speer getötet und für kurze Zeit übernommen
worden, um sich Schritt für Schritt bis zu dieser Identität vorzuarbeiten.
»Es war nur eine Frage der
Zeit, bis man ihn gefasst hätte«, redete Speer alias Hyssos weiter, dabei
tippte er auf das Erntemesser, das in einem Plastikbeutel als Beweismittel auf
dem Schreibtisch lag.
»Ich bin dieser Art von
Kriminellen schon einige Male begegnet. Nach einer Weile werden sie nachlässig,
weil sie sich eine Überlegenheit allen anderen gegenüber einreden.« Telemach
griff nach den blutrünstigen Fotos vom Tatort an den Luftdocks. Als sie sie ihm
zeigte, musste sich Speer davon abhalten, genüsslich über die Lippen zu lecken.
»Aber was ... was soll das alles?« Sie zeigte auf den wundervollen, perfekten
achtzackigen Stern, der ins Blut der Toten gezeichnet worden war. »Was hat das
zu bedeuten?« Er nahm den Hauch von Angst in ihrem Ton wahr und erfreute sich daran.
Ja, sie verstand die gewöhnlichen Arten des Todes, wenn ein Mensch einem
anderen das Leben nahm, weil es um so banale Dinge wie Geld oder Macht, Wut
oder Lust ging. Aber sie konnte nicht begreifen, dass jemand für etwas Größeres
mordete, um dieses Größere zu beschwichtigen. Speer hätte es ihr zu gern
gesagt. Er wollte ihr sagen, dass ihr Blickwinkel eines Insekts auf das
Universum jämmerlich war, naiv und blind für die Realitäten, mit denen ihn sein
Meister bei den Delphos auf Darin und auch später vertraut gemacht hatte.
Hyssos' Gesicht nahm auf seine
Veranlassung hin einen ernsten, besorgten Ausdruck an. »Sabrat hat das nicht
alles allein bewältigt. Sein Komplize Segan ... die beiden waren ein Team.«
»Das passt zwar zu den Fakten«,
befand Laimner, »aber ich kann nicht nachvollziehen, warum Yosef ihn umgebracht
haben soll.«
»Vielleicht eine
Meinungsverschiedenheit«, gab Speer zu bedenken. »Ich weiß nur, dass die beiden
einen Plan ausgeheckt hatten, damit ich mit ihnen allein war, als wir nach Whyteleaf
flogen. Dort musste ich dann mit ansehen, wie Sabrat Segan tötete, ehe ich an
der Reihe sein sollte. Ich hätte ...« Er hielt inne und spielte den beiden ein
entsetztes Schaudern vor. »Fast hätte er mich auch umgebracht«, flüsterte er.
»Und diese ... Symbole?«,
fragte Telemach.
»Es handelte sich um
Ritualmorde«, antwortete er und ließ erst einmal eine dramatische Pause folgen.
»Was wissen Sie über diese Gruppe, die man die Theoge nennt?« Kaum hatte er
ausgesprochen, macht die Hochvogtin eine verächtliche Miene.
»Diese hinterwäldlerischen
Religionsfanatiker? Das ist deren Werk?« Wieder sah sie Laimner an. »Ich habe
ja gleich gesagt dass die was damit zu tun haben. Hab ich's nicht gewusst? Ich
wusste es!«
Speer nickte. »Das ist eine Art
fundamentalistischer Kult, wenn ich das richtig verstanden habe. Allem Anschein
nach war
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